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Zähmung der Wildkatze

Zähmung der Wildkatze

Titel: Zähmung der Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Winter
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seine Stimme summte in ihrem Inneren.
    „Okay, sag mir, wo du bist.“
    Sie nannte ihm die Adresse der Bar, in der sie saß, und legte auf.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Jamie noch immer da und beobachtete sie durch das geschmückte Fenster. Ein süffisantes Lächeln verzerrte das ansonsten hübsche Engelsgesicht, bevor er sich umdrehte und ging.
    Zwischenzeitlich war Marie an einen der kleinen Holztische umgezogen und blickte gedankenverloren in das frisch gefüllte Glas. Sie hob nicht einmal den Kopf, als Stuart sich einen Stuhl heranzog und ihr gegenüber Platz nahm. Das Schweigen fühlte sich nicht unangenehm an und dennoch kämpfte sie gegen ihre plötzliche Wortkargheit.
    „Würdest du mich bitte ansehen?“
    Er erntete ein Kopfschütteln, also schob er seine Fingerspitzen unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht empor. Sie wich seinem Blick aus.
    „Sag mir, was passiert ist?“
    Eine Gänsehaut breitete sich auf Maries Unterarmen aus, denn diese sanfte Berührung ging ihr durch und durch. Stuart nickte, als sie weiterhin eisern schwieg. Er nahm ihr das Glas aus der Hand, leerte es, warf einen Geldschein auf den Tisch und erhob sich.
    „Stuart, ich will nicht, dass du gehst.“
    Endlich sah sie ihm in die Augen und er konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Statt einer Antwort streckte er ihr seine Hand entgegen. Marie stand auf und griff danach, erleichtert, dass sie sein Verhalten missverstanden hatte. Er lenkte seinen Wagen durch die Straßen der Innenstadt und hielt am Strand. Stuart zog den Mantel aus und warf ihn auf den Rücksitz.
    „Gehen wir.“
    „Wohin?“
    Schmunzelnd schüttelte er seinen Kopf und stieg aus. Sie folgte seinem Beispiel und umrundete den Wagen.
    „Ich war einfach sauer. Du hast diesen Sklaven einfach an mich gelassen und dabei wollte ich dich. Ich wollte nur dich. Das war so demütigend und so verletzend.“ Marie warf die Hände in die Luft und drehte ihm den Rücken zu.
    „War es verletzend, weil du den Sklaven nicht mochtest, oder liegt es an der Tatsache, dass du deinen Willen nicht bekommen hast?“
    Fluchend wirbelte sie herum und funkelte ihn an. „Das ist nicht fair.“
    „Hör auf, dich wie ein kleines verwöhntes Mädchen aufzuspielen, denn das bist du nicht. Antworte mir einfach direkt und klar.“ Er lehnte mit dem Rücken gegen den Wagen und überkreuzte die Arme vor seiner Brust. „Du bist unerfahren, das sehe ich ein. Du hast deine devote Seite erst durch mich kennengelernt und dabei kommst du mir so vor, als würdest du mit wehenden Fahnen in den Untergang reiten wollen. Kopflos, gedankenlos und ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist okay, dafür bin ich schließlich da. Aber du kannst nicht einfach aus einer Session rennen und mich stehen lassen wie einen blutigen Anfänger.“
    „Das ist immer noch meine Entscheidung, wann ich gehe.“
    „Nicht ganz, Marie. Es steht dir natürlich frei, zu gehen, aber das, was da passiert ist, ist nicht ungefährlich.“
    Ihre Augenbrauen zogen sich vor Verwirrung zusammen.
    „Wenn du mit mir spielst, bin ich dafür verantwortlich, was mit dir geschieht. Du überantwortest dich in meine Hände, das bedeutet, ich muss dafür sorgen, dass du körperlich und seelisch beschützt bist. Es liegt in meiner Verantwortung, zu wissen, wie weit es gehen darf und wann es beginnt, verletzend zu werden und dir Schaden zufügen kann. BDSM ist ein verdammt schmaler Grat, Marie. Wir nennen es Spiele mit dem Lustschmerz, aber dahinter steckt eine Ernsthaftigkeit, die man nicht unterschätzen darf.“
    Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. Seine Sorge war tatsächlich echt.
    „Du weißt, wie offen und blank du bist, wenn du dich erst einmal darauf eingelassen hast. Ich könnte dir in dem Moment großen Schaden zufügen. Ich könnte dich psychisch so niederwalzen, dass du nie wieder aufstehst. Dich körperlich so massiv treffen, dass du dich nie wieder erholen würdest. Und das darf nicht passieren, denn das hat mit Lust und Leidenschaft nichts mehr zu tun. Dieser Konsequenzen bin ich mir immer wieder bewusst. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass es nie weiter geht, alsdu verkraften kannst. Grenzen, Tabus, tote Punkte … das sind alles Begriffe, die kaum greifbar sind, wenn man so unerfahren und zugleich so impulsiv ist wie du. Aber ich muss wissen, wo sie sind.“
    Marie nickte und schloss die Augen. Ericas Worte hallten wie ein Echo in ihrem Hinterkopf und ihr wurde ihre Leichtfertigkeit deutlich bewusst.

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