Zärtlich berührt, sinnlich verführt (German Edition)
unmöglich. Was immer eine Ryder an einen Brant binden würde, war völlig ausgeschlossen. Seit vier Generationen – sogar fünf, wenn man ihre und Gabes mitrechnete – stritten die Ryders und die Brants um die Rechte am Cotton Creek. Und jetzt kam dieser Kerl und wollte einfach so mit dieser Tradition brechen.
Sie dachte an all die Jahre und Generationen des Hasses und des Schweigens. Sie erinnerte sich an den Zorn ihres Vaters, wenn er tote Pferde auf seinem Land gefunden hatte, und an die Gespräche mit Gus, dem Vormann ihrer Ranch, in denen es darum gegangen war, ob man nicht auf der anderen Seite Rinder töten solle. Die Ryders hatten alles versucht, um zu verhindern, dass Thomas, Gabriel Brants Vater, Senator in Texas wurde. Allerdings hatte es nichts genutzt. Thomas hatte die Wahl gewonnen, und die Brants waren noch mächtiger geworden.
Ashley hatte oft davon gehört, dass Thomas Brant von skrupellosem Ehrgeiz getrieben wurde. Offenbar fiel der Apfel nicht weit vom Stamm.
Sie war außer sich vor Wut, dass es Gabriel Brant gelungen war, sie zu überlisten, so dass sie sich mit ihm getroffen hatte, aber sie war auch wütend auf sich selbst, weil ihr Herz bei seinem Anblick höher geschlagen hatte. Als Teenager war er für sie der bestaussehende Mann im Umkreis von hundert Meilen gewesen und sie hatte für ihn geschwärmt – ein Geheimnis, das sie mit niemandem teilte, außer mit ihrer besten Freundin Becky Conners. Unwillig schüttelte Ashley den Kopf über sich selbst. Sie wollte nichts davon wissen, dass Gabriel Brant zu einem Mann herangewachsen war, der so sündhaft sexy war, dass allein seine Anwesenheit ihr den Atem raubte. All das sollte eigentlich weit hinter ihr liegen, genau wie die Highschool und ihre Zahnspange.
Doch in ganz Chicago war sie keinem Mann begegnet, bei dessen Anblick ihr Atem schneller ging und ihr Puls auf Trab kam. Nicht einmal Lars Moffet, und den hatte sie immerhin heiraten wollen. Noch immer sah sie Gabriel Brant vor sich – hoch gewachsen, mit langen, durchtrainierten Beinen und prachtvollen Muskeln, die sich unter seinem T-Shirt abzeichneten. Nicht zu fassen, wie sexy er war, mit seinen dunklen, von dichten Wimpern umrahmten Augen, seinem markanten Gesicht, und seiner unverschämt selbstbewussten Art.
Entnervt hob Ashley einen Stein auf und warf ihn mit aller Kraft die Straße hinunter. Wäre es doch ein großer Felsbrocken, und könnte sie ihn nur durchs Rückfenster in Gabriel Brants Pick-up werfen.
Sie drehte sich um und ging zum Haus, aber sie spürte, dass sie erst einmal ihre Gefühle unter Kontrolle bringen musste, bevor sie hineingehen konnte. Mrs. Farrin, die Köchin, gehörte praktisch zum Haushalt seit sie denken konnte und kannte Ashley von klein auf. Auf keinen Fall konnte sie jetzt mit Mrs. Ferrin über Gabes Heiratsantrag sprechen.
Gabriel Brant hatte sie als stur bezeichnet. "Ha, und du bist eine gierige Schlange, Gabriel Brant!"
Was sie am meisten ärgerte und verletzte, war die Tatsache, dass er Recht hatte. Ihr Dad hatte einen Herzinfarkt hinter sich und musste seitdem Medikamente für seinen Blutdruck nehmen. In letzter Zeit waren gehäuft Krankheitsfälle unter den Pferden aufgetreten, und es war klar, dass ihr Vater die Ranch nicht mehr so führen konnte wie früher. Sie war nach Hause gekommen, um zu helfen, aber sie konnte auch nicht alles tun, was getan werden musste. Und mit Pferden kannte sie sich nicht allzu gut aus. Sie verbrachte viele schlaflose Nächte, weil sie nicht mehr wusste, was sie tun sollte. Monat für Monat stiegen die Schulden, und ihr Vater arbeitete immer noch viel zu viel.
Immer und immer wieder spielte sie in Gedanken alle Möglichkeiten durch, fand jedoch niemals eine Lösung. Sie hatte zwei Onkel, die selbst Rancher waren, aber Onkel Dustys Gesundheitszustand war noch schlechter als Dads, und Onkel Colin hatte gerade eine schlimme Pechsträhne hinter sich. Seine Scheune und sein Haus waren einem Brand zum Opfer gefallen, und er war nicht ausreichend versichert gewesen. Cal, der jüngste der Brüder, war Zahnarzt in San Antonio. Er hatte seinen Brüdern bereits geholfen, wo er nur konnte, aber viel mehr konnte auch er nicht mehr tun.
Ashley strich sich seufzend über die Stirn. Was Gabe Brant gesagt hatte, tat weh. Weil es stimmte.
Das Leben und die Familie waren wirklich wichtiger als das Land. Das Leben ihres Vaters zählte mehr als die Ranch. Wütend kickte sie einen Klumpen Erde vor sich her. Wütend, weil es
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