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Zaertlich ist die Nacht

Zaertlich ist die Nacht

Titel: Zaertlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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immer gemocht   – sie ist nach wie vor der Ansicht, du wärst jemand, den ich kennen sollte.«
    »Nun, das freut mich, dass sie noch an mich denkt.«
    »Oh, das tut sie«, versicherte Rosemary. »Sehr viel.«
    |321| »Ich hab dich in verschiedenen Filmen gesehen«, sagte Dick. »Einmal habe ich mir ›Daddy’s Girl‹ ganz für mich allein vorführen lassen.«
    »In dem neuen Film hab ich eine sehr gute Rolle, wenn sie nicht zusammengeschnitten wird.« Sie ging hinter ihm vorbei, streifte dabei seine Schulter, telefonierte nach unten, dass der Tisch weggebracht werden solle, und warf sich in einen Sessel.
    »Als ich dich kennengelernt habe, war ich ein kleines Mädchen, Dick. Jetzt bin ich eine Frau.«
    »Ich will alles von dir wissen.«
    »Wie geht es Nicole   – und Lanier und Topsy?«
    »Denen geht’s gut. Sie reden oft über dich   –«
    Das Telefon klingelte. Während Rosemary sprach, untersuchte Dick zwei Romane, einen von Edna Ferber und einen von Albert McKisco. Der Zimmerkellner kam und holte den Tisch ab; ohne dessen Anwesenheit wirkte Rosemary in ihrem schwarzen Pyjama noch etwas selbstständiger als zuvor.
    »…   ich habe Besuch   … Nein, nicht so gut. Ich muss zur Kostümbildnerin zu einer längeren Anprobe   … Nein, jetzt nicht   …«
    Als ob sie sich durch das Verschwinden des Tisches befreit fühlte, lächelte Rosemary ihn an   – als ob sie beide es geschafft hätten, allen Ärger der Welt loszuwerden und friedlich in ihrem eigenen Himmel wären   …
    »Das wäre erledigt«, sagte sie. »Weißt du eigentlich, dass ich die ganze letzte Stunde damit zugebracht habe, mich für dich schön zu machen?«
    Aber schon rief das Telefon wieder nach ihr. Dick stand auf, um seinen Hut von der Couch auf die Garderobe zu legen, und Rosemary deckte erschrocken die Sprechmuschel ab. »Du gehst doch nicht etwa?«
    |322| »Nein.«
    Als sie ihr Gespräch beendet hatte, versuchte er, den Nachmittag ein wenig zu fokussieren. »Irgendwie brauche ich jetzt etwas Zuwendung.«
    »Ich auch«, sagte Rosemary. »Der Mann, der mich gerade angerufen hat, hat mal eine Cousine zweiten Grades von mir gekannt. Stell dir vor! Wie kann man wegen so etwas jemanden anrufen?«
    Sie dämpfte das Licht für die Liebe. Warum sonst sollte sie ihren Anblick für ihn verdunkeln? Er schickte ihr seine Worte wie Briefe, die einige Zeit brauchten, um sie zu erreichen. »Es fällt mir schwer, hier zu sitzen, dir nahe zu sein und dich nicht zu küssen.«
    Sie küssten sich leidenschaftlich mitten im Zimmer. Sie presste sich an ihn, dann ging sie zu ihrem Sessel zurück.
    So konnte es in diesem Zimmer nicht weitergehen. Es genügte nicht, nett zueinander zu sein. Vorwärts oder rückwärts. Als das Telefon erneut klingelte, ging er ins Schlafzimmer, legte sich auf ihr Bett und schlug Albert McKiscos Roman auf. Rosemary kam herein und setzte sich neben ihn.
    »Du hast wirklich endlose Wimpern«, sagte sie.
    »Wir sind jetzt wieder beim Abschlussball. Unter den Anwesenden befindet sich Miss Rosemary Hoyt, die bekannte Wimpernfetischistin aus   –«
    Sie küsste ihn, er zog sie zu sich herunter, sodass sie nebeneinander lagen, und dann küssten sie sich, bis sie atemlos waren. Ihr Atem war jung und eifrig und aufregend. Ihre Lippen waren etwas rau, aber weich in den Ecken.
    Während sie noch ein Durcheinander von Armen und Beinen, Füßen und Kleidern waren, sein Rücken und seine |323| Arme, ihre Kehle und ihre Brüste noch kämpften, wisperte sie: »Nein, jetzt nicht   – es gibt einen Rhythmus.« 1*
    Diszipliniert faltete er seine Leidenschaft in einem Winkel seines Verstandes zusammen, stemmte sie mit seinen Armen hoch, bis sie eine Handbreit über ihm schwebte, und sagte leichthin: »Liebling, es spielt keine Rolle.«
    In ihrem Gesicht lag das ewig wechselnde Mondlicht, als er zu ihr aufschaute. »Das wäre poetische Gerechtigkeit, wenn es mit dir passiert«, sagte sie. Sie drehte sich von ihm weg, ging zum Spiegel und boxte ihr zerzaustes Haar mit den Händen. Dann zog sie einen Stuhl ans Bett und streichelte sein Gesicht.
    »Sag mir die Wahrheit über dich«, forderte er.
    »Das habe ich immer.«
    »Auf deine Weise   – aber nur äußerst bruchstückhaft.«
    Sie brachen beide in Lachen aus, aber er ließ nicht locker. »Bist du noch Jungfrau?«
    »Nei-hein!«, sang sie. »Ich ha-habe mit sechs-hundertvierzig Männern geschlafen   – wenn du das hören willst.«
    »Es geht mich nichts an.«
    »Willst du mich als

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