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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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vertrödeln.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Ohne weitere Diskussion schlug er die Augen nieder und nahm die Übungshaltung ein.
    Kiyoko betrachtete ihn noch einen Moment, um seine breite Stirn und sein kantiges Kinn zu bewundern. Dann begab auch sie sich wieder in die Meditationshaltung.
     
    Kiyokos Gedanken zu durchforsten war nicht so leicht, wie Asasel gehofft hatte.
    Dies war ihr zweiter Besuch in der Hütte, und noch immer hatte er die Information nicht bekommen, auf die er es abgesehen hatte. Er stieß sich vom Tisch ab und studierte sein Werk. Der Willensschwächungszauber war nicht das Problem. Ihre Augen waren leer und die Geschäftsberichte vergessen. Sie reagierte umgehend auf jeden Befehl von ihm. Sie hätte ihm sogar ihren Kontostand mitgeteilt, wenn er sie darum gebeten hätte. Aber ihre Antworten auf seine Fragen nach dem Schleier waren entschieden zu vage und wenig hilfreich.
    Jemand – vielleicht Kiyoko selbst – hatte einen Gedächtnisbann über sie gelegt.
    Und bisher hatte kein magisches Drängen, Zerren oder Schütteln ihn lösen können.
    Er entwand den Stift ihren gefühllosen Fingern und schloss die Faust darum. Immer fester, bis er spürte, wie das Material nachgab. Und noch fester. Er zerdrückte den Stift samt der eingravierten Inschrift zu einem Metallklumpen, um ihn anschließend quer durch den Raum zu werfen. Wenn er nicht noch Kiyokos Fähigkeiten als Yin-Yang-Meisterin gebraucht hätte, um die dunkle Seite des Schleiers freizusetzen, hätte er sie sofort umgebracht.
    Miststück!
    Offenbar war ein kreativerer Ansatz nötig, um den Schleier aufzuspüren. Ein Hintertürchen, wenn man so wollte. In ihrem hübschen kleinen Kopf befanden sich Informationen, die ihm helfen würden. Kein Zweifel. Es ging nur darum, die richtigen Fragen zu stellen und die richtige Dosis Gewalt anzuwenden.
     
    Murdochs Geduld neigte sich dem Ende zu.
    Da die Befragung der
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keinerlei Anhaltspunkte für den Verbleib des Schleiers erbracht und Sora sich geweigert hatte, Kiyoko dessen Auslieferung zu befehlen, bestand der nächste Schritt nun darin, ihren Schmuck in Augenschein zu nehmen. Aber er zog es vor, sich die Schmuckstücke ohne ihr Wissen auszuleihen, und dazu waren exaktes Timing und eine sehr vorsichtige Berührung nötig.
    Leider war er nicht ganz auf der Höhe. Dank einer zweiten Nacht voller hitziger Träume hatte die Anspannung in seinem Körper fiebrige Ausmaße erreicht. Er konnte kaum eine Flasche Bier an die Lippen heben, ohne die Hälfte des Inhalts zu verschütten.
    Schweißtreibendes Training auf dem Außengelände half ihm, seinen quälenden Frust zu verscheuchen, und so verbrachte er ein Gutteil seiner Freizeit dort. Umiko hatte ihm wunderbarerweise eine weite, marineblaue Hose und ein Paar Segeltuchschuhe beschafft, beides in seiner Größe. Sie hatte ihm die Sachen gestern gebracht, zusammen mit einem Kasten Sapporo-Bier, und sich damit einen Platz in seinem Herzen erobert, was aber ihrer Beschützerfunktion als Leibdrache ihrer Herrin keinen Abbruch tat.
    »Mr Murdoch?«
    Er ließ das Schwert sinken und drehte sich um.
    Vor ihm stand Ryuji Watanabe, in einem maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug, weißem Hemd und blaugestreifter Krawatte. Lächelnd. Freundlich. Sogar ein wenig bewundernd.
    »Aye?«
    »Verzeihen Sie die Störung. Ich habe mich gefragt, ob Sie Kiyoko-san heute Morgen schon gesehen haben. Sie und ich wollten ab neun den Anlagegüterbericht durchgehen, aber sie kam nicht, obwohl wir verabredet waren.«
    »Vielleicht ist ihr eingefallen, dass heute Sonntag ist, und sie hat beschlossen, sich eine Auszeit zu nehmen«, schlug Murdoch liebenswürdig vor. Zu den größten Geduldsproben zählte die endlos lange Zeit, die Kiyoko mit Watanabe brütend über den Firmendaten verbrachte.
    »Vielleicht«, entgegnete Watanabe mit bedauerndem Lächeln. »Aber es war ihre Idee, heute zu arbeiten, nicht meine. Der Zwischenfall mit Takeo hat ihre Ängste geschürt, dass die Firma einem Verräter aus den eigenen Reihen zum Opfer fallen könnte. Ich nehme an, dass Sie sie nicht gesehen haben?«
    »So ist es.«
    »Da ich offenbar jetzt frei habe …«, setzte Watanabe erneut an, »… würde es Ihnen etwas ausmachen, einen Kaffee mit mir zu trinken? Ich habe Geschmack an Starbucks gefunden, als ich in Boston lebte, und in meiner Hütte gerade eine Kanne frisch gebrüht.«
    Murdoch blickte an seinem verschwitzten und zerknitterten T-Shirt herunter. »Leider muss ich dringend duschen,

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