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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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langte, um den Telefonhörer aufzulegen. »Mein Japanisch beschränkt sich auf
domo arigato
und
hai.
«
    »Er hat die anderen Onmyōji über die Lage der Ranch informiert«, berichtete Kiyoko. »Gegen meinen ausdrücklichen Befehl.«
    »Es ist ihre Aufgabe, dich zu beschützen«, hielt Yoshio dagegen. »Dazu müssen sie aber auch die Möglichkeit erhalten.«
    »Einer von ihnen ist ein Spion. Du spielst unserem Feind wichtige Informationen zu.«
    Yoshio erstarrte. »Die Onmyōji sind Ehrenmänner.«
    »Vielleicht bist ja
du
der Spion.«
    Sein Blick suchte rasch den ihren und wich ihm dann wieder aus. »Das ist doch nicht dein Ernst! Ich würde nie etwas tun, um dir zu schaden, Kiyoko-san. Dein Vater hat mir am Tag meiner Ankunft im Dōjō dein Leben anvertraut, und ich habe nie in meinen Bemühungen nachgelassen, mich seines Vertrauens würdig zu erweisen.«
    Bei der Erwähnung ihres Vaters wurde Kiyokos Gesichtsausdruck milder. »Was hattest du vorhin im Ranchhaus zu suchen?«
    Er zog ein Stück Papier aus der Tasche und hielt es Kiyoko hin. Es zeigte eine Reihe von Kanji-Schriftzeichen neben Ziffernfolgen, die wie Telefonnummern aussahen.
    Sie nahm es und ließ den Blick darüber wandern.
    »Die Kontaktdaten der nordamerikanischen Onmyōji. Du hast sie aus meinem Handy gestohlen.«
    Er nickte.
    »Warum?«
    »Augenblick!«, unterbrach Murdoch kopfschüttelnd. »Es gibt Onmyōji hier in den Staaten?«
    Kiyoko wandte sich ihm zu. »Wie Sora-sensei schon an deinem ersten Tag im Dōjō erwähnte, gibt es Onmyōji-Sektionen überall auf der Welt. Unsere Philosophie ist sehr alt.«
    »Und sie alle kämpfen gegen Dämonen?«
    »Anfangs haben wir die Kampfkünste nur als Form der körperlichen Ertüchtigung und Selbstbeherrschung gepflegt. Aber als Gut und Böse aus dem Gleichgewicht gerieten, fühlten wir uns verpflichtet, unsere Fähigkeiten zur Verteidigung der Unschuldigen einzusetzen. Außerhalb Japans leben aber nur eine Handvoll Onmyōji.« Sie hielt den Zettel in die Höhe. »Und das sind sie.«
    »Sie leben, um dir zu dienen, Kiyoko-san«, sagte Yoshio. »Ich wollte ihnen eine Aufgabe geben.«
    »Sie leben, um dir zu dienen?« Murdoch lächelte Kiyoko zu. »Wirklich?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich bin eine Nachfahrin von Abe no Seimei. Ich trage sein Schwert.«
    »Und natürlich besagt die Prophezeiung deines Vaters …« Yoshio hielt inne, als er Kiyokos finsteren Blick auffing. »Verzeih. Ich habe unbedacht gesprochen.«
    »Nein, sprich weiter!«, entgegnete Murdoch. »Ich bin ganz Ohr.«
    Kiyoko stieß ihr Schwert zurück in die Scheide. »Da gibt es nichts mehr zu sagen. Er hat niemals die Prophezeiung meines Vaters gelesen. Yamashita-sensei war der Hüter des Orakels. Wir Übrigen kennen nur Bruchteile.«
    Trotz Soras Warnung war Murdoch davon überzeugt, dass die Informationen in den Schriftrollen von äußerster Wichtigkeit für Kiyokos Überleben waren. Jedes Gespräch darüber wies letzten Endes darauf hin. »Bruchteile sind für mich auch in Ordnung.«
    »Vielleicht später«, sagte sie. »Yoshio-san, ich bin höchst beunruhigt über die heutigen Vorfälle. Gleichgültig, welche Gründe du hattest – dass du Daten gestohlen und unerlaubt mit den anderen Onmyōji Kontakt aufgenommen hast, ist unverzeihlich. Ich bin kurz davor, dich mit dem nächstbesten Flugzeug nach Sapporo zu schicken.«
    »Aber ich kann dich doch nicht allein …«
    »Die Entscheidung treffe ich«, fiel sie ihm ungerührt ins Wort. »Ich vertage sie, weil mein Zorn im Augenblick stärker ist als mein Verstand. Was immer ich beschließe, überlege dir deine Reaktion gut. Ein weiser Mann würde sich darauf konzentrieren, meinen Respekt zurückzugewinnen.«
    Yoshio neigte den Kopf.
    »In der Zwischenzeit«, begann Murdoch, nicht ganz überzeugt von der Zerknirschung des jungen Mannes, »können wir ihn unter Hausarrest stellen.«
    Kiyoko schaute ihn an. »Wir sollen ihn einsperren?«
    »Nein. Wir haben in ein bisschen Technik investiert, nachdem wir letztes Frühjahr auf dem Weg zur Ranch die Spur eines Besuchers verloren hatten. Jetzt gibt’s hier elektronische Fußfesseln und GPS . Wir sagen der Software, wo er sich frei bewegen darf, und sobald er diesen Bereich verlässt, wird Alarm ausgelöst.«
    Der Kopf des jungen Kriegers fuhr hoch. Seine Augen funkelten vor Wut. »Ich bin doch kein Verbrecher!«
    »Gut«, sagte Murdoch und griff nach Yoshios Ärmel. »Ich habe nämlich Besseres zu tun, als dir quer über die Ranch

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