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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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weiteren Blick, da sie sich nicht sicher war, ob sie ein leises Lachen oder ein angewidertes Schnauben gehört hatte. Er kräuselte die Lippen. »Keine verdammte Ahnung. Diesen ganzen Trip hab ich nur Lena Sharpes Bauchgefühl und ihren Visionen zu verdanken, die sie vor sechs Monaten hatte, bevor sie das Amulett hergeben musste.«
    »Sie musste das Amulett hergeben?« Es war das kostbarste Besitztum der Frau gewesen, von sentimentalem wie magischem Wert zugleich. »Warum?«
    »Um einen Dämon in die Falle zu locken.«
    Kiyoko biss sich auf die Lippen und dachte nach. »Sie hat es geopfert?«
    »Aye. Um ihre Nichte zu retten.«
    Die Muskeln ihrer Schultern entspannten sich ein wenig. Lenas Verhalten war nach wie vor unverzeihlich, aber es war ermutigend zu hören, dass die Frau wieder zu sich gekommen war.
    »Bauchgefühl«, wiederholte sie. »Es gibt also gar keinen Beweis dafür, dass der Schleier eine Waffe ist? Keine Berichte über seine Kräfte?«
    »Nein.«
    »Warum sollte ich ihn Ihnen dann aushändigen?«
    »Weil selbst der Alte zugibt, dass es eine dunkle Reliquie ist. Das verfluchte Ding ist gefährlich. Ich will Sie nicht beleidigen, Mädchen, aber wir als Unsterbliche können den Schleier besser beschützen als Ihre vielleicht fähigen, aber doch sehr verwundbaren
menschlichen
Krieger.«
    Eine leichte Brise blies Kiyoko das offene Haar ins Gesicht, und sie steckte eine lose Strähne hinter dem Ohr fest. »Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass jeder Einzelne in Ihrer Gruppe unsterblich ist, oder?«
    Schweigen.
    Sie lächelte. »Ich verfüge über eine Menge Informationen, Mr Murdoch. Ich mag ein Mensch sein, aber ich bin nicht dumm. Seitdem Lena-san mich letzten Frühling hintergangen hat, habe ich über sie und ihre kleine Bande von … Freunden Nachforschungen angestellt.«
    »Dann wissen Sie ja, was wir tun.«
    »Nicht genau«, gestand Kiyoko. »Es ist klar, dass Sie nicht mehr einfach nur Seelen holen. Der Zahl der Personen nach zu urteilen, die Sie auf der Ranch durchschleusen, schätze ich, dass Sie jetzt die Ausbildung der Seelenwächter übernommen haben – nur zu verständlich angesichts der aktuellen Weltlage. Aber Ihre Gruppe reist auch unglaublich viel, an Orte, die keinen Sinn ergeben. Südafrika zum Beispiel.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Das Lieblingsprojekt meines Chefs – alle Schandreliquien aufzutreiben und zu schützen.«
    »Ihres Chefs? Brian Webster?«
    »Aye.« Seine Hände umklammerten mit weißen Knöcheln das Holzgeländer.
    »Sie mögen ihn nicht?«
    »Webster und ich haben … Probleme«, gab er zu. »Aber wir sind demselben Ziel verpflichtet: Satan zu stoppen. Der Teufel ist überall auf dem Vormarsch, selbst in Asien.«
    Kiyoko nickte. Der Tribut, den sie hier zahlten, war ein anderer, aber indem sich die Korruption ausbreitete und sich immer mehr Leute von ihrem Glauben abwandten, nahm auch die Kriminalität zu, und die Wirtschaft wurde immer instabiler.
    Murdoch richtete sich wieder vor ihr auf. Sein Körper hielt den Wind ab, und anstelle der kühlen Herbstluft wehte ihr eine Duftwolke warmer Männlichkeit und würziger Seife entgegen. »Ich kann nicht zulassen, dass Satan noch eine dunkle Reliquie in die Hände fällt. Den Schleier hierzulassen ist ein Risiko, das ich nicht eingehen kann.«
    In seinen Worten schwangen Selbstbewusstsein und Leidenschaft mit. Es gab keinen Zweifel, dass er genau das tun würde, was er versprochen hatte – den Schleier bis zum allerletzten Atemzug zu schützen, wenn es nötig war. Es sprach für sein überwältigendes Charisma und sein lebhaftes Wesen, dass sie seinen Forderungen beinahe entsprochen hätte. Doch es war unmöglich, den Schleier aus den Händen zu geben. Selbst wenn sie es so gewollt hätte – was durchaus nicht völlig abwegig war –, hätte ihr Sora nie erlaubt, ihn herauszurücken. »Es ist ein Risiko, das Sie werden eingehen müssen.«
    Er wollte nach ihrer Hand greifen, doch kurz bevor er sie berührt hätte, hielt er abrupt inne. »Habe ich Ihnen die Gefahren nicht anschaulich genug erklärt? Sind Sie nicht der Überzeugung, dass ich in der Lage bin, ihn sicher zu verwahren?«
    Kiyoko starrte auf seine Hand.
    Groß und quadratisch. Gebräunt vom stundenlangen Aufenthalt unter freiem Himmel. So nah ihrem eigenen Fleisch, dass sie geschworen hätte, winzige Elektroschocks zu spüren, die zwischen ihnen hin- und herzischten.
    »Ich habe verstanden, dass Satans Einfluss auf die dunkelsten Teile der

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