Zähmung der Wildkatze
inne.
Seine flache Hand schlug auf ihren Hinterkopf ein. „Hör auf zu lachen.“
Sie konnte nicht, sie lachte, panisch und verzweifelt. Sollte er ruhig glauben, dass sie über ihn lachte und ihn verhöhnte. Verzweifelt rieb er sich den Schwanz und fluchte.
„Hör verdammt noch mal auf zu lachen, scheiß Miststück.“
Doch es half nichts. Ihr Lachen bescherte ihm eine ordentliche Potenzstörung. Seine flachen Hände schlugen auf sie ein, bis zwei Kerle in das Zimmer stürmten und ihn von ihr runterzogen.
„Manson, beruhige dich, verdammt. Du kennst die Regeln. Keine Spuren.“
„Bring mir noch was von dem Liquid E, Troy. Wollen doch mal sehen, wie geschmeidig die Katze dann ist.“
„Wir haben nichts mehr im Haus.“
„Verdammt!“
19
Er blieb vor dem Pflegeheim stehen und beobachtete eine Weile den Eingang. Nachdem Simon ihn angerufen hatte, verschob er umgehend seine Kundentermine. Erica hatte recht, etwas stimmte nicht. Stuart ging durch das Eingangsportal und steuerte auf den Garten zu. Mr. Lancaster saß, wie er es vermutet hatte, unter der Trauerweide auf der Holzbank in der Sonne. Von Marie war keine Spur zu sehen. Es war sein erster Tipp, dass sie vielleicht hier sein könnte, schließlich flüchtete sie gern hierher, wenn die Dinge zu viel wurden. In der Nacht davor im ‚The Armory‘ war ihr nicht nach Flucht gewesen.
„Kann ich Ihnen … oh, hallo.“ Die Pflegerin erkannte ihn sofort wieder und hielt ihm strahlend die Hand entgegen. „Stuart!“
„Leany.“
„Er wartet schon ganz ungeduldig auf seine Tochter. Heute ist kein guter Tag für ihn. Die Erinnerungen an seine Frau haben ihn gestern Nacht kaum schlafen lassen.“
Er erinnerte sich, was Erica über Maries Mutter erzählt hatte. Stuart hatte gesehen, was er sehen wollte. Marie war nicht hier. Langsam wandte er sich um.
„Über ein wenig Gesellschaft würde er sich sicher freuen. Daniel ist …“
„Schon gut, ich weiß.“
Stuart näherte sich dem älteren Mann auf der Bank. Er wirkte gebrochen und traurig. Als er sich neben ihn setzte, hob Daniel Lancaster den Kopf und lächelte unter Tränen.
„Amy ist gegangen, weil ich krank bin.“
Stuart nickte stumm.
Plötzlich griff der alte Mann nach seiner Hand und drückte sie fest. „Sie hätte es nicht ertragen, hat sie gesagt. Wir waren so jung, als wir uns trafen. Ihr Daddy hat mich damals mit einer Dachlatte vermöbelt, weil ich sie geschwängert habe. Sex vor der Ehe in einem katholischen Haushalt. Ich war ein Hippie und Amy war ein braves irisches Mädchen. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, war ich sofort verliebt in sie. Ich war so glücklich, als Dexter auf die Welt kam. Sie ist einfach gegangen und hat uns allein gelassen.“
Fassungslos schüttelte Daniel seinen Kopf und eine Träne rollte über seine rechte Wange.
„Mein kleiner Keks hat so viel ertragen müssen in der letzten Zeit. Dex ist tot, meine Frau ist fortgelaufen und ich bin nicht mehr in der Lage, meinem kleinen Mädchen das College zu bezahlen. Sie fühlte sich verantwortlich, das darf nicht sein. Sie muss zur Schule gehen.“
Er sah Stuart in die Augen. „Kenn ich dich? Dein Gesicht kommt mir so bekannt vor? Sind wir zusammen auf die Highschool gegangen?“
„Nein, Mr. Lancaster. Ich bin ein Freund ihrer Tochter, Marie.“
Das Leuchten in den Augen des Mannes, als der Name fiel, verblasste so schnell, wie es gekommen war.
„Ich kenne keine Marie.“
„Sie haben mir von dem kleinen Keks erzählt.“ Stuart unterdrückte das Schmunzeln, Marie so zu nennen.
„Ja, mein kleiner Keks. Sie muss aufs College gehen, sie wird eine fabelhafte Anwältin werden.“ Daniel lachte laut auf. „Es ist verrückt, jetzt schon davon zu reden. Sie ist gerade mal zwölf, aber Marie rennt den ganzen Tag mit diesem schweren Gesetzbuch durch das Haus. Armer Dexter, immer wenn er was anstellt, liest sie ihm vor, welches Gesetz er gerade gebrochen hat.“
Stuart fiel in Daniels Lachen ein. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie Marie ihren älteren Bruder tadelte. Der alte Mann presste Stuarts Hand so fest, dass es fast schmerzte. Es war erstaunlich, wie viel Kraft noch in diesem gebrochenen Körper steckte.
„Du musst immer gut zu ihr sein. Sie hat es nicht leicht, seit ihre Mom gegangen ist. Ich werde irgendwann nicht mehr da sein, mein kleines Mädchen zu beschützen.“ Er erhob sich und klopfte sanft auf Daniels Rücken.
„Es ist nicht leicht, aber ich werde mein Bestes
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