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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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angerufen habe.«
    »Das ist schon okay.«
    »Eswar ziemlich hektisch hier in der Kanzlei.«
    »Das verstehe ich. Ich weiß doch , wie beschäftigt du bist.«
    »Wie geht esdir?« , fragte Jake.
    »Gut. Und dir?«
    »Auch gut.«
    Honey lächelte gekünstelt. »Hör uns an. Als Nächstes werden wir uns
    wahrscheinlich noch über das Wetter unterhalten.«
    »Honey –«
    »Jason« , sagte sie und lächelte unsicher.
    Beim Klang seines Taufnamens zuckte Jake unmerklich zusammen.
    »Du siehst toll aus.«
    »Ich war jeden Tag im Sportstudio in der Hoffnung, dass du mir dort
    über den Weg läufst.«
    »Ich war seit Urzeiten nicht mehr im Studio. Tut mir Leid.«
    »Das muss dir nicht Leid tun. Ich glaube, ich habe ein paar Pfund
    abgespeckt.« Honey versuchte zu lachen, doch es klang mehr wie ein verzagtes Schluchzen. »Ich habe dich so vermisst, Jason.« »Ich dich auch.«
    »Wirklich?«
    Hatte er sie vermisst, fragte Jake sich. In Wahrheit hatte er sie in eine derart entlegene Nische seines Gehirns verdrängt, dass er die ganze Woche kaum an sie gedacht hatte.
    Honey strich ihre widerspenstige rote Mähne aus dem Gesicht. »Ich
    habe überlegt, sie ganz abzuschneiden«, sagte sie.
    »Tu’s nicht.«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es ist Zeit für eine Veränderung.«
    »Ich liebe dein Haar.«
    »Ich liebe dich«, erklärte sie mit Tränen in den Augen. »Verdammt , ich habe mir fest vorgenommen , dass ich das nicht tun wollte.« Sie wischte ihre Tränen weg , atmete tief ein , lächelte ihr schiefes Grinsen und steckte trotzig einen Finger in die Nase. »So besser?« , fragte sie.
    »Viel besser.«
    Sie lachten leise. »Ich könnte es wirklich brauchen, dass du mich in den Arm nimmst«, sagte sie.
    »Honey –«
    »Nur kurz. Nur lange genug, dass ich weiß, dass du keine
    Fantasiegestalt bist wie Cynthia Broome.«
    Was konnte das schaden?, dachte Jake und nahm sie in die Arme.
    »Mein Gott, wie ich das vermisst habe«, flüsterte sie und streckte ihm ihr Gesicht entgegen – ihre Lippen bettelten förmlich um einen Kuss.
    Sie fühlte sich eigenartig an in seinen Armen, merkte Jake. Klein, während Mattie groß war. Rund, wo Mattie fest war. Füllig, wo Mattie flach war. Er war es nicht mehr gewohnt, sie in den Armen zu halten, nicht mehr gewohnt, sich zu verrenken, damit ihre Körper sich
    aneinander schmiegen konnten. Mattie passte viel natürlicher zu ihm, dachte er und zog Honey fester an sich, als wollte er Mattie mit Macht aus seinen Gedanken drücken.
    »Ich liebe dich« , sagte Honey noch einmal.
    Jake wusste, dass sie darauf wartete, dass er das Gleiche sagte, er wusste , dass ihre Liebeserklärung in Wahrheit eine Bitte war , es von ihm zu hören. Warum konnte er es nicht sagen? Er liebte Honey doch , oder?
    Hatte er für sie nicht seine Frau und seine Tochter verlassen? Er war nur nach Hause zurückgekehrt , weil Mattie schwer krank war. Er hatte nur zugestimmt . Honey nicht mehr zu treffen, um Mattie glücklich zu machen, weil er sich besser auf die eine konzentrieren konnte, wenn er die andere nicht sah. Er hatte auf jeden Fall die Absicht, zu Honey zurückzukehren, sobald diese ganze schreckliche Geschichte vorbei war.
    Oder nicht?
    Oder nicht?
    Was war mit ihm los? Er hätte nicht nur um ein Haar seine Karriere
    versenkt, wenn er nicht aufpasste, würde er auch noch Honey verlieren, und das alles nur, weil ihm ein kleines Täuschungsmanöver gefährlich entglitten war. Wie sein Termin mit Frank ein Weckruf gewesen war, so war auch Honeys unerwartetes Auftauchen als Cynthia Broome eine
    Erinnerung an all das, was er zu verlieren hatte, wenn er sich von der fortgesetzten Scharade, die er mit seiner Frau spielte, einlullen ließ.
    Er blickte auf Honey hinunter, die ihn mit noch tränenfeuchten,
    golden schimmernden, braunen Augen erwartungsvoll ansah. Sie war so
    geduldig und verständnisvoll gewesen. Und sie fühlte sich so gut an, dachte er, küsste sie fest auf die Lippen und umfing ihre Pobacken mit beiden Händen, während er sich die weiche Haut unter ihrer rauen Jeans vorstellte.
    »O Jason. Jason«, stöhnte sie, griff mit der Hand unter sein Jackett und zerrte an seinem Hemd. »Schließ die Tür ab«, sagte sie, zog ihre Bluse aus der Jeans und legte seine Hände auf ihre Brüste, während sie ihn wieder und wieder küsste, als wollte sie ihn mit ihrem hungrigen Mund mit Haut und Haaren verschlingen. »Schließ die Tür ab«, drängte sie und führte ihn zu dem Sofa auf der anderen Seite des Büros.

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