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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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dessen Rat er im dreizehnten Jahrhundert gesucht hatte, hatte nicht so viel Kontrolle über die Sterne besessen. »Du willst also damit sagen, dass Sora mein Auftauchen an deiner Tür prophezeit hat.«
    »So war es.«
    »Tatsächlich?«, fragte er lächelnd. »Aber wenn er wusste, dass ich kommen würde, warum hat er dann nicht diese hässliche Szene im Restaurant verhindert? Er hätte den beiden jungen Kriegern jede Menge blaue Flecken ersparen können.«
    Sie strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Hinter eine perfekte, rosafarbene Ohrmuschel, die regelrecht darum bettelte, geküsst zu werden. »Eine Prophezeiung fertigzustellen ist sehr zeitaufwendig – abhängig vom Umfang kann das zwischen sechs und vierzehn Stunden dauern –, und das Resultat ist nur so genau wie die Frage, die gestellt wurde. Die Frage ›Werde ich siegen?‹ bringt eine ganz andere Antwort hervor als die Frage ›Wie wird es um meine Gesundheit bestellt sein, wenn ich siege?‹«
    »Fertig!«, sagte Carter und lehnte sich mit zufriedenem Nicken zurück. »Er gehört euch. Das Ranchhaus ist für ihn tabu. Ihr habt also genau zehn Minuten, um ihn in den zugelassenen Bewegungsbereich zu bringen, bevor der Alarm losgeht.«
    »Danke.« Murdoch winkte Yoshio heran. »Gehen wir, Kumpel.«
    »Hey, Murdoch!«
    Murdoch blickte zu Carter.
    »Komm zu mir, wenn du was brauchst.«
    Murdoch lächelte. »Gib ruhig an, wenn du’s nötig hast, Carter. Ich habe nichts dagegen. Du hast vor deinem Computer so wenig Gelegenheit, etwas zu leisten, auf das du stolz sein kannst.«
    Sie ließen Yoshio in der Unterkunft zurück, in der es so belebt wie auf den ausverkauften Rängen eines Meisterschaftsspiels war. Die Schüler hatten außerplanmäßig einen Tag frei bekommen, weil MacGregor Vater geworden war. Und sie nutzten das weidlich aus. Sprudel und Bier und Kartoffelchips machten die Runde.
    Diese faulen Säcke!
    Murdoch war drauf und dran, ihnen in den Hintern zu treten und sie auf einen Zehn-Kilometer-Lauf zu schicken, aber er hatte Wichtigeres zu tun. Etwa, Kiyoko dazu zu überreden, ihm den Schleier zu zeigen. Er winkte dem Koch hinter der Theke in der Kantine zu. Der lief los und brachte ihm einen Rucksack.
    »Willst du noch immer meditieren?«, fragte Murdoch Kiyoko.
    »Ja«, antwortete sie überrascht.
    »Ich kenne den perfekten Ort dafür.« Er legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sie nach draußen. »Wenn du nichts gegen einen kleinen Spaziergang einzuwenden hast.«
    »Ich würde gern mehr von der Ranch sehen.«
    Kalifornien würde in seinem Herzen niemals den Platz von Schottland einnehmen, aber es hatte eine ganz eigenwillige, einzigartige Schönheit. In den Wintermonaten überzogen sich die verdorrten braunen Hänge mit frischem Gras, und die hügelige Landschaft wurde ganz weich durch das prächtige Grün. Sein Lieblingsplatz lag an der östlichen Böschung des Hügels, der über das Ranchhaus blickte. Von dort aus konnte man keinerlei Anzeichen von Zivilisation entdecken – kein Haus, keinen Zaun, keine Straße. Solange er nicht nach oben zu den Kondensstreifen der Jets schaute, konnte er beinahe glauben, dass er in der Zeit zurückgereist war. Im Winter füllte ein kleiner Wassertümpel die Kluft zwischen zwei Felsen und lockte Vögel und anderes kleines Getier an. Doch trotz der jüngsten Regenfälle waren die Felsen nun trocken.
    »Es ist schön hier«, sagte Kiyoko, während sie sich umsah.
    Murdoch öffnete den Rucksack und holte eine karierte Decke heraus. Ein hässliches, rotgrünes Ding. MacGregors Schottenmuster. Er hätte sich deutlicher ausdrücken sollen. Er breitete die Decke auf dem Gras aus und lud Kiyoko ein, sich zu setzen. »Tut mir leid. Es war kein Platz mehr für Kissen. Aber ich habe heißen Tee dabei.«
    Sie nahm die Thermoskanne entgegen und schenkte sich einen Becher voll. »Hast du mich wirklich hergebracht, um zu meditieren?«
    »Nein.« Er ließ sich neben ihr nieder, legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand. Die rustikale Umgebung stand ihr gut zu Gesicht. Auf der hässlichen Decke erinnerte sie an eine kremweiße Perle. »Ich hatte Hintergedanken.«
    »Und die wären?«
    »Ich will den Schleier sehen«, gab er aufrichtig zu. »Ich wusste, dass du ihn mir nicht zeigen würdest, solange die Möglichkeit besteht, dass auch jemand anders ihn sehen könnte. Aber hier draußen gibt’s nur mich, dich und die Kojoten.«
    Sie starrte ihn an.
    »Also, lass mal sehen, was du drunter

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