Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
entgegnete Sora. »Nach der Lektion zu suchen, die man daraus lernen kann, ist ein besserer Zeitvertreib. Ich frage mich zum Beispiel, warum Kiyoko keinen Schildzauber aufgerufen hat. Die Knochenbrüche hätten sich vermeiden lassen.«
    Murdoch blickte über die Schulter zurück. »Dasselbe könnte man auch von Ihnen sagen, alter Mann.«
    Der Sensei lächelte. »Mein Fehler war nicht, dass ich keinen Schildzauber beschworen habe, sondern dass er nicht stark genug war. Ihr Schwert hat überragende Schildbannfähigkeiten.«
    »Dank Stefan Wahlberg.«
    Sora hob fragend die Augenbrauen.
    »Das ist der Roma-Magier, der uns unterstützt«, erklärte Murdoch. Er zog sich aus Kiyokos Zimmer zurück, so dass die Ärztin die Schiebetür wieder schließen konnte. »Ein sehr begabter Bursche.«
    »In der Tat. War er es auch, der die Scheide mit dem dimensionalen Verschiebungszauber belegt hat, so dass Ihr Schwert verschwindet, wenn Sie es wegstecken?«
    »Aye.«
    Sora rieb sein Kinn. »Ich hoffe, ich bekomme eines Tages Gelegenheit, diesen Mann zu treffen. Er ist mit Fähigkeiten gesegnet, die ihresgleichen suchen.«
    Murdoch nickte. »Ich habe in den vielen Jahren meiner Existenz nur einen einzigen anderen Mann dieses Kalibers kennengelernt. Einen schottischen Druiden aus dem dreizehnten Jahrhundert.«
    »Hat er versucht, Sie von Ihrem Berserkerfluch zu befreien?«
    »Ja.« Aber das war Schnee von gestern. Er würde seinen Berserker nie loswerden. Murdoch ging an dem alten Sensei vorbei Richtung Haustür. »Entschuldigen Sie mich. Ich habe das dringende Bedürfnis, einen Spaziergang zu machen.«
    »Verstehe. Wenn Sie nach Westen gehen, kommen Sie direkt ins Dorf. Richtung Süden kommen Sie ans Meer. Suchen Sie es sich aus. Ich rufe Sie auf dem Handy an, falls sich Kiyokos Zustand ändert.«
    Murdoch nickte und lächelte Sora zu. »Warten Sie nicht auf mich.«
     
    Die Gelegenheit war günstig.
    Asasel beobachtete, wie Murdoch übers Gras und den Hügel hinunter Richtung Dorf ging. Nach allem, was man hörte, beabsichtigte der Seelenwächter, mehrere Stunden fortzubleiben, was ihm Zeit genug für eine Razzia verschaffen sollte. Nichts Aufwendiges. Nur kurz suchen und es sich schnappen.
    Aber zuerst würde er ein Ablenkungsmanöver inszenieren müssen.
    Einen Dämonenangriff auf das Haus zum Beispiel. Leider konnte er ihn nicht einfach anordnen. Satan wusste nicht, dass er überlebt hatte. Aus gutem Grund. Wenn er sich zu erkennen gab, bevor er seine volle Schlagkraft wiedererlangt hatte, würden seine Rivalen um die Gunst des Großen Lords, Luzifer und Beelzebub, ihre beachtliche Macht dazu benutzen, ihn zu zerquetschen. Einen Dämonenangriff unter diesen Umständen zu organisieren wäre also schwierig.
    Aber nicht unmöglich.
    Satans Drohnenlegionen kontrollierten fortwährend die Barriere zwischen Hölle und mittlerer Ebene, um einen Durchschlupf zu suchen. Sie würden sofort durchstoßen, wenn sie eine Schwachstelle entdeckten. Wenn er diesen einen kleinen Fleck gleich vor dem Haus aufweichte, würden die Dämonen den Rest besorgen. Es spielte keine Rolle, wie viele von ihnen es herüberschafften oder welche Art von Dämonen erscheinen würde.
    Kiyoko war so schwach wie ein Kätzchen, daher würde sie dem nicht viel entgegenzusetzen haben. Und was die anderen betraf … Keiner von ihnen stellte eine echte Bedrohung dar.
    Wenn alles gut ging, hatte er Glück und bekam den Schleier. Dann hätte er seine Schäfchen im Trockenen. Aber er wäre schon glücklich mit den Orakelrollen, von denen ihm Kiyoko bei ihrem letzten Meeting erzählt hatte. Und der Angriff allein würde ihm eine glänzende schwarze Feder eintragen. Vielleicht sogar mehr als eine, wenn eine Reihe von Onmyōji dabei starb.
    Er rollte mit den Schultern, um die Anspannung zu lockern, die sich unaufhaltsam aufbaute, wenn man seine Schwingen in einem schlanken Körper verstecken musste.
    Er konnte wirklich nur gewinnen.
    Er hatte nichts zu verlieren.
     
    Schweiß perlte auf Murdochs Brust und rann seinen Bauch hinab, während er durch die Bäume lief und schroffe Felsabhänge hinuntersprang. Dieser Teil der Insel war weitgehend unbewohnt und durchsetzt von Berggipfeln, kristallklaren Seen und sich dahinschlängelnden Flüssen. Er machte einen Bogen um ein allein stehendes Bauernhaus, so dass es ihm gelang, außer Sichtweite zu bleiben, während er in aberwitzigem Tempo weiter auf das Dorf zusauste. Sein Berserker verhielt sich ruhig. Nur er selbst und sein

Weitere Kostenlose Bücher