Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
Kleinigkeit?«
    »Das geht dich nichts an. Du sollst mir den Gegenstand doch nicht herbeischaffen. Das ist Websters Job. Ich will, dass du ihn davon überzeugst, sich davon zu trennen.«
    »Wenn es eine der Schandreliquien ist«, sagte er und ließ das Kinn sinken, »fragt Ihr den Falschen.«
    »Pah!« Sie wedelte nonchalant mit der Hand. »Eure Reliquiensammlung kümmert mich nicht. Ich habe die Jagd nach ihnen nur gebilligt, um Satan an der kurzen Leine zu halten. Der Gegenstand, den ich haben will, ist von größerem Interesse.«
    »Der Zerbrochene Glorienschein«, mutmaßte er.
    Sie schwieg und lächelte kühl.
    »Warum erwartet Ihr von mir, ihn umzustimmen? Er und ich sind wohl kaum die dicksten Freunde.«
    Sie zuckte die Achseln. »Du respektierst ihn, er respektiert dich. In eurer Beziehung muss es Raum für eine Einflussnahme geben.«
    »Ich bin in Japan. Er ist in Kalifornien«, wandte er ein.
    »Und deshalb bin ich hier«, erwiderte sie. »Bring deinen albernen Auftrag endlich über die Bühne und flieg nach San José zurück. Es wird mir allmählich lästig, dass das so lange dauert.«
    »Es ist nicht so einfach.«
    »Natürlich ist es das. Schnapp dir einfach den Schleier und verschwinde.«
    Er seufzte. »Für eine Frau ohne Gewissen ist es vermutlich einfach. Mir fällt die Sache nicht so leicht.«
    Sie rümpfte die Nase. »Hat das etwas mit dem alten Mann zu tun – diesem Lehrer?«
    »Sora? Nein. Warum?«
    »Ich habe ihn noch nie gemocht. Er ist ein Kriecher und ein Dieb.«
    »Wirklich?« Der Sensei war nervtötend, sicher. Immer sprach er in Rätseln. Aber ein Dieb? »Was hat er denn gestohlen?«
    »Schluss mit dem Geplauder. Du weißt, was ich will, also liefere.« Die Herrin des Todes schlug erneut den Fächer auf. »Vielleicht solltest du umkehren und zurück ins Lager gehen. Das Dorf ist reine Zeitverschwendung.«
    Murdoch deutete eine Verbeugung vor seiner Herrin an. Dann wich er ihr und ihrer Entourage um einen Baum herum aus und setzte seinen Weg durch das Gras fort. »Danke für den Tipp, aber ich gehe trotzdem hin. Ich muss nachdenken.«
    »Ich begrüße es wirklich, wenn sich meine Wächter Zeit nehmen, über ihre Sünden nachzusinnen«, rief sie ihm nach. »Aber wenn du nicht umkehrst, wird dir der Schleier durch die Lappen gehen.«
    Er blieb stehen und wirbelte herum.
    »Was wisst Ihr?«
    »Natürlich alles.« Die Herrin des Todes lächelte. »Deine neuen Freunde werden gerade von einer gemeinen Horde Markdämonen überfallen, während wir hier stehen und plaudern. Wenn ich du wäre, würde ich die Beine in die Hand nehmen.«
    Dann war sie fort.
     
    »Kiyoko-san!«
    Kiyoko öffnete die Augen.
    »Kiyoko-san«, wiederholte die Frauenstimme, leise und drängend. »Wachen Sie auf!«
    Benommen und verwirrt wandte Kiyoko den Kopf, um in Umikos sorgenvolles Gesicht zu sehen. Es war schwer, in dem verdunkelten Raum irgendetwas zu erkennen, doch der feste Griff, mit dem die alte Frau ihren Arm umklammert hielt, sprach Bände. »Was ist denn?«
    »Wir werden angegriffen.«
    Kiyoko setzte sich auf. Oder versuchte es zumindest. Ein plötzlicher, heftiger Schmerz durchzuckte ihre Brust und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie fiel zurück auf das Kissen. Die Rippenbrüche! Wie hatte sie ihr misslungenes Experiment auf dem Hof vergessen können? »Von wem?«
    »Dämonen.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen gelang es Kiyoko endlich, sich aufzusetzen. »Bist du sicher?«
    »Ich habe sie gesehen. Sie feuern Blitze aus den Fingerspitzen ab.«
    Kiyoko verzog das Gesicht. Das klang in der Tat nach Dämonen. »Hol mir mein Schwert.«
    »Nein, Sie sind zu schwach zum Kämpfen. Im Augenblick kommen Ihre Krieger ihrem Gelübde nach, Sie zu beschützen, und halten die Dämonen noch in Schach. Aber sie werden dieser Übermacht nicht lange die Stirn bieten können. Vergeuden Sie ihre Kraft nicht. Wir müssen durch den Felsengang fliehen.«
    Ihr Vater war ein sehr praktisch veranlagter Mann gewesen. Sobald er sich entschlossen hatte, zu heiraten und eine Familie zu gründen – was ein großes Risiko für einen Onmyōji war –, hatte er Vorkehrungen für jeden denkbaren Notfall getroffen, auch für eine Flucht. Als er das Haus hatte bauen lassen, war unter den Holzdielen der Küche ein Gang angelegt worden. Er hatte ihn nicht für sich graben lassen. Nur für seine Frau und seine Tochter.
    »Du gehst!«, sagte Kiyoko mit fester Stimme. »Ich muss hierbleiben.«
    »Um zu sterben?«, fragte Umiko. Die Sorge ließ

Weitere Kostenlose Bücher