Zaehme mich
während dieses einen gleichmäßigen Samenstrom empfing. So etwas Erotisches hatte Sarah noch nie in ihrem Leben gehört. Sie griff zum Telefon und erzählte Daniel davon.
Daniel lachte spöttisch. »Das Problem mit den Informationen aus dem Fernsehen ist, dass dir diese erotischen kleinen Halbwahrheiten serviert werden, aber es bleibt alles im Vagen. Du weißt jetzt diese eine Sache über diesen Fisch und sonst gar nichts. Wenn der weibliche Fisch stirbt, muss dann auch das Männchen sterben oder kann es sich loslösen? Und wenn das Männchen stirbt, muss das Weibchen dann ewig mit einer verrottenden Leiche auf dem Buckel herumschwimmen?
Was passiert, wenn sie trächtig wird? Hört der Austausch dann auf? Haben sie …«
»Mein Gott, Daniel, wen interessiert denn das?«
»Mich. Ich wette, du weißt nicht mal, wie der Fisch heißt.«
»Ist mir auch völlig egal. Ich gehöre zu der Generation, die auf schnelle Kicks steht, hast du das vergessen? Ich will nur das Interessanteste erfahren, um den Rest sollen sich die Wissenschaftler kümmern. Ich brauche nur schnelle, erotische, exotische Halb-Wahrheiten.«
Daniel lachte. »Du bist hinreißend. Aber jetzt geh ins Bett, es ist schon spät.«
»Nein, noch nicht. Ich will noch reden.«
»Über Fische?«
»Warum nicht? Über irgendwas, egal. Ich will nur deine Stimme hören. Erzähl mir was über den Ozean.«
Er schwieg eine Weile. Dachte nach oder holte vielleicht ein Nachschlagewerk aus seinem Bücherregal im Wohnzimmer. Als er sprach, klang seine Stimme leise und belegt.
»Der Ozean ist eine Welt für sich: Über den Meeresboden erstrecken sich weite Ebenen, lange Bergzüge erheben sich fast bis hinauf zur Oberfläche, und dazwischen liegen tiefe Täler. Es gibt aktive Vulkane, die in so großer Tiefe ausbrechen, dass wir das hier oben gar nicht mitkriegen. Er ist eine Falle, der Ozean. Er ist kühl und angenehm, und so geht man weiter hinein, immer tiefer. Und dann ist man tot. Mit dem Wasser ist es so eine Sache. Wenn man sich verbrannt hat, wenn einem heiß ist oder etwas wehtut, dann kann es heilen, lindern und beruhigen. Aber im Wasser kann man auch erfrieren oder sich verbrühen. Man kann ertrinken oder zerquetscht werden.« Er verstummte. Dann: »Langweile ich dich?«
»Nein, sprich bitte weiter.«
»Okay, Sarah.« Wieder Schweigen. »Zieh jetzt bitte deinen Slip aus.«
»Natürlich.« Sie schlüpfte aus ihrem Höschen.
»Der große weiße Hai hat keinen natürlichen Feind. Er hat breite, gezackte Zähne, die mühelos zähes Fleisch und Knochen durchtrennen. Manche Haie haben auch lange, spitze Zähne, um ihr Opfer festzuhalten, während sie es zerlegen. Sie sind mit einer umfassenden Sinneswahrnehmung ausgestattet: Sie können mit dem ganzen Körper hören und fühlen. Wenn sich Haie paaren, beißen sie sich fast zu Tode.«
»Daniel, ist das alles aus einem Buch?« Sarah fühlte und hörte ihn mit dem ganzen Körper, sie wollte ihn zu Tode beißen, sie wollte sein Blut mit ihrem vermischen und sich von dem Strom davontragen lassen.
»Schsch. Mal dir jetzt ein Krokodil aus, das sich schlafend stellt, obwohl es dich in Wirklichkeit belauert und sich schon auf deinen Gesichtsausdruck freut, wenn es sich hinterrücks auf dich stürzt und seine Zähne in dein weiches Fleisch gräbt. Krokodile schlagen beim Fressen wild um sich. Sie winden und verdrehen sich. Die Hälfte deiner Knochen sind zersplittert, bevor das Vieh deinen Schädel gegen einen Fels schmettert und dich damit endgültig von deinem Leid erlöst.«
Sarah war wie im Fieber und wollte mit ihm im Ozean sein. Im Sumpf, im See oder im Fluss. Sie brauchte Kühle, Nässe, verborgene Felsen und Schätze. Sie brauchte das Umsichschlagen, das Beißen, den Sauerstoffmangel. »Was noch?«, fragte sie Daniel, dessen Stimme immer mehr die Eigenschaften annahm, die er beschrieb. Nass und dunkel.
Sie hörte fast das Planschen der Fische um ihn herum.
»Der blaugeringelte Octopus ist ungefähr so groß wie ein Golfball. Wenn er dich beißt, wird dir zuerst schlecht.
Dein Blick verschwimmt. Nach wenigen Sekunden bist du blind. Du verlierst deinen Tastsinn. Du kannst nicht mehr reden und schlucken. Drei Minuten später bist du gelähmt und kannst nicht mehr atmen.«
Sarah spürte das Gift durch ihre Adern strömen. Noch drei Minuten, dann war alles vorbei.
»Aber erst die größeren Octopusarten sind wirklich faszinierend. Kannst du dir diese ganzen Tentakel vorstellen, Sarah? Stell dir vor, wie er
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