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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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Sie packte ihn an der köstlich weichen Partie um seine Mitte und zog ihn zum Bett, das protestierend quietschte. Sie wusste, dass sie nach Schweineschmalz, schalem Rauch und Bier stank, aber das schien ihm nichts auszumachen. »O Gott«, sagte er immer wieder.
    Wie er sie auszog, beeindruckte sie die Leichtigkeit, mit der er ihr das Kleid über den Kopf streifte, ohne sich mit dem Reißverschluss in ihrem Pferdeschwanz zu verheddern, die geübten Bewegungen, mit denen er ihr Haar aus dem Gummiband löste. Bestimmt hatte er eine Tochter. Männer mit Töchtern verstanden es, eine Frau ohne Unfall zu entkleiden.
    Sarah konnte ihrerseits mit beeindruckendem Geschick aufwarten: ein scheinbar aus der Luft gezaubertes Kondom, mit einer Hand geöffnet und übergestreift, bevor er eine Chance hatte zu sagen, dass er lieber ohne wollte.
    Und dann, nach einer kleinen Bewegung ihrer Hüften, einem kaum merklichen Kippen des Beckens, war er in ihr. Sofort änderte sich sein Gesicht und war erfüllt von dem Ausdruck, in den sich Sarah bei jedem Mann, mit dem sie schlief, für kurze Zeit verliebte: der Schock, dass er in ihr war, vermischt mit Dankbarkeit, dass sie es ihm erlaubt hatte. Bei den meisten Männern erschien diese Miene im Augenblick des Eindringens und ging dann rasch in einen Ausdruck des Triumphs und der Entschlossenheit über. Doch dieser liebe Vater von Töchtern mit seinem weichen Bauch blieb fast bis zum Schluss schockiert und dankbar. Erst in den letzten Momenten überkam ihn, wie alle anderen Männer, der Drang, zum Ende zu kommen, und sein Gesicht wurde hässlich vor Gier.
    Sarah kam, wie fast immer, weil sie ihren Körper genau kannte und wusste, wie sie die Stellung verändern, wie sie sich anspannen und entspannen, pressen und loslassen musste, wie sie einen Mann so lang hinhalten konnte, bis sie so weit war. Diese Dinge hatte sie alle von Mr. Carr gelernt – auch ein Mann, der von seinen Töchtern wusste, wie man ein Mädchen auszog, ohne an ihren Haaren zu reißen –, und dafür war sie ihm jeden Tag ihres Leben dankbar. Aber er hatte ihr auch beigebracht, dass ein Orgasmus nichts war; er war wie ein Niesen oder ein Schluchzen, mit dem man sich Erleichterung verschaffte.
    Und obwohl sie immer auf der Jagd nach Sex war wie nach einer Droge, und obwohl sie kam und kam und kam, hoffte sie doch immer auf das andere: das Einswerden, das Verschmelzen zu einem Tier mit zwei Rücken. Bei jedem Mann wartete sie stets nur auf diesen Augenblick der Transzendenz, auf die Auflösung des Selbst, die die Anverwandlung eines anderen aufgelösten Selbst erlaubte.
    Sie sehnte sich danach, Mr. Carr möge nicht der Einzige sein, der sie auf diese Weise erschüttern konnte. Doch nach sieben Jahren entschlossenen Herumvögelns verlor sie allmählich die Hoffnung. Und jetzt lag schwitzend und ächzend ein weiterer Mann neben ihr, mit dem sie es probiert und mit dem sie Spaß gehabt hatte, aber letzten Endes war es wieder einmal nichts weiter gewesen als ein guter Fick.
    Nachdem der Mann gegangen war, rauchte Sarah ihre letzten drei Zigaretten und trank die zwei abgestandenen Dosen Bier leer, die sie vorhin geöffnet hatte. Sie schob eine überfällige Stromrechnung beiseite, um an ihr Haus der Freude zu gelangen, das sie mit ins Schlafzimmer nahm. Sie hatte schon mehr als die Hälfte hinter sich und hoffte, bald einschlafen zu können. Nach einer knappen Stunde Lesen brannte die Birne durch. Sie überlegte, ob sie aufstehen und eine andere holen sollte, doch dann war ihr die Anstrengung zu groß. Der letzte Satz, den sie gelesen hatte, hallte in ihr nach: Es hatte noch nie eine Zeit gegeben, in der sie eine echte Beziehung zum Leben gehabt hatte. Fast die gesamte Nacht lag sie wach und hörte dem Quieken und Scharren der Ratten auf der Gasse zu.
    Am vergangenen Samstag, als sie auf einer Party mit ihren alten Schulfreunden verabredet gewesen war, hatte Sarah die ganze Nacht mit einem achtzehnjährigen Berufstänzer durchgevögelt. Am Sonntag hatte sie sich ausgeschlafen und später das Telefon abgestellt, um ungestört lernen zu können. Gestern, am Montag, fuhr sie in die Uni und danach in die Arbeit und schlief mit dem Mann, der sie nach Hause gebracht hatte. Also ging sie erst am Dienstagmorgen ans Telefon und ließ sich von Jess anschreien, weil sie nicht bei der Party am Samstag erschienen war. Sarah hatte Kopfweh und war schon spät dran für die Uni, und um Jess zum Schweigen zu bringen, versprach sie, sich nach der

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