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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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nicht, ihren Blick zu zügeln. Und die schwelende Hitze in seinen Augen warf sie fast um. »Sie sorgen für Komplikationen, die keinem von uns etwas bringen. Innerer Friede entsteht, wenn Sie Ihre Begierden bekämpfen und die Einfachheit in Ihr Leben einlassen.«
    Er fuhr fort zu sprechen, als hätte er ihr gar nicht zugehört. »Wissen Sie, was seltsam ist? Ich könnte schwören, dass alles in meinem Traum real war. Kein einziges Detail wirkte abwegig.« Er schloss die Augen, beugte sich noch ein wenig näher zu ihrem Haar und sog tief die Luft ein. »Nicht eines.«
    Kiyoko entspannte sich ein wenig. Vielleicht hatte er ja doch nicht denselben Traum wie sie gehabt. Denn ihrer war weit über das Oberflächliche hinausgegangen. Sie hatte einiges über Murdoch herausgefunden, das im Augenblick unter einer züchtigen Schicht Kleidung verborgen lag. Es gab keine Möglichkeit festzustellen, ob seine Rückenmuskeln tatsächlich so definiert waren, wie sie es geträumt hatte, oder ob sich wirklich eine dicke weiße Narbe über sein linkes Schulterblatt zog.
    »Das ist nicht die richtige Atemtechnik«, bemerkte sie. »Atmen Sie tief in den Bauch hinein.«
    »Jede Nuance Ihres Geruchs, jeder Lichtreflex in Ihrem Haar, jede Kurve Ihres Körpers stimmt.«
    Ihr Herz stolperte.
Kurven?
Welche Kurven?
    »Sie haben von mir geträumt?«, fragte sie, wobei sie sich bemühte, entrüstet zu klingen. In Wahrheit platzte eine Perle warmer Lust in ihrer Brust. Die Worte, mit denen er sie beschrieb, waren schon fast poetisch zu nennen.
    »Aye.«
    Er lehnte sich nicht wieder zurück, er öffnete nur die Augen. Um ihr Gesicht langsam, begehrlich zu studieren. Als läge ein Geheimnis in ihren Zügen versteckt, das er ergründen musste.
    »Wie ich schon sagte: Es war ein sehr angenehmer Traum.«
    Er war nahe genug, dass Kiyoko ihn hätte berühren können. Mit dem Daumen über seine Unterlippe hätte streichen können, wie sie es in ihrem Traum getan hatte. Wenn sie es nur wagte, die zehn Zentimeter zwischen ihnen zu überwinden, konnte sie herausfinden, ob der Geschmack seiner Lippen ihrer Phantasie so nahekam wie sein verlockender Geruch – Seifenfrische gepaart mit einem Hauch Moschus und Leder.
    Aber das war natürlich unmöglich. Bei der ersten Berührung würde ihre Phantasie ein sehr plötzliches Ende finden. Es würde keinen Kuss geben, kein Stöhnen, keine Umarmung. Nur ein blitzschnelles Abgleiten in den Berserkermodus und ein Hetzen zur Tür.
    Kiyoko verzog das Gesicht.
    Murdoch war eine Prüfung ihrer Hingabe an ihren Auftrag.
    »Schön, dass ich Ihnen eine Freude machen konnte. Jetzt aber nehmen Sie wieder die Meditationshaltung ein und entspannen Sie sich, Murdoch.«
    Er lächelte. Es war ein langsames Erblühen ironischer Belustigung. »Es war mehr Verheißung als Freude, fürchte ich. Dafür hat der Traum nicht lange genug gedauert.«
    Sie bedachte ihn mit ihrer besten Imitation eines kühlen Blicks. »Wenn das alles ist, was Sie an Selbstdisziplin aufzubringen haben, muss ich zugeben, dass ich enttäuscht bin. Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, dass ein Mann mit Ihrem Geschick im Umgang mit dem Schwert mehr Willenskraft besitzt.«
    Die Beleidigung perlte an ihm ab, ohne sein Lächeln zu beeinträchtigen. »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Selbstdisziplin überschätzt wird. Ausdauer steht einem Krieger besser an. Ich bilde mir etwas darauf ein, genug Kraft und Stehvermögen zu haben, um eine ganze Schlacht durchzuhalten und mir den Sieg trotzdem nicht durch die Lappen gehen zu lassen.«
    Kiyoko verschluckte sich beinahe.
    Auch wenn Englisch ihre Zweitsprache war, war ihr nicht entgangen, was Murdoch ihr eigentlich zu verstehen geben wollte. Das Wort »arrogant« beschrieb diesen Mann nicht einmal annähernd.
    »Sind Sie hergekommen, um zu reden oder um zu trainieren, Murdoch? Wenn es Ihnen ums Reden geht, schlage ich vor, Sie kehren zur Haupthalle zurück und suchen sich einen der
senshi.
Wenn es Ihnen darum geht, an Ihren Fertigkeiten zu feilen, müssen Sie sich anstrengen.«
    Er lehnte sich zurück. »Reden ist nur ein Zeitvertreib, und trainieren kann ich überall, jederzeit. Ich bin hergekommen, um mit Ihnen zusammen zu sein.«
    An einer so unverblümten Aufrichtigkeit gab es kaum etwas zu bemängeln.
    »Dann halten Sie sich bitte an meine Bedingungen, wenn Sie bleiben wollen«, erwiderte sie. »Strengen Sie sich im Training an, oder suchen Sie sich etwas anderes, womit Sie Ihre Zeit

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