Zähl nicht die Stunden
eine Zeit, wo die Wahrheit nicht ausreichte. Das erkannte er jetzt. »Lass mich überlegen« , kehrte Honey zu seiner Frage zurück , als spürte sie sein Missvergnügen. »Ich liebe dich, weil du klug bist, sensibel, sexy –«
»Heute Abend nicht besonders« , schränkte er ein.
»Ach was , der Abend fängt ja gerade erst an« , sagte Honey. Sie lachte, aber das Lachen klang hohl, wie Matties Lachen manchmal, wenn sie unglücklich war. Jake schüttelte den Kopf, als könnte er sich damit von den Gedanken an Mattie befreien. Du warst nicht eingeladen zu diesem Ausflug, schimpfte er im Stillen. Geh nach Hause.
Aber sie war nicht zu Hause. Sie war aus. Wo? Wahrscheinlich mit
Lisa oder Stephanie oder irgendeiner anderen Freundin im Kino. Mattie hatte massenhaft Freundinnen , wohingegen er selbst, abgesehen von den Freundschaften, die er über Mattie geschlossen hatte, keine eigenen Freunde hatte.
»Wie geht ’ s mit deinem Buch voran?«, fragte er Honey, deren Zunge an seinen Brustwarzen spielte.
»Mein Buch? Du willst über mein Buch reden?«
Das Thema, sagte sich Jake, war so gut wie jedes andere. Wenigstens
so lange, bis es ihm gelang, Mattie aus seinen Gedanken zu vertreiben.
Mattie war das Hindernis, das seine Lust blockierte. Er musste
versuchen, sie loszuwerden.
»Es interessiert mich nur, wie du vorankommst.«
Honey setzte sich auf, kreuzte die Beine und zog sich das rosa-weiße Laken züchtig über den Schoß. Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Jake tat so, als bemerkte er es nicht.
»Ich komme gut voran.«
»Das freut mich.«
»Heute Nachmittag bin ich mit Kapitel drei fertig geworden.«
»Gut.«
»Ja, gut«, wiederholte sie.
»Großartig.« »Großartig.«
Dann folgte Schweigen. Was ist los mit mir?, dachte Jake. Mache ich
allen Ernstes lieber Konversation mit ihr, wo ich doch mit ihr schlafen könnte?«
»Worum geht’s in dem Buch?«, hörte er sich fragen , obwohl er wusste , dass Honey am liebsten nicht darüber sprach.
»Um eine Frau , die sich mit einem verheirateten Mann eingelassen hat.« Honey lächelte befangen, und ihre Stimme zitterte. »Es heißt doch, man soll über das schreiben , was man kennt.« Sie begann plötzlich zu weinen.
»Honey...«
»Ist schon gut. Es ist nichts. Verdammt noch mal. Geht gleich
vorbei.« Zornig wischte sie die Tränen weg. »Ich habe mir fest
vorgenommen , dass ich das nicht tun werde , und ich werde es nicht tun.
Ich werde es nicht tun«, wiederholte sie, als wollte sie sich selbst überzeugen. »Ich hasse Heulsusen.«
»Du bist alles andere als eine Heulsuse.« Jake zog sie in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. Du bist nur durcheinander, dachte er.
Beinahe so sehr durcheinander wie ich. »Es ist doch kein Wunder, dass dich das quält.«
»Ich weiß, dass diese ganze Sache nicht deine Schuld ist. Und ich habe Verständnis , wirklich. Ich weiß , dass wir beide der Meinung waren, es sei das Beste, wenn du zu deiner Frau zurückkehrst, und ich will dich auch nicht unter Druck setzen. Mir ist klar, dass du eine fordernde Geliebte jetzt am allerwenigsten brauchst. Aber es ist eben nicht leicht für mich, Jason. Ach, Mensch! Ich hatte mich so sehr auf heute Abend gefreut.«
Von neuem begannen die Tränen zu fließen.
»Bitte, Honey, hör auf zu weinen.«
»Manchmal habe ich einfach das Gefühl, du entgleitest mir.«
»Ich gehe nirgendwohin.«
»Ich will dich nicht verlieren.«
»Das wirst du auch nicht.«
»Ich bin keine Kämpfernatur, Jason. Das war immer schon ein
Problem von mir. Ich habe mich nie wirklich auf etwas eingelassen.
Nicht auf meine Ehe und nicht auf meinen so genannten Roman. Immer
halte ich etwas zurück. Ich riskiere nie etwas , und ich werfe viel zu schnell die Flinte ins Korn. Aber jetzt nicht mehr« , erklärte sie und straffte mit neuer Entschlossenheit die Schultern. »Zum ersten Mal in meinem Leben riskiere ich mich selbst. Ich warne dich , Jason. Ich werde um dich kämpfen. Und ich werde vor nichts zurückschrecken, wenn es
darum geht, dich zu halten.«
Jake küsste ihr die Tränen vom Gesicht. Es ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe, dachte er, während er die Tränen an ihrem
Mundwinkel ableckte und mit seiner Zunge ihre Lippen öffnete. Honey
schlang ihm mit einem Stöhnen die Arme um den Hals und öffnete ihre
Schenkel. Jake spürte, wie endlich sein Geschlecht sich regte, und drang mit einem heftigen Stoß in Honey ein. Honey schrie laut auf und grub ihre
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