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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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berührte, erhielt sie Zugang zu seinen Erinnerungen. Zu
allen
Erinnerungen. Er konnte nichts vor ihr geheim halten, selbst wenn er wollte. Aber – »Sie ist nicht an Kiyoko interessiert. Sie hat ein anderes Ziel im Auge.«
    »Würden Sie Kiyokos Leben darauf verwetten?«
    Eine schwere Last senkte sich auf Murdochs Schultern. Die einzige todsichere Wette war die, dass die Herrin des Todes bis in alle Ewigkeit ein verschlagenes Luder bleiben würde. »Nein.«
    »Dann vergessen Sie Ihre Neugier, was das Ritual betrifft. Konzentrieren Sie sich auf die Vernichtung der Dämonen.«
    »Sie verlangen zu viel.« Murdoch verschränkte die Arme über der Brust. »Ich traue Ihnen nicht.«
    »Das überrascht mich nicht. Dafür müsste ich Ihnen erst einen Grund geben.« Sora setzte ein Lächeln auf. Die Art von gutmütigem, allwissendem Lächeln, das ausnahmslos jedem auf die Nerven ging. »Offen gestanden, gibt es nur eine Person, der Sie trauen können müssen, wenn Sie den Sieg davontragen wollen. Und das sind Sie selbst. Ich an Ihrer Stelle würde damit beginnen.«
    Der Alte nickte Murdoch freundlich zu. Dann ging er in Emilys Fußspuren durch das Gras den Hügel hinunter.
    Dieser Wicht.
     
    »Ich habe die Statue für dreihunderttausend Dollar auf dem Schwarzmarkt verkauft. Es würde mir wirklich helfen, wenn Sie der Versicherung mitteilen könnten, dass sie im Haus war, als es abgebrannt ist. So entgehe ich dem Gefängnis.«
    Kiyoko hob den Blick von ihrer Teetasse. »Was?«
    »Ich wollte nur prüfen, ob Sie mir zuhören.« Ryuji lächelte und schenkte für beide Tee nach. »Sie langweilen sich doch.«
    Ihre Wangen wurden warm. Ryuji war ein wunderbarer Frühstücksgefährte gewesen. Während sie aßen, hatte er sie mit Geschichten aus seiner Kindheit auf dem Land bei Nagano unterhalten, höfliche Fragen zu Onmyōji-Ritualen gestellt und sogar ein paar von seinen Erinnerungen an ihren geliebten Vater mit ihr geteilt.
    Aber er war eben nicht Murdoch.
    »Ich langweile mich nicht«, erwiderte sie. »Ich bin im Moment nur etwas zerstreut. In den letzten Tagen ist so viel passiert.«
    »Dann schlage ich vor, wir nehmen unsere Arbeit wieder auf. Die Liste der Firmenkunstwerke muss noch geprüft werden. Sie liegt in meinem Zimmer in den Unterkünften.«
    Ryujis Lächeln war so gewinnend, dass Kiyoko beinahe zugestimmt hätte. Aber bei den gemeinsamen Sitzungen mit Ryuji schien die Zeit ihr zwischen den Fingern zu zerrinnen. Aus Minuten wurden Stunden. »Wäre es sehr schlimm, wenn wir das verschieben? Ich habe Murdoch versprochen, mich nach dem Frühstück mit ihm zu treffen.«
    Ryujis Lächeln verschwand. »Ich hatte gehofft, die Liste noch heute Morgen abzeichnen zu können, um sie ans Büro zu faxen. Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich. Höchstens eine halbe Stunde.«
    »Ich möchte Murdoch nicht noch länger warten lassen. Wie Sie zweifellos bemerkt haben, möchte er unbedingt mit mir sprechen.«
    Eine Falte auf Ryujis Stirn signalisierte für einen Augenblick sein Missfallen. »Dann vielleicht später?«
    Sie vereinbarten Zeit und Ort für ein Treffen. Dann verließ sie ihn in der Kantine, während er ein klebriges Zimtbrötchen mit Zuckerguss ins Auge fasste.
    Kiyoko rechnete fest damit, auf dem Rückweg Murdoch in die Arme zu laufen. Jede tiefe, polternde Männerstimme ließ ihr Herz flattern, bei jedem schweren Tritt auf dem Kies hinter sich wandte sie den Kopf. Aber keiner der Wächter, die sie auf dem Rückweg zum Ranchhaus traf, war groß wie ein Hüne und Schotte.
    Seufzend stieß sie die Tür auf …
    … und hätte Yoshio beinahe die Nase zertrümmert.
    »Entschuldige, Yoshio-san«, sagte sie, während sie zurückwich. »Ich war …« – von Murdoch abgelenkt. Schon wieder! – »… in Gedanken.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Kiyoko-san. Es war mein Fehler.« Der junge Mann verbeugte sich höflich und mit blassem Gesicht und schlüpfte dann zur Tür hinaus.
    Sie starrte stirnrunzelnd auf die geschlossene Tür.
    Was hatte er …
    »Ich nehme an, du hast jetzt eine Lücke in deinem vollen Terminplan gefunden?«, sagte die tiefe Stimme, die sie schon seit fünf Minuten zu hören hoffte.
    Sie wirbelte herum.
    Murdoch lehnte am Türpfosten, der zum Wohnbereich führte, ein ironisches Lächeln auf den Lippen und eine große Tasse Kaffee in der Hand. Sein Anblick pumpte die Luft aus dem Raum. Breite Schultern in weicher weißer Baumwolle, schmale Hüften in einer tief sitzenden schwarzen

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