Zaehme mich
gesagt?«
Mike hob trotzig das Kinn. »Dass es doof ist, wenn sie es ihren Eltern immer noch nachträgt, nur weil sie beim Ficken mit zwei Typen erwischt worden ist …«
»Scheiße, Mike. Das hast du zu ihr gesagt?«
»Nicht mit diesen Worten.« Mike trat in den Staub. »Ich hab versucht, nett zu sein.«
»Vielleicht. Aber du hast da was falsch verstanden.
Total falsch.«
»Was denn? Kannst du mir dann erklären, warum sie nicht mehr mit ihnen spricht?«
»Das geht nur Sarah was an. Nur sie entscheidet, ob du es erfährst oder nicht.« Jamie war froh über diesen edlen Vorwand, der ihm erlaubte, den Mund zu halten. Es war keine Geschichte, die er gern zum Besten gab. Hoffentlich musste er sie nie erzählen.
»Ich wollte nur verstehen, warum sie so … warum sie so ist, wie sie ist.«
Das war genau die Frage, die Jamie nachts den Schlaf raubte. Jedes Mal wenn er glaubte, eine Antwort gefunden zu haben, fiel ihm etwas anderes ein, oder sie sagte etwas, was ihn wieder unsicher machte, und übrig blieb immer nur der gleiche große Haufen von vielleicht und möglicherweise und wenn nur.
»Sarah hat in der Vergangenheit ein paar Dummheiten gemacht – auch heute macht sie noch manchmal welche –, aber sie … sie wurde schlecht behandelt, ihr sind ziemlich schlimme Sachen passiert. Glaub ihr einfach, wenn sie sagt, dass sie über einige Dinge nicht reden kann. Und lass sie zur Abwechslung einfach mal in Ruhe.« Jamie hatte keine Lust, noch mehr zu sagen, und anscheinend war das auch gar nicht nötig. Sichtlich geknickt starrte Mike zu Boden. Aus seinem Gesicht war jede Farbe gewichen.
»Ich werde mich bei ihr entschuldigen.«
»Aber nicht mehr heute, okay? Das Drama von vorhin reicht schon, finde ich.« Jamie wischte sich den Beginn einer Träne aus dem linken Auge. Gerade noch rechtzeitig.
»Lass sie zufrieden, damit sie die letzten Stunden ihres Geburtstags genießen kann, okay?«
Mike riss die Augen auf. »Sie hat heute Geburtstag?«
Über Mikes Schulter beobachtete Jamie Sarah, sah, wie sie küsste und lachte, wie sie sich auf die Zehen stellte, herumwirbelte und hinausging. Alle Männer begehrten sie und wollten in ihrer Nähe sein, oder sie redeten über sie und wunderten sich über sie. Und doch hatte ihr wahrscheinlich kein einziger Mensch auf der Welt alles Gute zum Geburtstag gewünscht.
9
Um zehn Uhr abends am Neujahrstag hatte es sich Jamie zusammen mit Shelley auf dem Sofa gemütlich gemacht, als Sarah anrief. Sie klang total hysterisch. »Du musst sofort zu mir kommen, bitte«, schluchzte sie. »Ich brauch dich ganz dringend, wirklich.« Sein Blick streifte Shelley.
Sie trug einen weißen Pyjama mit gelben Sonnenblumen drauf, der ihren Bauch nicht ganz bedeckte, und ihr Haar war völlig zerzaust. Bis zum Klingeln des Telefons hatten sie einen ausgesprochen angenehmen Abend verbracht.
Vor dem Fernseher aneinander gekuschelt, hatten sie sich geküsst und sich Kosenamen für das Baby ausgedacht.
Seit dem Anfang ihrer Beziehung hatte er sich in ihrer Gesellschaft nicht mehr so wohl gefühlt. Neues Jahr, neuer Start, hatte er sich gedacht.
Sarah klang wirklich verzweifelt. Er versprach ihr, gleich zu kommen.
»Bitte erzähl mir nicht, dass du jetzt noch zu Sarah willst«, sagte Shelley, nachdem er aufgelegt hatte.
»Da stimmt was nicht, ich muss hin.«
Shelley stöhnte. »Ich kann dir sagen, was da nicht stimmt: dass du mich um zehn Uhr hier sitzen lässt und zu ihr gehst.«
»Komm schon, Shell. Sie hat doch sonst niemanden.«
Shelley schob die Unterlippe vor. »Wir hatten so einen schönen Abend zusammen. Kann sie denn nicht bis morgen warten?«
Jamie beugte sich vor und lutschte an ihrer Schmolllippe, bis sie kicherte. »Das hört sich schon besser an.« Er strich ihr über den Wuschelkopf. »Ich schau nur nach, ob alles in Ordnung ist, dann komm ich gleich zurück. Versprochen.«
»Du bist einfach viel zu nett, Jamie Wilkes.« Shelley lächelte und warf ihm zum Abschied eine Kusshand zu.
Nur in ihrer Unterwäsche, mit einem Bier in der einen Hand und einer Zigarette in der anderen kam ihm Sarah durch die Tür entgegen. Kurz darauf saß er auf ihrem Bett und massierte ihr den Rücken. Durch einen Schleier betrunkener Tränen erzählte sie Jamie, was passiert war.
Gegen acht war Mike unangemeldet hereingeschneit und hatte sie zusammen mit Charles, dem Mann von letzter Nacht, im Bett angetroffen. Na ja, eigentlich nicht direkt im Bett. Es war eher so, dass Mike anklopfte und von
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