Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
Er atmete tief und gleichmäßig. In der großen, gefliesten Dusche stellte sie das Wasser so heiß, dass sie sich beinahe verbrühte, als sie sich in den Strahl begab. Sie stand dort, solange sie es ertragen konnte, aber sie war schwach und musste das Wasser etwas kälter stellen, damit es nicht zu sehr brannte.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie auf einmal seinen Körper neben sich spürte, der sich hart und kalt an ihre brennende Haut drückte. Sie hatte die Tür gar nicht gehört. Er seifte sie zwischen den Beinen und unter den Achseln ein und griff dann nach dem Shampoo. Seine Berührung war so sanft und zärtlich, dass sie beinahe geweint hätte.
Als sie fertig waren, zog er seinen Bademantel über und wickelte sie dann in ein riesiges Badehandtuch und trug sie auf die Sonnenterrasse hinter dem Haus, die man von draußen nicht einsehen konnte, wo er sich mit ihr im Arm auf einem Liegestuhl niederließ.
Ihr Kopf ruhte an seiner Brust, und sie war kurz davor, wieder einzuschlafen. Bis seine Stimme an ihr Ohr drang.
»Erzähl es mir jetzt! Ich befehle es dir«, fügte er hinzu, als er befürchtete, sie würde weiterhin schweigen, wenn er nicht ausdrücklich von ihr verlangte, ihn einzuweihen.
Sie wusste, was er wollte. »Er ist tot«, murmelte sie und fühlte sich fast so, als wäre sie in Trance. »Ich war dabei, als er gestorben ist. Sie sagten, er sei weggeschwebt, und ich bilde mir ein, es gesehen zu haben, bin mir aber nicht sicher.«
Er schwieg lange Zeit, und ihr Kopf bewegte sich mit jedem seiner Atemzüge auf und ab. »Wann?«, fragte er, ohne sie zu trösten.
Das hätte sie auch gar nicht gewollt. »Heute Morgen.«
»Warum bist du nicht bei deiner Mutter geblieben?«
»Sie hat mich gebeten zu gehen. Sie braucht mich nicht mehr. Es war ihr egal. Also bin ich gegangen.«
Luke hörte den Schmerz hinter ihren Worten und spürte, wie er in ihrem Körper vibrierte. Sie weinte nicht. Sie war über das Weinen hinaus. Alles, was er tun konnte, war, ihren Schmerz in sich aufzunehmen und ihn für sie zu absorbieren, wie das Porträt von Dorian Gray das Böse aufgenommen hatte.
Er verzichtete darauf, ihr sein Beileid auszusprechen, und er fragte auch nicht, wieso sie harten Sex anstelle von Trost gebraucht hatte. Er fragte nicht einmal danach, wieso sie ihm die Lügengeschichte mit den beiden Doms im Klub erzählt hatte, anstatt mit ihm über ihren Vater zu sprechen. Seiner Vermutung nach hatte sie gewusst, dass er sie härter ficken würde, wenn sie ihn so anlog, und dass er ihr das, was sie wollte, nie gegeben hätte, wenn sie ihm zuerst von ihrem Vater berichtet hätte. Sie kannte ihn so gut und wusste, dass ihn die Geschichte, wie sie bei den beiden Doms einen Höhepunkt nach dem anderen hatte, in den Wahnsinn treiben würde. Er konnte es ihr nicht einmal verdenken. Es sprach für sie, wie gut sie ihn manipulieren konnte. Entweder spielte er mit oder er stieg aus. Aber er hatte es akzeptiert. Er wollte sie auf jede Weise, wie er sie haben konnte. Jetzt gab er ihr seinen Schoß, auf den sie sich kuscheln konnte, legte die Arme um sie und ließ sie reden, wenn sie das wollte.
Doch seine sanfte Befragung war noch nicht zu Ende. »Braucht ihr bei der Beerdigung Hilfe?«
»Darum haben sich meine Eltern schon zusammen gekümmert«, murmelte sie leise, als ob sie unter Hypnose stünde. »Früher. Als die Ärzte sagten, er soll über ein Hospiz nachdenken, haben sie alles geregelt.«
Als sie dem Patienten mitgeteilt hatten, dass für ihn keine Hoffnung mehr bestand. »Dann ist also alles geplant. Das ist gut.« Zumindest hatten sie eine Sorge weniger, fand er.
»Meine Mom lässt ihn einäschern. Keine Urne.« Sie seufzte und fügte dann leise hinzu: »Nur Staub und Asche.«
Da sie diese Worte ohne besondere Betonung aussprach, wusste er nicht, was sie darüber dachte. In ihm tat sich ein Loch auf. War das nicht das, was ihnen allen bevorstand, Staub und Asche? Da war es umso wichtiger, sich jetzt alles zu nehmen, was man bekommen konnte.
»Hat er ein Testament gemacht?«
»Alles ist fein säuberlich aufgeschrieben und ordentlich geregelt«, flüsterte sie.
Offensichtlich unterdrückte sie ihre Trauer und ihren Schmerz. Zuerst hatte sie es mit dem Sex getan, jetzt setzte sie diesen fast schon kindlichen Tonfall dazu ein.
»Wenn du irgendetwas brauchst …«
»Tue ich nicht«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Mir geht es gut. Jetzt geht es uns allen gut. Alles ist in Ordnung.« Ihre Worte schienen
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