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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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bevor ich unter Leute gehen kann.«
    »Verstehe. Würde es Sie stören, wenn ich hierbleibe und Ihnen beim Üben zuschaue? Ihre Schwertführung unterscheidet sich von der der anderen. Sie ist sehr elegant und offenbar recht wirksam, jedenfalls dem Geräusch nach zu urteilen, mit dem Ihr Schwert durch die Luft zischt.«
    Es war verdammt schwer, einen Mann zu hassen, der einen mit Komplimenten überhäufte.
    »Können Sie selbst auch ein Schwert führen?«, fragte Murdoch, während er geschmeidig verschiedene Hiebe ausführte.
    »Nein«, antwortete Watanabe mit einem kurzen Lachen. »Ein paar Pflichtstunden in
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sind alles, was ich vorzuweisen habe. Ich bin viel besser darin, einen Stift zu führen.«
    Oder einen Mann, der sich nicht schämt, seine Grenzen einzugestehen.
    Verdammt!
    »Yoshio hat erwähnt, dass Kiyoko vor einer halben Stunde zum Laufen gegangen ist«, räumte Murdoch widerwillig ein. »Sie ist sicher bald wieder zurück.«
    »Ausgezeichnet. Dann können wir einen neuen Termin für unser Treffen ansetzen.« Watanabe deutete auf Murdochs Waffe. »Ist das ein schottisches Schwert? Die Verzierung auf dem Knauf scheint eine Art Knotenarbeit zu sein.«
    Murdoch streckte das Schwert vor, so dass der andere es besser betrachten konnte. »Nein, es ist nordischen Ursprungs. Ein Wikingerschwert, geschmiedet im dreizehnten Jahrhundert.«
    Watanabe hob die Augenbrauen. »Und es ist noch immer zu gebrauchen? Ich hätte gedacht, dass so eine alte Klinge völlig abgewetzt ist.«
    »Sie wurde sehr pfleglich behandelt«, erwiderte Murdoch. »Regelmäßig gereinigt und geschmiert, so dass sie niemals Rost ansetzen konnte. Sie ist noch immer in hervorragendem Zustand.«
    »Aber nicht so widerstandsfähig wie eine Waffe, die aus modernen Stahlgemischen hergestellt ist, könnte ich mir vorstellen.«
    Murdoch nickte. »Sie kennen sich mit Metall aus?«
    Watanabe zuckte die Achseln. »Neben den Nahrungsmitteln, für die wir am bekanntesten sind, fertigt die Ashida Corporation auch Haushaltsgeräte. Das ist eine unserer profitabelsten Sparten.«
    »Arbeiten Sie schon lange für die Firma?«
    »Erst ein Jahr.« Der Blick des Japaners wanderte nach links, zu Yoshio, der sein eigenes Training unterbrochen hatte, um Murdoch zuzusehen. Als sich der junge Krieger ertappt sah, verbeugte er sich vor Watanabe und nahm seinen Übungskampf mit einem anderen
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wieder auf. »Kiyokos Vater warb mich einem großen Konkurrenten ab. Ich sollte eines Tages seine Stelle einnehmen. Wir ahnten ja nicht, dass ›eines Tages‹ so bald sein würde.«
    Murdoch studierte Watanabes glattes Gesicht eingehender. Japanische Führungskräfte waren für gewöhnlich älter, erfahrener. »Wie alt sind Sie?«
    »Dreiundvierzig. Es war dem Vorstand eine Ehre, mich zu ernennen. Aber wenn meine einschlägige Erfahrung und Tatsu Ashidas Wunsch nicht gewesen wären, dann wäre der Posten sicher an jemand anderen gegangen.«
    Während Watanabe sich für seine peinliche Jugend entschuldigte, dachte Murdoch über das reife Alter des Mannes nach. Mit dreiundvierzig war er mindestens fünfzehn Jahre älter als Kiyoko – ein ziemlich großer Altersunterschied. Vielleicht war seine Eifersucht auf den Mann ungerechtfertigt.
    »Kiyokos Vater nahm mich unter seine Fittiche und behandelte mich wie den Sohn, den er niemals hatte. Er hatte gehofft, dass Kiyoko und ich heiraten würden, so dass die Firma in der Familie bleiben würde.«
    Oder auch nicht.
    Murdoch stieß langsam die Luft aus. Dies hatte nur teilweise den gewünschten Effekt, den missmutigen Berserker abzulenken. »Hat er Kiyoko gegenüber diesen Wunsch geäußert?«
    »Ja«, antwortete Watanabe. »Aber sein Wunsch ist vielleicht nicht ihrer, und ich bin nicht an einer Ehe ohne Liebe interessiert. Ich habe nicht mehr davon gesprochen, seit ihr Vater tot ist.«
    Watanabe war ein besserer Mann als er. Hätten ihre Berührungen nicht diese katastrophalen Folgen, Murdoch hätte Kiyoko schon lange an einen ruhigen Ort gelockt, um sie von seinem Interesse an ihr zu überzeugen.
    Er streckte sich.
    Nicht, dass er eine Ehe im Sinn hatte. Die Tatsache, dass er niemals altern würde, alle anderen aber schon, würde ihn zwingen, selbst die innigsten Bande zu lösen.
    Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass sich das Osttor öffnete. Kiyoko, wie üblich in ihren
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gekleidet, das Haar im Nacken gebunden, glänzenden Schweiß auf der Stirn, betrat das Trainingsgelände.
    »Ich habe kein Recht, Sie darum zu bitten,

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