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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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weitersprechen, »dass die Zeugen der Anklage den Prozess für mich gewinnen.«
    »Wie ist das möglich?«
    War es Einbildung oder hörte er in Honeys Ton die gleiche
    Verwunderung über diese ungewohnte Redseligkeit, die auch er
    verspürte?
    »Nicht nur das Opfer selbst, sondern auch der Polizeibeamte, der
    meine Mandantin festgenommen hat, haben zugegeben, dass die Frau
    zum Zeitpunkt der Schießerei total weggetreten war. Sogar der vom
    Gericht bestellte psychiatrische Gutachter musste einräumen, dass meine Mandantin höchstwahrscheinlich vorübergehend nicht zurechnungsfähig
    war.«
    »Wieso musste er das einräumen?«
    Jake lachte. »Nun ja, weil ich ihn dazu gezwungen habe.«
    »Du warst also gut, hm?«
    »Ich war sehr gut.« Er verspürte ein leichtes Prickeln der Erregung.
    »Das glaube ich gern.« Honey schob ihre Hand zwischen seine
    Schenkel und heizte das feine Prickeln mit sanfter Massage weiter an.
    Jake stöhnte, als könnte er mit dieser lautlichen Äußerung seinen Körper noch ein wenig mehr erhitzen. »Das ist gut.« Ein wenig verbale
    Ermunterung , dachte er , konnte auch nicht schaden. Er verstand sowieso nicht, was mit seinem verdammten Schwanz eigentlich los war.
    Wieso lag er da so schlapp herum? Das war ja zum Heulen! Noch nie
    zuvor war ihm so etwas passiert. Zornig blickte er abwärts, als hoffte er, so etwas in Bewegung setzen zu können.
    »Entspann dich einfach«, sagte Honey und küsste mit weichen Lippen
    seine Brust. Er fühlte die Wärme ihres Atems und die sanfte Berührung ihrer Lippen, als diese sich auf die seinen drückten und ihr Mund sich öffnete.
    »Das ist schon viel besser«, flüsterte sie, ein Lächeln in der Stimme.
    Jake schloss die Augen und vergrub seine Hände in Honeys roten
    Locken, als sie ihren Kopf zwischen seine Schenkel schob, um mit zarten Lippen sein Geschlecht zu umschließen und mit ihm zu spielen, bis es sich zu regen begann. Sie war eine wunderbare Geliebte, so aufregend, so leidenschaftlich , immer bereit , alles zu tun , was ihn glücklich machte.
    Und in dieser schwierigen Situation mit Mattie war sie so geduldig und verständnisvoll. Wie viele andere Frauen hätten für ihn ihr Leben auf Eis gelegt , wie sie das tat? Wie Mattie es beinahe sechzehn Jahre lang getan hatte , erkannte er mit plötzlichem Erschrecken.
    »Jason, was ist?«
    »Wieso?« Jakes Blick flog von Honeys verwirrtem Gesicht zu seinem
    neuerlich erschlafften Mannesstolz.
    »Ich dachte einen Moment lang, es täte sich was.«
    »Entschuldigung.«
    »Woran hast du gedacht?«
    »An nichts.« Er holte tief Atem und seufzte, den Blick auf die Katze gerichtet , die ihn vom Fußende des Bettes aus fixierte. Wieder musste er an Mattie denken. Sie hatte den ganzen Tag verdächtig heiter gewirkt. Er hatte sie zur Radiomusik singen gehört, als er im Arbeitszimmer am
    Schreibtisch gesessen hatte, und er sah jetzt noch das Mona-Lisa-Lächeln vor sich, mit dem sie ihm geantwortet hatte, als er gesagt hatte, er müsse heute Abend noch einmal weg und käme wahrscheinlich erst spät nach
    Hause. Sie hatte nicht einmal gefragt, wohin er gehe, dabei hatte er sich extra eine Erklärung zurechtgelegt. Sie hatte nur gesagt: »Ich gehe auch aus.«
    »Du denkst an Mattie, richtig?«
    »Mattie? Aber nein.« War er so leicht zu durchschauen?
    »Wie geht es ihr?« Honey war offensichtlich nicht überzeugt von
    seiner Antwort.
    »Eigentlich immer gleich.«
    »Hoffentlich weiß sie, was für ein wunderbarer Mann du bist.«
    Jake zwang sich zu einem Lächeln. Mattie weiß genau, was für ein
    Mann ich bin, dachte er mit bitterer Ironie. Darin lag der Unterschied zwischen den beiden Frauen: Die eine kannte ihn nur allzu gut, die
    andere kannte ihn überhaupt nicht. War das der Grund, weshalb er hier war?
    »Ich hebe dich, Jason«, flüsterte Honey und hob ihm ihr Gesicht
    entgegen.
    »Entschuldige«, sagte Jake. »Was sagtest du?«
    »Ich sagte, ich liebe dich.«
    »Warum?«, fragte Jake zu seiner eigenen Überraschung. »Warum liebst
    du mich?« Warum stellte er diese Frage? Er hasste es, wenn Frauen so etwas fragten, als gäbe es Gründe für Gefühle. Und jetzt tat er genau das Gleiche. Warum?, fragte er sich und hätte beinahe gelacht.
    »Warum ich dich liebe?«, wiederholte Honey. »Ich habe keine
    Ahnung. Warum liebt man einen anderen Menschen?«
    Diese Antwort , beinahe Wort für Wort die , welche er gegeben hätte , war seltsam, beinahe irritierend unbefriedigend. Es gab eine Zeit für die Wahrheit und

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