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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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unsterblicher Körper waren es, die Kalorien verbrennen wollten.
    Jedenfalls glaubte er das, bis er geradewegs in zwei graugesichtige Ghuls hineinrannte.
    In vollem Lauf schickte er beide in hohem Bogen wie ein ausgemergeltes Paar Bowlingkegel ins Gebüsch. Der Schwung trug ihn noch einige Meter weiter, obwohl er zu bremsen versuchte. Er stolperte über ein knochiges Bein und wäre fast mit der eleganten weißhaarigen Frau zusammengestoßen, die im Schatten einer riesigen Tanne stand. Gerade noch rechtzeitig, bevor sein Kopf ihre Magengrube gerammt hätte, fand er das Gleichgewicht wieder.
    »Zur Hölle noch mal!«
    »Da kann ich nicht mitreden. Ich war noch nie dort.«
    Murdoch funkelte sie wütend an. »Was, in Gottes Namen, treibt Ihr hier, mitten im Nichts? Macht Ihr Euch einen perversen Spaß daraus, Leute zu überrumpeln?«
    »Nicht
Leute
«, gab sie zurück. »Nur dich.«
    »Ich Glücklicher! Was wollt Ihr von mir?«
    »Du vergreifst dich im Ton, Wächter.« Die Herrin des Todes war in einen schwarzweißen Seidenkimono gewandet und nach traditioneller Geishaart geschminkt, und sie wedelte sich mit einem Fächer Luft zu. Ihre Zwillingsghuls kamen wieder auf die Beine und bezogen hinter ihr Posten, wie um sie zu beschützen. Ihre grauen Totenhemden bauschten sich im Wind.
    Er schnaubte. »Daran solltet Ihr mittlerweile gewöhnt sein. Wie lange haben wir nun schon miteinander zu tun?«
    »Siebenhundertundzwölf Jahre.«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn Ihr das sagt. Ich habe aufgehört mitzuzählen.«
    Ein ärgerlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht, der rasch von einem Lächeln abgelöst wurde. Doch das ließ ihre Schönheit nur noch kälter wirken. »Ich möchte, dass du einen Spezialauftrag für mich übernimmst.«
    »Tut mir leid. Ich bin beschäftigt.«
    »Ich kenne zerquetschte Wanzen, die respektvoller als du sind.« Ihre hellblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Du stehst in meiner Schuld, Wächter. Und deine Schuld ist noch nicht einmal ansatzweise getilgt.«
    »Ich habe meine erste Fünfhundertjahresfrist abgedient und halb die zweite. Ich arbeite an der Begleichung meiner Schuld. Ich schulde Euch nicht mehr, als Seelen zu holen. Schaut ruhig im Vertrag nach.«
    Ihre blutroten Lippen wurden zu einem dünnen Strich. »Einhundertdreiundsiebzig.«
    Murdoch rieb sich mit der Hand über die Brust, damit der Schweiß durch den T-Shirt-Stoff aufgesaugt und der Schmerz gelindert wurde, der bei ihren Worten unter seinem Brustbein aufflammte. »Ihr braucht mich nicht daran zu erinnern.«
    »Du hast bestimmt vergessen, wie groß der Gefallen war, den ich dir erwiesen habe, Murdoch. Einhundertdreiundsiebzig Leben gegen eine zweite Fünfhundertjahresfrist. Ich habe all diese Seelen freigegeben. Für dich.«
    »Ihr hattet sie noch gar nicht mit dem Mal gezeichnet.«
    »Natürlich nicht. Wären sie gezeichnet gewesen, hätte es keine Abmachung gegeben. Trotzdem – sie standen auf der Liste. Wäre es nicht so gewesen, wärest du nie zu mir gekommen und hättest mich um ihr Leben angebettelt. Sie sollten in einer schrecklichen Clanfehde umkommen, wie ich mich entsinne. In ihren Betten ermordet von diesem grässlichen MacDonald.«
    Gegen die Wahrheit zu argumentieren war ein sinnloses Unterfangen.
    »Was wollt Ihr?«, fragte er müde.
    »Ich bin einen Handel mit Webster eingegangen, und er scheint seinen Part nicht erfüllen zu wollen.«
    Er hob eine Augenbraue. »Und? Ich bezweifle, dass Ihr den Handel abgeschlossen habt, ohne mit Strafe zu drohen. Was habe ich damit zu tun? Fordert doch einfach ein, was er Euch schuldig ist.«
    »Sieh an, sieh an! Kümmert dich Websters Zukunft denn gar nicht, Murdoch? Du weißt nicht einmal, was die Strafe ist, und trotzdem brennst du offenbar herzlos darauf, ihn bezahlen zu lassen.«
    »Ich bin nicht sein Kindermädchen.«
    Sie streckte die Hand aus und strich ihm mit einem eisigen Finger übers Kinn. Dabei zog sie einen Schmollmund. »Ich vermisse den Bart. Warst du nicht ganz bei dir, als du ihn abgenommen hast?«
    »Hört mit den Spielchen auf!« Er packte sie am Handgelenk und schob ihre Hand fort. »Ich lasse mich nicht so leicht hinters Licht führen. Ganz offensichtlich wünscht Ihr doch viel mehr, dass er seiner Verpflichtung nachkommt, als dass er bestraft wird. Was sollte er denn für Euch tun?«
    »Nichts Großartiges. Er sollte mir nur eine Kleinigkeit besorgen.«
    Sie hatte eine der Reliquien eingefordert? Bestimmt nicht. »Was für eine

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