Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
seinem Kind etwas Schlimmes machen konnte.
Und doch taten Väter so etwas ständig.
Es war schon früher Nachmittag, als sich Bree auf den Heimweg machte, nachdem sie Milch, Brot und all die anderen Dinge auf dem Einkaufszettel ihrer Mutter besorgt hatte.
Vor lauter Schuldgefühlen war ihr ganz flau im Magen. Sie hatte ihre Mutter zu lange alleine gelassen. Aber sie hätte es in diesem Haus keine Sekunde länger ausgehalten, ohne Luke zu sehen.
Eine seltsame Wärme hatte sich in ihr ausgebreitet, als er sie im Arm gehalten hatte. Sie war ein wenig durchgedreht und hatte ihm die widerlichste Geschichte aufgetischt, die ihr eingefallen war, und ihn förmlich angefleht, sie zu missbrauchen. Er hatte ihr alles gegeben, doch in den Minuten danach war es ihr vorgekommen, als hätte sie ein anderer Mann berührt und beruhigt. In vielerlei Hinsicht war er so normal und ausgeglichen. Selbst der Sex war nicht übermäßig pervers. Er bezeichnete ihn zwar als nicht normal, aber ein Single-Mann, der hin und wieder in einen Sexklub ging oder ein wenig mit Bondage herumexperimentierte, fiel nicht wirklich aus der Norm. Sie war hingegen deutlich weiter am Rand des Spektrums angesiedelt. Aber das war ihm egal. Er gab ihr, was sie brauchte.
Als sie in der Auffahrt ihrer Eltern hielt, umklammerte Bree das Lenkrad. Auf der einen Seite gab es Lukes Haus, und auf der anderen stand dieser Ort mit seinen dunklen Mauern und finsteren Zimmern. Sie stieg aus dem Wagen und merkte, dass die wunderbare Zufriedenheit, die Luke ihr in jenen Momenten im Bett, in der Dusche und in seinen Armen geschenkt hatte, verschwunden war. Sie empfand nichts als Müdigkeit.
Jetzt musste sie noch so lange durchhalten, bis die Asche ihres Vaters verstreut war. Dann konnte sie nach Hause gehen. Konnte sie das wirklich? Auf einmal befürchtete sie, dass ihre Mutter sie mehrere Wochen oder Monate lang brauchen würde. Ihre Mom hatte keine Freunde, sie war ganz alleine. Brees Vater hatte ihr nie gestattet, sich mit anderen Menschen anzufreunden. Er hatte behauptet, es nicht zu mögen, alleine zu sein, wenn sie ausging, aber es war nur eine weitere Art gewesen, sie zu kontrollieren und von ihm abhängig zu machen.
Sie öffnete die Tür und rief: »Mom.« Ihre Stimme schien in der Stille widerzuhallen.
Sie betete, dass ihr Vater fort war. Nicht nur sein Geist, sondern auch sein Körper.
»Ich bin hier hinten, Bree.« Die Stimme ihrer Mutter, die seltsam fröhlich klang, kam aus dem Flur.
Sie folgte dem Geräusch. Ihre Mutter hatte das Krankenhausbett im Schlafzimmer ans Fenster geschoben, sodass sie mehr Platz hatte. Zum Glück war es leer. Bree merkte erst, dass sie die Luft angehalten hatte, als sie sie erleichtert herausließ. Dann sah sie das Puppenhaus durch das Fenster, das süß und harmlos in der Nachmittagssonne stand, und ging so weit zur Seite, bis es außer Sicht war.
Ihre Mom saß auf einem Hocker vor der Kommode und stopfte T-Shirts, Unterwäsche und Socken in einen großen schwarzen Müllsack.
»Was machst du da, Mom?«
»Ich will die Sachen gleich zum Roten Kreuz bringen.«
»Die nehmen keine Unterwäsche.«
Ihre Mom verzog den Mund und starrte den Müllsack kurz an. Dann lächelte sie auf einmal. »Du hast recht. Holst du mir für die anderen Sachen bitte eine Mülltüte aus der Küche?«
Ihr Vater war noch nicht einmal eingeäschert worden. Bree war sich nicht einmal sicher, ob sein Körper überhaupt schon komplett kalt und steif war.
Stirb, du Arschloch, stirb endlich!
Ihre Mutter hatte gewartet.
Auf einmal sah ihre Mom nachdenklich aus. »Wie entsorgt man eigentlich Medikamente? Gehören die nicht in den Sondermüll?«
»Das kann gut sein. Ich werde mich mal im Internet schlaumachen.«
»Ach, das können uns bestimmt auch die Leute vom Hospiz sagen, ich habe schon angerufen, damit sie das Bett abholen.«
»Du musst das nicht alles sofort machen, Mom.« Das war ja richtig erschreckend.
»Was soll ich denn sonst tun? Hier rumsitzen und Trübsal blasen?« Ihre Mutter wedelte mit der Hand. »Und jetzt hol den Müllbeutel, damit wir das ganze Zeug loswerden!«
Oh ja, das war wirklich erschreckend!
17
Zwei Stunden lang sortierten Bree und ihre Mutter die Sachen ihres Vaters danach, was noch brauchbar war und was weggeworfen werden konnte. Alle Arbeitsklamotten ihres Vaters und die Sachen, die er bei der Gartenarbeit getragen hatte, wanderten in den Müll. Einige seiner Hemden waren fadenscheinig, und sie erinnerte sich daran,
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