Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
dass er sie jahrelang getragen hatte.
Es war verrückt. Bree hielt ein Hemd hoch, von dem sie hätte schwören können, dass er es schon zu ihrer Collegezeit angehabt hatte. »Das hätte schon vor zehn Jahren in den Müll gekonnt.«
»Du kennst deinen Vater.« Ihre Mom lächelte, und das Lächeln war auf seltsame Weise sentimental, als ob sie jetzt, da er tot war, so tun konnte, als gäbe es etwas, was sie vermisste.
In der Kommode lag ein Stapel neuer Hemden, an denen noch die Preisschilder hingen. »Er wollte sie erst anziehen, wenn die anderen weggeworfen werden«, erklärte ihre Mutter.
Bree räumte die nächste Schublade aus, und auf einmal blieb ihr Herz einfach stehen. Dieses Hemd hatte sie schon sehr lange Zeit nicht mehr gesehen. Es war sehr viel älter als die anderen, stammte aus der Zeit, als sie in der Mittelschule, vielleicht sogar noch in der Grundschule war. Später hatte er Khakihemden getragen, weil er sie im Dutzend billiger bekam, aber das hier war ein blaues Leinenhemd, auf dem sein Name über der Brusttasche eingestickt war, und es roch sogar noch leicht nach ihm, seinem typischen Geruch aus Motoröl vermischt mit billigem Aftershave. Sie wagte es nicht, die Augen zu schließen. Wenn sie es tat, würde sie ihn darin vor sich sehen. Wie er sich über sie beugte. Und sie würde ihn riechen.
Sie stopfte das Hemd in den Müllsack.
»Bree, da ist doch nichts dran.«
Es war sogar sehr viel dran , aber davon schien ihre Mutter nichts zu ahnen. »Es ist voller Schmiere. Das will doch niemand mehr haben.«
»Ein Arbeiter kann das noch brauchen.«
Sie sah ihre Mutter an, und ihre Gesichtszüge wurden hart. »Das werfen wir weg, Mom.« Sie stand auf, ging durch den Flur und die Hintertür neben der Garage zu den Mülltonnen. Sie warf die Mülltüte in eine Tonne und knallte den Deckel zu. Wenn ihre Mutter im Müll nach dem Hemd suchen wollte, dann sollte sie das ruhig tun.
Als sie wieder im Schlafzimmer war, bekam sie Angst vor weiteren Erinnerungen und brachte es nicht über sich, noch eine Schublade auszuräumen. »Ich übernehme das Bad.«
Bree warf seine Zahnbürste, seinen Rasierapparat, das verdammte Aftershave und sein Deo weg. Die übrig gebliebenen Medikamente steckte sie in eine Tüte, in die sie auch die hineinwarf, die noch auf dem Nachttisch standen. Dann googelte sie kurz und stellte fest, dass sie die Arzneimittel in jeder Apotheke abgeben konnte. Das würde sie gleich am nächsten Tag machen.
Ihre Mom stand jetzt vor dem Schrank, in dem ihr Vater seine bessere Kleidung, die Polohemden und guten Schuhe aufbewahrte. Jede Tüte, die ihre Mutter füllte, wurde von Bree in die Garage getragen und in den Kofferraum des Wagens ihrer Eltern geworfen. Als der voll war, kamen die Tüten in ihren Wagen. Am nächsten Tag würden sie sie zum Roten Kreuz bringen.
Mit jeder neuen Tüte schienen sie schneller zu werden, sich mehr anzustrengen und weniger zu reden. Hin und wieder fragte Bree ihre Mutter, ob sie ein Kleidungsstück behalten wollte. Derweil grübelte sie darüber nach, was ein Psychiater wohl zu ihrer Manie gesagt hätte.
Als sie mit dem Schlafzimmer fertig waren, gingen sie in die Stube und entsorgten seine Lesebrille, die Sport- und Mechanikermagazine und die Detektivromane.
»Ich werde jemanden kommen lassen, der diesen Sessel abholt.« Den Sessel ihres Vaters. »Er ist widerlich und schmutzig.« Ihre Mutter rümpfte die Nase, als sie die Jahre alten Flecken von Senf, Whiskey und all den anderen Dingen, mit denen er gekleckert hatte, betrachtete. Sie holte eine geblümte Tischdecke aus dem Schrank im Flur und warf sie darüber, um sie dann so festzustecken, dass es nicht mehr wie sein Sessel aussah. »Zumindest muss ich ihn jetzt nicht mehr sehen.«
»Lass uns in der Küche weitermachen«, schlug ihre Mutter mit leuchtenden Augen vor. Sie ging voran. »Ich hasse Whiskey«, stellte sie klar und goss den Inhalt der Flasche in den Ausguss. Der Southern Comfort und der Tequila folgten, beim Bourbon und beim Rum winkte sie jedoch ab. »Die kann ich noch zum Kochen verwenden.« Sie schlug vor, einen Rumkuchen zu backen.
Sie warfen auch seine gezuckerten Frühstücksflocken weg. Ihre Mom mochte Haferflocken mit Rosinen und schlichte Cornflakes. »Blauschimmelkäsedressing habe ich schon immer gehasst.« Fast schon fröhlich warf sie es in den Mülleimer. »Und auch alles mit Curry.« Sie verzog das Gesicht. In den letzten vierzig Jahren hatte sie jeden Donnerstag Curryrind mit
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