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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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und ebenso wenig bezweifelte sie, dass der Anspruch, den er auf sie erhob, nicht geheuchelt war. Doch wenn er die Wahl zwischen ihr und dem Schleier hatte, würde er den Schleier wählen.
    Sie wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. Die Holzterrasse und die vereinzelt im Garten stehenden Stühle interessierten sie nicht, aber sie gaben ihr Gelegenheit, sich wieder zu sammeln.
    »Ich denke nicht daran. Dass der Schleier diesen Einfluss haben soll, ist eine Vermutung, keine Tatsache.« Sie nutzte den Umstand, dass sie sein Gesicht nicht sah, und fuhr fort: »Ich möchte von deinem Berserker nicht in Stücke gerissen werden, nur weil wir uns ohne ausreichende Beweise zu etwas haben hinreißen lassen.«
    Es waren harte Worte. Verletzende Worte.
    Aber sie waren die einzige Waffe, die sie gegen Murdochs Charme hatte. Als sie sie aussprach, erbebte ihr Herz angesichts der verlorenen Gelegenheit, den Schleier gegen ein paar glückliche Momente in Murdochs Armen einzutauschen.
    »Du hast ja wenig Vertrauen zu mir«, erwiderte er.
    »Das hat nichts zu tun mit …« Eine schlanke Gestalt trat hinter der immergrünen Hecke hervor und nahm Kurs auf die rote Eingangstür eines einstöckigen Gebäudes, das weiter unten am Pfad lag. Einen Augenblick später spähte dieselbe Gestalt rasch über die Schulter zurück und schlüpfte ins Haus.
    Kiyoko runzelte die Stirn und wandte sich wieder Murdoch zu.
    »Welchen Grund könnte Yoshio-san haben, in MacGregors Haus zu gehen?«

[home]
15
    E s dauerte einen Augenblick, bis er Kiyokos Frage verstanden hatte. Murdoch badete gerade in verletztem Stolz. Aye, sie hatte gute Gründe zu glauben, dass er ihr wieder weh tun würde. Aber die Anschuldigung aus ihrem Mund zu hören riss ein Loch von der Größe der Meerenge von Gibraltar in seine Eingeweide.
    »Yoshio?«, fragte er.
    Sie zeigte aus dem Fenster. »Da.«
    Murdochs Blick folgte ihrem Finger. »MacGregor ist im Krankenhaus, und Emily trainiert in der Arena. Yoshio hat keinen Grund für einen Besuch.«
    »Sollen wir ihn fragen?«
    Murdoch machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er ging vor ihr nach unten und zur Hintertür hinaus. Die Judasmünzen befanden sich nicht mehr in MacGregors Haus, aber zahlreiche andere wertvolle Gegenstände. »Wie gut kennst du Yoshio?«
    »Sehr gut. Jedenfalls glaubte ich das.«
    Murdoch bedachte sie mit einem grimmigen Blick. »Ist etwas vorgefallen?«
    »Eigentlich nicht. Ein paar Kleinigkeiten nur. Beim Überfall der Dämonen auf das Haus meines Vaters hatte er seinen Posten verlassen. Das sieht ihm ganz und gar nicht ähnlich. Dann, erst vor ein paar Minuten, bin ich vor dem Ranchhaus fast mit ihm zusammengestoßen. Dort hatte er ebenso wenig zu suchen wie jetzt in MacGregors Haus.«
    »Könnte er von einem Hörigen Dämon besessen sein?«
    »Und seine alte Aura behalten haben? Das glaube ich nicht.«
    Sie erreichten das Haus. Murdoch schaute durch das schmale Glasfenster neben der Tür ins Innere, konnte aber keine Bewegung entdecken. Er drehte den Knauf und schob die Tür langsam auf.
    »Bleib hier«, flüsterte er. »Ich seh mich mal um.«
    Kiyoko hob eine Augenbraue, zog ihr Schwert und trat über die Schwelle. Murdoch verkniff sich ein Grinsen und folgte ihr, während er ihr Deckung gab.
    Sie bewegten sich schweigend auf das ferne Murmeln einer Stimme zu – über den Flur an der Küche vorbei und weiter zu MacGregors Büro. Dessen Tür war nur angelehnt. Das reichte, um zu verstehen, was gesprochen wurde, aber nicht, um einen Blick hinein zu werfen. Leider sprach Yoshio Japanisch.
    Und es war ein sehr einseitiges Gespräch.
    Murdoch sah fragend zu Kiyoko.
    Sie runzelte die Stirn, und als sich ihre Blicke trafen, hielt sie einen Finger in die Höhe mit der stummen Bitte abzuwarten. Je länger sie lauschte, desto tiefer wurden die Runzeln auf ihrer Stirn. Endlich, als sie genug gehört hatte, stieß sie mit dem Fuß die Tür auf.
    Yoshio saß hinter dem Schreibtisch und telefonierte. Er sprang auf die Füße, ließ den Hörer fallen und griff sofort nach seinem Schwert. Doch als er Kiyoko erkannte, entspannte er sich wieder. Seine Hand fiel vom Schwert, und er verbeugte sich.
    »Kiyoko-san.«
    Ein wütender Wortwechsel auf Japanisch war die Folge. Kiyoko hatte ganz offensichtlich die Rolle der Anklägerin übernommen, doch Yoshio antwortete ihr höflich in entschiedenem und ungerührtem Ton.
    »Können wir auf Englisch weitermachen?«, fragte Murdoch, während er über den Schreibtisch

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