Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
herumhuschte und dafür sorgte, dass sie in Sicherheit waren, dass es ihnen gut ging.
Sie war die geborene Mutter. Niemand würde Rachels Kindern jemals wehtun. Vor allem nicht ihr Vater.
»Ach so«, meinte Bree. »Es geht mir gut. Danke der Nachfrage!« Das war ihre Standardantwort. Sie ging in ihr Büro und erinnerte sich an einen Tag im letzten Jahr, kurz vor Weihnachten, als Rachel in ihr Büro gekommen war und sie beim Weinen erwischt hatte. Damals hatte Bree auch versucht, ihr zu versichern, dass alles in Ordnung sei, aber Rachel hatte nicht lockergelassen. Auf einmal war alles über ihren Vater, der im Sterben lag, und ihre Mutter, die wollte, dass sie wieder nach Hause kam, aus ihr herausgesprudelt. All die Dinge, die sie in sich verschlossen hatte. Genauso, wie es an diesem Morgen bei ihrer Mutter gewesen war.
Sie verschloss alles in sich, bis es irgendwann rausmusste. Bis sie nicht mehr kontrollieren konnte, welche Worte aus ihrem Mund kamen. Weil nichts je in Ordnung gewesen war und sie immer gelogen hatte.
Was würde passieren, wenn sie darüber sprach?
Was wäre geschehen, wenn sie es Luke letzte Nacht erzählt hätte? Wenn sie ihm von Marbury erzählt hätte, wie er sie angeschrien hatte und sie auf einmal wieder das kleine Mädchen gewesen war, das sich nicht verteidigen konnte, das es nicht aufhalten konnte, so wie sie sich damals im Puppenhaus mit ihrem Vater gefühlt hatte? Was wäre, wenn sie Luke erzählte, dass ihr Vater irgendwann beschlossen hatte, sie sei zu alt, um weiterhin bestraft zu werden, und dass sie sich dann tatsächlich verloren, abgelehnt, nicht länger gewollt, nicht mehr wie jemand Besonderes gefühlt hatte? Dass sie später Männer gesucht hatte, die sie genauso behandelten und bei denen sie sich wie jemand Besonderes gefühlt hatte, selbst wenn sie ihr wehtaten? Ganz besonders , wenn sie ihr wehtaten.
Was wäre, wenn sie ihm alles erzählt hätte? Wäre er dann geblieben? Oder hätte ihn das für immer verscheucht?
Bree schaffte es bis in ihr Büro, bevor ihre Beine nachgaben. Voller Verzweiflung griff sie nach ihrer Gießkanne, damit sie nicht nachdenken musste. Es war noch ein wenig Wasser darin. Sie benetzte die Erde des Philodendrons, er brauchte nicht viel Wasser. Sie zupfte einige gelbe Blätter ab, warf sie in den Müll und wischte den Staub von den glänzenden neuen Blättern. Es hatte sie immer beruhigt, sich um die Pflanze zu kümmern. Es war so gesund. Sie konnte für sie sorgen, sie umsorgen. Wie für ein Kind.
»Wie geht es Ihnen, Bree?«
Erin stand in der Bürotür und lächelte ein wenig zu breit, als ob sie ebenfalls Angst vor dem hätte, was aus Brees Mund kommen mochte.
»Mir geht es gut«, antwortete Bree. Ich habe nur gerade meiner Mutter erzählt, dass mich mein Vater als Kind missbraucht hat und dass ich sie dafür hasse, dass sie ihn nicht aufgehalten hat. Aber ansonsten ist alles bestens. Sie ballte die Fäuste, damit die Worte nicht aus ihr herausströmten.
Aber Bree fragte sich, wie ihr Leben ausgesehen hätte, wenn sich ihre Mutter so um ihre Tochter gekümmert hätte wie Bree um ihren Philodendron.
Dann sagte Bree sehr rational und sehr nachdenklich, ohne dass etwas aus ihr heraussprudelte: »Wissen Sie, eigentlich ist doch nicht alles in Ordnung.«
Die Welt brach nicht auseinander. Erin schrie sie nicht an, beschimpfte sie nicht als dumm oder rief die Männer mit den weißen Kitteln. Sie fragte nur: »Wollen Sie darüber reden?«
Bree war niemals ehrlich. Sie sagte anderen nie, was sie dachte. Sie gab nie ihre Geheimnisse oder ihre Ängste preis. Bei niemandem. Nicht einmal bei Luke.
Himmel noch mal, vergiss die mütterliche Pflege, Bree kümmerte sich ja nicht einmal so gut um sich selbst wie um ihre Pflanze. Sie nahm einfach alles hin, wie es war. Als ob sie es verdient hätte. Hatte sie Marbury verdient?
Vielleicht wurde es Zeit, mal ehrlich zu sein. Eine Grenze zu ziehen. Sie würde nie reifer werden, wenn sie es nicht tat. »In Marburys Gegenwart fühle ich mich nicht wohl.«
Erin schloss die Tür und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite des Schreibtischs. »Es tut mir leid, wie das gestern aus dem Ruder gelaufen ist. Setzen Sie sich! Reden wir darüber.«
Bree setzte sich wie befohlen, als ob es nicht ihr Büro wäre. »Es war nicht nur gestern. Ich habe mich schon immer so gefühlt.« Sie kam sich komisch vor, als hätte sie ihren Körper verlassen, als würde ihre Seele an der Decke schweben und auf die beiden
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