Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
Feigling. Immer nur reagieren, aber nie agieren.
Tu es, tu es, tu es!
Sie stand zu schnell auf, und ihr wurde schwindelig. Dann drehte sie beinahe durch, als Erin nicht in ihrem Büro saß. Vor einigen Minuten war sie doch noch da, Herrgott noch mal! Wo konnte sie denn nur hingegangen sein?
»Ist alles in Ordnung, Bree?«
Sie zuckte zusammen und hätte beinahe aufgeschrien, konnte sich aber im letzten Moment noch zusammenreißen. »Dominic.« Wo war der denn hergekommen? Sie merkte, dass ihre Hände feucht wurden.
»Wie geht es deinem Dad?«
»Er ist tot.« Die Worte kamen einfach aus ihrem Mund. Nimm sie zurück, nimm sie zurück! So direkt hatte sie es nicht sagen, sondern eher behutsam darauf hinarbeiten wollen. Aber jetzt war es zu spät.
»Oh Gott, Bree! Das tut mir so leid.« Dominic berührte ihren Arm. Er war groß, über einen Meter neunzig, und wegen seiner Größe hätte sie sich am liebsten bei ihm angelehnt und ihr Gesicht in seinem dunklen Haar vergraben. Nicht auf sexuelle Weise. Nicht einmal so, wie sie von Luke getröstet werden wollte. Aber Dominic war nun einmal ein starker und gütiger Mann. Und er wollte nichts von ihr. Bei ihm war man sicher.
Seine Augen verdunkelten sich voller Mitgefühl, und er musterte ihr Gesicht, als ob er darin lesen könnte. »Du hättest uns anrufen können. Du musstest doch heute nicht herkommen.«
Was hatte er von ihr erwartet? Die Situation war völlig anders gewesen, als sie Jay verloren hatten. Ein Kind war etwas anderes als ein alter Mann. Eine plötzliche Tragödie nicht zu vergleichen mit einer Krebserkrankung, von der die Familie monatelang gewusst hatte. Der Anfang des Kummers anstatt das Ende einer langen, schlimmen Reise. Als Dominic nach der Sache mit Jay wieder zur Arbeit gekommen war, hatte er ausgesehen wie ein Geist, durch den man hindurchsehen konnte.
Bei Bree war das anders. Sie war nicht traurig. Sie spürte nichts außer Erleichterung und Schuld. Aber sie wollte nicht, dass Dominic diese falschen Gefühle mitbekam.
»Ich bin einfach froh, dass er von seinem Leiden erlöst wurde.« Wie ein Hund, den man eingeschläfert hatte. Oh ja, genau das sollte Dominic doch nicht hören.
Er nickte, und seine Augen wirkten umwölkt. Bestimmt dachte er an Jay, und es tat ihr leid, dass sie es war, die ihn an seinen Sohn erinnerte.
Dennoch berührte er sie voller Sympathie und Mitgefühl an der Schulter. »Du solltest bei deiner Mom sein, Bree, und nicht hier.«
»Sie hatte was zu erledigen.« Ihre Mom brauchte sie nicht. Sie warf nur weitere Sachen aus dem Haus. An diesem Tag wollte sie die Garage aufräumen, in der ihr Vater all seine Werkzeuge aufbewahrte. Bree hatte sie gebeten, besonnen vorzugehen und nichts wegzuwerfen, was sie noch für die Pflege des Hauses und des Gartens brauchten.
Aber diese Verrücktheit konnte sie Dominic natürlich nicht eingestehen. Stattdessen fügte sie hinzu: »Sie kommt schon klar. Meine Mom ist unerschütterlich.« Selbst das klang noch nicht nach einer Erklärung, also redete sie schnell weiter. »Sie muss immer irgendetwas tun. Immer in Bewegung, das ist meine Mom.« Sie versuchte zu lächeln und merkte, dass es nicht richtig funktionierte. »Ich hatte das Gefühl, dass sie ein wenig alleine sein wollte, um sich an alles zu gewöhnen und es zu begreifen …« Sie sprach nicht weiter, weil sie selbst merkte, dass sie sich mit ihrem bedeutungslosen Geplapper nur weiter in die Bredouille brachte.
Falls Dominic ihr Gestammel bemerkt hatte, so erwähnte er es nicht. Er schüttelte einfach nur mitfühlend den Kopf. »Ich weiß, wie schwer das ist. Darum ist das auch eine Zeit, in der die Familie zusammen sein muss. Fahr nach Hause! Wir kommen schon klar.«
»Aber ich muss noch die Schecks überprüfen.«
Er sah sie irritiert an. »Das kann Erin erledigen. Fahr nach Hause, Bree!«
Auf einmal war sie froh, dass sie mit Dominic und nicht mit Erin gesprochen hatte. Er fragte nicht nach Einzelheiten, er wollte keine Details wissen. Außerdem fand er die richtigen Worte und stellte keine Fragen, die sie auffliegen lassen konnten. Aber sie versteckte sich hinter ausweichenden Antworten und idiotischem Geplapper, anstatt das zu sagen, was gesagt werden musste. Sie musste sich langsam mal ändern und Rückgrat zeigen. Zum Angriff übergehen. Beschließen, was zu tun war, anstatt die Entscheidungen von anderen treffen zu lassen.
Doch nicht an diesem Tag. Nach einigen weiteren belanglosen Worten nutzte Bree die Gelegenheit,
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