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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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schnaubte. »Ich hab gesagt, ja, stimmt, ich schlafe viel mit Männern, aber eine Feministin der alten Schule wie sie sollte ja wohl wissen, dass es ein Unterschied ist, ob ich sexuell freizügig bin oder ob ich zum Analverkehr gezwungen werde, während mir gleichzeitig die Fresse poliert wird.«
    Daniels Lachen klang leicht schockiert. »Ich bete dich an, Sarah. Du bist wirklich die tollste Frau der Welt. Eine Göttin.«
    Sarah und Daniel redeten noch den ganzen Nachmittag.
    Dabei saßen sie abwechselnd auf der Bank, gingen am Wasser entlang oder lagen auf dem Rücken und blickten hinauf zu den Wolken. Sie erzählte ihm, dass Jamies Mum sie ins Krankenhaus gebracht, sich als nächste Verwandte eingetragen und alle Arztrechnungen bezahlt hatte. Und dass Jamie und Brett ihr geholfen hatten, eine Wohnung, eine Stelle und Secondhand-Möbel zu finden. Es gefiel ihr, dass Daniel Jamie einen Helden nannte und sie als edel bezeichnete, weil sie lieber das Elternhaus verlassen hatte, als sich von engstirnigen Spießern erniedrigen zu lassen.
    Als er sie nach Hause fuhr, war es schon seit Stunden dunkel. Ihr war schwindlig von der völlig neuen Erfahrung, sich alles von der Seele sprechen zu können, ohne damit auf Bestürzung und Abscheu zu stoßen. Wenn es eine Bestätigung gebraucht hatte, dass Daniel mehr als nur eine sexuelle Anziehung auf sie ausübte, dann hatte sie sie heute bekommen. Diese Anziehung war mehr als nur sexuell, aber sie war dennoch grundlegend körperlich.
    Selbst wenn sie eine emotionale Bindung zu ihm aufbaute, kribbelte ihre Haut. Wenn er über eine Bemerkung von ihr lachte oder auf eine Weise nickte, die sein völliges Verständnis ausdrückte, zuckten vor Dankbarkeit ihre Muskeln. Sie begehrte ihn körperlich, aber es war nicht die niedere Lust, die sie in Gesellschaft anderer Männer empfand. Es ging nicht nur um einen Orgasmus, sondern um die Verschmelzung zu einem Tier mit zwei Rücken.
    Bevor sie ausstieg, stellte sie die Frage, die schon seit Stunden an ihr nagte. »Daniel, vorhin, als ich dir erzählt habe, was passiert ist … als ich beschrieben habe, was diese Kerle mit mir gemacht haben, wie hast du dich da gefühlt?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich hatte Mitleid mit dir.«
    Sarah nickte. »Aber … hast du nicht …?«
    »Was?«
    Sie schloss die Augen und holte tief Atem. »Ich hatte den Eindruck, dass es dir auch ein bisschen Spaß gemacht hat. So wie es dir ein bisschen Spaß macht, wenn ich weine.«
    »Schau mich bitte an, Sarah.« Sie tat es. Seine Augen waren groß und feucht. »Was sie getan haben, war absolut niederträchtig. Es bricht mir das Herz, dass dir solche Schmerzen zugefügt wurden und dass dich deine Familie so gefühllos behandelt hat. Aber …« Er berührte mit den Fingerspitzen ihre Hand. »Es gibt nichts an dir, was mich nicht erregt. Wenn ich krank und verdorben bin, weil es mich erregt, wie du deine blutigen Schenkel beschreibst, dann ist es eben so. Gott steh mir bei, dann bin ich eben krank und verdorben.«
    »Ich hatte schon so eine Ahnung.« Sarah öffnete die Wagentür und küsste ihn aufs Haar. »Gott steh mir bei, denn ich liebe dich.«

7
    Sarah lebte nur noch für den Moment, an dem Daniel sie wieder berühren würde. Fast jeden Tag ging er mit ihr essen, holte sie von der Arbeit ab oder schaute auf einen Drink vorbei, doch er gab ihr nie auch nur einen Gutenachtkuss. Sie fing an, Seminare zu schwänzen, denn wenn sie nicht zur Arbeit erschienen wäre, wäre sie auf der Straße gelandet, und irgendwie musste sie sich die Zeit nehmen, um ihn sehen zu können.
    Ununterbrochen läutete ihr Telefon. Sie hob nicht ab.
    Sie hatte keine Angst, einen Anruf von Daniel zu verpassen; er rief nie an, denn er wusste ganz genau, wenn er mit ihr reden wollte, musste er nur fünf Minuten warten, bis sie wieder durchklingelte. Sie rief ihn untertags an, um ihm von dem Seminar zu erzählen, das sie gerade besucht hatte, oder von dem Buch, das sie gerade zu Ende gelesen hatte; sie rief ihn am Abend an, um noch einmal seine Stimme zu hören, bevor sie zur Arbeit ging; sie rief ihn mitten in der Nacht an, weil sie wollte, dass auch er wach blieb, wenn er sie schon um den Schlaf brachte.
    Eines Nachts schaute sie sich im Fernsehen einen Dokumentarfilm über die Tiefsee an. In einem Teil ging es um einen Fisch, für den die Paarung eine Frage von Leben und Tod war. Das Männchen hängte sich an das Weibchen und konnte nur überleben, weil es dem Weibchen das Blut absaugte,

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