Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
Schnell legte sie ihm einen Finger auf die Lippen. »Sag nichts! Ich weiß überhaupt nicht, warum ich dir das alles erzähle.«
Er wusste nicht, wie er sie aufbauen sollte.
»Aber es ist Zeit zu gehen«, meinte sie, und der Augenblick war vorbei. »Ich muss morgen früh arbeiten.«
Es würde andere Nächte geben. Sie brauchte ihn. Dessen war er sich ganz sicher.
Aber war er auch gut für sie?
22
Sie hatte sich letzte Nacht ins Haus geschlichen aus Angst, ihre Mutter würde sie in dem Bustier, dem kurzen Rock und den Netzstrümpfen sehen und sie fragen, was zum Teufel sie getrieben hatte.
Bree dachte immer wieder daran, was sie Luke im Wagen gesagt hatte. Dass sie nicht wusste, wie sie von ihrer Mom wegkommen sollte. Dieser bizarre Gedanke war ihr gekommen, als sie in seinen Armen gelegen hatte, geborgen und sicher, und als ihr Verstand einen dunklen Ort angesteuert hatte. Es war schon seltsam, dass sie erst dieses heiße Szenario im Klub erlebt hatten, gefolgt von den Dingen, die er mit ihr auf dem Rücksitz angestellt hatte, und sie dennoch von diesen bösen Gedanken gepeinigt wurde.
Sie hätte sich darauf konzentrieren sollen, dass er die Gelegenheit gehabt hatte, sie wegzugeben, und es nicht getan hatte. Er spielte seine Rolle so perfekt. Er war so gut darin, und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er seine Drohungen auch in die Tat umsetzen würde. Aber damit hätte er alles ruiniert.
Doch jetzt hatte sie keine Zeit, um darüber nachzudenken. Sie musste diesen Tag überstehen und Erin von ihrem Vater erzählen. Viel länger konnte sie es nicht mehr vor sich herschieben.
»Tschüss, Mom«, rief sie, bevor sie zur Arbeit fuhr.
Ihre Mutter steckte den Kopf aus der Küchentür. »Dann bis heute Abend, Schatz. Kommt Luke wieder vorbei?«
Das äußerst hoffnungsvolle Lächeln ihrer Mutter und ihre strahlenden Augen hatten etwas Irritierendes an sich. Als ob sie all ihre Hoffnungen auf Luke setzte. Vielleicht brauchte Bree ja einen Beschützer, aber nicht auf die Art, an die ihre Mutter dachte. Sie war finanziell abgesichert. Ihr fehlte allein die emotionale Sicherheit. Für fünf Sekunden, nachdem sich Luke letzte Nacht aus ihr zurückgezogen hatte, war sie da gewesen, um dann wieder zu verschwinden. Sie schien weder einen Mann noch diese Sicherheit halten zu können.
»Mom, wir können uns nicht in allem von ihm abhängig machen.«
Ihre Mutter wedelte nur mit der Hand und verschwand wieder in der Küche. Es war, als ob sie nicht begriffe, dass sie in der Beziehung mit Brees Vater abhängig gewesen war. Und wenn man von jemandem abhängig war, dann konnte man nicht gehen, wenn man es wollte. Das müsste ihre Mutter doch wenigstens wissen.
Jetzt zur Arbeit. Vom Haus ihrer Mutter aus musste sie nicht weit fahren. Sie wappnete sich, als sie auf die Vordertür zuging. Rachel winkte ihr enthusiastisch aus ihrem winzigen Büro zu. Auf der anderen Seite konnte sie Erin an ihrem Schreibtisch sitzen sehen. Sie schien in etwas auf ihrem Computermonitor vertieft zu sein und fuhr mit einem Finger über den Bildschirm. Aus der Fertigung war Santana, Steves Lieblingsband, zu hören. Steve, der für die Qualitätssicherung verantwortlich war, sah aus wie ein ehemaliger Hell’s Angel mit all den dazugehörigen Tattoos und hörte auch die entsprechende Musik. Bree lief in ihr eigenes Büro, warf den Regenschirm neben den Aktenschrank und hängte ihren Mantel an den Haken. Noch regnete es nicht, aber der Himmel war bereits dunkel und wolkenverhangen.
Bitte zwing mich nicht dazu!
Würde diese armselige Stimme in ihr denn niemals verstummen?
Okay, tief durchatmen. Diverse Ängste rauschten durch ihren Kopf, sie bekam eine Gänsehaut und weiche Knie. Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
Sie hatte Angst, dass Erin glauben würde, sie sei zu keinen Gefühlen fähig. Was wäre, wenn Erin nach der Beerdigung fragen würde oder sogar daran teilnehmen wollte? Wie sollte sie erklären, dass es keine geben würde? Sie würde sich nicht normal verhalten können, und Erin würde Fragen stellen. Natürlich würde sie wissen wollen, warum Bree am Tag nach dem Tod ihres Vaters zur Arbeit gekommen war, ohne es auch nur zu erwähnen. Und dann würde Erin wissen, dass mit Bree etwas ganz und gar nicht stimmte.
Sie hätte es Erin gleich am Montag erzählen sollen. Da hätte sie den Test noch bestanden. Vielleicht wäre es besser, zu warten, bis Erin zu ihr kam und sich nach ihrem Befinden erkundigte, was sie gewiss tun würde.
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