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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Murdoch-san, aber ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Sie den letzten Teil unseres Gesprächs für sich behalten würden«, raunte Watanabe, während Kiyoko auf sie zulief.
    Ihr anzudeuten, dass sein Rivale um ihre Gunst ihr die Beständigkeit und Stabilität einer Ehe bot, während er das nicht konnte? Nicht um alles in der Welt! »Von mir wird sie nichts erfahren. Sie haben mein Wort.«
    »Danke.«
    Kiyoko kam auf sie zu, den Blick auf Watanabes Gesicht geheftet. In offensichtlicher Reue legte sie ihm die Hand auf den Ärmel, so dass sie sich bleich gegen den dunklen Stoff abzeichnete. »Ryuji-san, ich muss mich aufrichtig entschuldigen. Es ist mir sehr peinlich, dass ich unser Morgenmeeting vergessen habe.«
    Es war eine vollkommen unschuldige Berührung. Daran war ganz und gar nichts Sinnliches. Aber das hinderte Murdochs Blut nicht daran, sich mit der eifersüchtigen Raserei seines Berserkers aufzuheizen. Seine Finger schlossen sich fester um den Lederknauf seines Schwertes. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Kiyokos Hand von Watanabes Ärmel zu entfernen, doch stattdessen besann er sich mit aller Kraft auf seine Kämpferdisziplin und ließ das Schwert ungemein sanft zurück in die Scheide gleiten, die an seiner Hüfte hing.
    Seine Mission war die Reliquie, nicht die Frau.

[home]
9
    D ie Träume forderten ihren Tribut. Kiyoko hatte noch nie ein Meeting vergessen, schon gar nicht eines, das sie selbst angesetzt hatte. Aber sie hatte sich die ganze Nacht herumgewälzt und war aufgewühlt erwacht, mit dem drängenden Bedürfnis, durch den Wald zu laufen, alles zu tun, um die gewagten Gedanken an Murdoch abzukühlen, die sie fortgesetzt heimsuchten.
    Und es hatte funktioniert. Nur Augenblicke nachdem sie das Gelände verlassen und mit dem Laufen begonnen hatte, gewann das jahrelange Training die Oberhand, und sie glitt in einen Zustand gesteigerten Bewusstseins und innerer Ruhe hinüber. Das Flüstern des Windes in den Ästen, der Kiefernduft in der Luft und der Aufprall ihrer Füße auf dem Boden wurden für eine Weile zu ihrer Welt.
    Doch ein Blick auf das schweißnasse T-Shirt, das an Murdochs Brust und Armen klebte, und ihre Gelassenheit war dahin.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir meinen Lapsus«, sagte sie zu Ryuji.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, gab er zurück. »Wir können einen neuen Termin vereinbaren. Und es ist Sonntag. Vielleicht sollten Sie sich eine Pause gönnen.«
    »Gute Idee«, stimmte Murdoch ruhig zu.
    »Im Gegenteil«, widersprach sie. Sie musste einen Weg finden, die sexuelle Spannung zwischen ihnen zu mindern. Und es musste schnell geschehen. »Meditieren mit Murdoch ist eine viel bessere Idee. Ryuji-san, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn wir unser Treffen auf den späteren Nachmittag verschieben könnten. Vielleicht auf vier oder halb fünf?«
    Ein irritiertes Flackern huschte über Watanabes Gesicht, dann war es auch schon wieder fort. »Natürlich. Ich muss sowieso ein paar Anrufe erledigen.« Er verbeugte sich, wandte sich ab und ging den Weg um die Glockenturmpagode entlang, um zum Westtor zu gelangen.
    Kiyoko nahm all ihren Mut zusammen und blickte Murdoch an. »Wir könnten beide eine Dusche und frische Kleidung vertragen, bevor wir anfangen.«
    Er lächelte sie schief an. »Sollen wir das zusammen erledigen?«
    »Nein«, antwortete sie und wich einen Schritt zurück. Sein Lächeln war zu verführerisch. »Natürlich nicht. Warten Sie in fünfzehn Minuten vor dem Meditationsraum auf mich.«
    »In fünfzehn Minuten«, bestätigte er.
    Kiyoko war in zwölf Minuten fertig. Statt zum Haus zurückzukehren, wusch sie sich am Gemeinschaftsbecken hinter der Haupthalle und tauschte ihre Joggingkluft gegen eine saubere Jacke und eine
hakama-
Hose mit weiten Beinen. Trotz ihres Tempos wartete Murdoch bereits auf sie, als sie vor dem Meditationsraum erschien. Er trug wie üblich Jeans und T-Shirt, auf seine Lederjacke hatte er verzichtet. Sein braunes Haar hing in nassen Strähnen herab, als ob er Zeit gefunden hätte, es zu waschen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie es noch einmal versuchen wollen?«, fragte er. »Bisher hatten wir nicht viel Erfolg.«
    »Nur weil Sie sich ablenken lassen.«
    »Aye«, pflichtete er ihr bei. »Ich finde es unendlich reizvoll, über die vielen Dinge nachzudenken, die ich allein mit Ihnen in einem kleinen Raum anstellen könnte – abgesehen vom Atmen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Deshalb werden wir auch nicht hineingehen. Heute üben wir

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