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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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der Hosentasche zog und ihr zwei Zwanziger entnahm. »Er wird den Berserker nicht in einem Übungskampf rauslassen. Ich wette, dass Webster ihm ordentlich in den Hintern treten wird.«
    »Die Wette halte ich.«
    Kiyoko verzog das Gesicht. Blutrünstige Wilde alle miteinander. Sie ergriff Yoshios Ärmel. »Komm! Die Kantine ist bestimmt leer, während sie sich hier die Köpfe einschlagen.«
    »Du willst nicht abwarten, ob Murdoch gewinnt?«
    »Nein, wenn ich erst dabei zuschaue, wie sich zwei Kerle gegenseitig zu Hackfleisch verarbeiten, bekomme ich anschließend nichts mehr hinunter.«
    Yoshio blickte über die Schulter zurück. »Die Wunden sind nicht sehr tief. Sie heilen in ein paar Stunden.«
    »Darum geht es doch gar nicht.« Kiyoko seufzte. Yoshio war genauso schlimm wie die anderen. Er konnte den Blick kaum abwenden. »Bleib hier, wenn du willst. Ich gehe zurück ins Haus.«
    Ihr Partner nickte zerstreut.
    Männer!
    Als Kiyoko aus der Arena in den trüben, nebligen Morgen hinustrat, wäre sie beinahe mit Ryuji zusammengestoßen, der gerade hineinwollte. »Verzeihen Sie, Ryuji-san. Ich habe nicht aufgepasst.«
    Er lächelte. »Ich auch nicht.«
    Es war ein sehr freundliches Lächeln, und Kiyoko konnte gar nicht anders als es erwidern. Es war zu Beginn vage selbstironisch und gegen Ende warm bewundernd. Schwer, dem zu widerstehen. Ryuji war ein attraktiver Mann, besonders in dem hellblauen Pullover und der dunkelgrauen Hose. Außerdem wusste er alles, was es über die Ashida Corporation zu wissen gab, und konnte ihr helfen, einige der merkwürdigen Ausgabenposten im Geschäftsbericht zu verstehen, über die sie sich den Kopf zerbrach.
    Kalte, trockene Zahlen waren genau das, was sie jetzt brauchte, um die letzten Fetzen ihres Traums aus ihrem Kopf zu verbannen. »Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »Nur Tee.«
    »Würden Sie mir Gesellschaft leisten?«
    »Gern.« Er sah auf die weiß bemalte Tür zur Arena. »Haben Sie zufällig Emily da drin gesehen? Ihr Vater bat mich, ihr etwas auszurichten, falls ich sie treffe.«
    Kiyoko vergegenwärtigte sich das Bild der Tribüne, die sie kurz zuvor überflogen hatte. »Ich glaube nicht, dass sie hier ist.«
    »Dann nehme ich an, dass seine Nachricht hinfällig ist. Er verspätet sich nämlich zu ihrer Unterrichtsstunde.« Er bot ihr seinen Arm an. »Sollen wir in die Kantine gehen? Dort gibt es eine kleine, aber feine Auswahl an frischem Sushi. Ich hatte ohnehin gehofft, mit Ihnen über die Bilanzprüfung sprechen zu können. Einige Kunstwerke, die der Firma gehören, fehlen, und ich fürchte, dass sie mit dem Haus Ihres Vaters verlorengegangen sein könnten. Wären Sie bereit, mit mir die Listen durchzugehen?«
    Kiyoko nahm seinen Arm. »Sehr gern.«
    Ihr Vater hatte Ryuji sehr bewundert. Nicht nur für seinen Geschäftssinn, den Tatsu Ashida öffentlich und im privaten Kreis stets gerühmt hatte, sondern auch für seinen Familiensinn. Ryuji unterstützte seine verwitwete Mutter, seine beiden unverheirateten Schwestern und eine Schar von Onkeln und Tanten.
    Ihr Vater hatte sie nie dazu gedrängt, Ryuji als künftigen Ehemann ins Auge zu fassen, aber er hatte auch keinen Hehl aus seinen Hoffnungen gemacht.
    Leider hatte es nicht gefunkt. Jedenfalls nicht auf ihrer Seite. Da war nichts, was auch nur entfernt dem heftigen Verlangen ähnelte, das Murdoch in ihr auslöste.
    »Kiyoko.«
    Ihr Herz vollführte einen merkwürdigen kleinen Tanz, als sie ihren Namen polternd rufen hörte. Erstaunlich! Es war beinahe so, als könnte sie Murdoch herbeizaubern, indem sie nur an ihn dachte.
    Sie ignorierte Ryujis plötzlich erstarrten Arm und blieb stehen. Als sie sich umdrehte, sah sie sich Murdoch gegenüber und wurde von einer weiteren glühenden Welle der Verlegenheit überrollt. Er war voll bekleidet – wenn man die zahlreichen Löcher in seinem Hemd außer Acht ließ, die Brians Schwert hinterlassen hatte –, doch vor ihrem geistigen Auge war er so nackt, wie er es in ihrem Traum gewesen war. Jenem Traum, in dem sie ihn …
    »Ja?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Sicher kann das bis nach dem Frühstück warten, Mr Murdoch«, sagte Ryuji liebenswürdig. »So gewinnen Sie eine halbe Stunde Zeit, um Ihre Wunden zu versorgen, und beflecken Kiyoko nicht mit Ihrem Blut.«
    Murdoch bedachte Ryuji mit einem kühlen Blick. »Nein, es kann nicht warten.«
    Kiyoko unterzog die Schnittwunden einer prüfenden Betrachtung. Zum Glück war keine davon ernst.

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