Zaertliche Brandung - Roman
Kinn.
»Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, hast du die halbe Zeit damit zugebracht, mich auszulachen, und die andere Hälfte damit, mich erwürgen zu wollen.«
Er trat einen Schritt auf sie zu.
»Und jetzt, Willa? Spürst du, in welche Richtung es mich jetzt treibt?«
Ihre Augen wurden groß, sie drückte die Decke an sich. Dann deutete sie zu dem Deck über ihrem Kopf hoch.
»Der Klüver ist nicht in Ordnung«, sagte sie schnell.«Rasch, Sam! Wenn du ihn nicht festmachst, sind wir ihn los.«
Er zögerte lange genug, um ihr einen finsteren Blick zuzuwerfen, dann drehte er sich um und ging langsam die Stufen zum Deck hinauf. Bei Gott, wenn er sie nicht erwürgt hatte, ehe sie Maine erreichten, dann nur, weil er sie stattdessen über Bord geworfen hatte.
Willa drückte das feuchte Tuch an ihre glühenden Wangen. Heilige Muttergottes, war sie denn lebensmüde?
Mit Sam Sinclair ins Bett zu kriechen war so brillant gewesen wie eine Vierwattbirne hell.
Aber wer hätte gedacht, dass Hormone so viel Gewicht in die Waagschale werfen konnten? Die halbe Nacht hatte sie am Ruder verbracht, war immer wieder eingenickt, zwischen Tagträumen und richtigen Träumen schwankend, in denen sie von Sams Mund auf ihrer Brust träumte. Ihre Gedanken hatten ausschließlich um sein gestriges Angebot, nach unten zu gehen, gekreist. Sie wusste, dass er sie nur geküsst hatte, um sie zum Schweigen zu bringen, doch hätte sie nie den Beweis versuchen sollen, sie wäre immun gegen seine … seine Brust.
Sie steckte in großen Schwierigkeiten. Wenn sie in den letzten fünf Jahren nicht wie eine Nonne gelebt hätte, wäre es ihr wohl leichtergefallen, eine kurze, nichtssagende Affäre zu handhaben. Herrgott, nach so langer Abstinenz Liebe zu machen war so unglaublich, so wundervoll gewesen, voller heißer und herzrasender Erfüllung.
Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen so heftigen Orgasmus gehabt zu haben. Es war … es war … verdammt, am liebsten hätte sie es gleich auf der Stelle wieder getan, doch musste sie erst den ganzen Tag hinter sich bringen, da sie sich am helllichten Tag ganz sicher nicht nackt präsentieren würde, wenn zum Berühren und Fühlen auch noch das Sehen kam. Und beim nächsten Mal wollte sie noch ein paar Empfindungen
zusätzlich erleben, und nicht nur solche, die seine Brust in ihr auslösten. Der Bursche besaß auch eine höchst bemerkenswerte Kehrseite.
Das heißt, vorausgesetzt, es gab ein nächstes Mal. Gut möglich, dass er gar nicht mehr auf gemeinsame Nacktheit aus war. Willa wusste, dass sie den männlichen Vorstellungen einer Traumgeliebten nicht entsprach; etwas zu vorlaut, meist in großer Eile und mit ihrem Körper ganz und gar unzufrieden. Je weniger ein Mann sie anfasste, desto lieber war es ihr.
Willa rieb ihr Gesicht mit dem Lappen ab, dann griff sie unter die Decke und wischte ihren Leib ab. Nicht zu fassen, er hatte ihr nicht geglaubt, dass sie verhütet hatte. Er wusste doch, dass sie keine Kinder wollte, warum also hatte er sie nicht beim Wort genommen?
Es sei denn, er wollte nur, dass sie glaubte, er wollte sie nicht mehr heiraten und schwängern. Oder er war schon oft von Frauen belogen worden, die hofften, sich mit einem Baby den Zutritt zum Sinclair-Imperium zu erkaufen.
»Wage ja nicht, für ihn Entschuldigungen zu finden«, murmelte sie und kletterte aus der Koje.
»Denk daran, was für ihn hier auf dem Spiel steht. Du bist nur Mittel zum Zweck.«
»Willa?«, rief Sam von oben.
»Es könnte sein, dass du lieber früher als später hier oben sein möchtest.«
Was war passiert?
»Ich komme schon!«, rief sie zurück, schlüpfte barfuß in Jeans und zog, schon unterwegs zur Treppe, ein überweites Sweatshirt über den Kopf.
»Was könnte das deiner Meinung nach sein?«, fragte er, kaum dass sie das Deck betreten hatte. Sie blickte in die Richtung, in die er zeigte.
»Das ist eine Wasserhose.« Sie deutete ein Stück weiter nach Osten.
»Da ist noch eine.« Sie studierte sie sekundenlang, um die Richtung zu bestimmen, die sie nehmen würden, ein wenig erstaunt, dieses Naturphänomen so weit im Norden und so früh in der Jahreszeit anzutreffen. Die maritime Version eines Tornados entlockte ihr ein Lächeln, dann wollte sie hinunter, um Socken und Schuhe zu suchen.
»Warte!«, sagte Sam, »was sollen wir jetzt machen?« Sie hielt sich am Rahmen der Luke fest und starrte ihn an.
»Ich dachte, du und deine Brüder seid mit Abram die ganze Zeit über
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