Zaertliche Brandung - Roman
und Sam eine Beziehung hatten.
Er seufzte und machte sich doch tatsächlich daran, die leere Sardinendose auszulecken. Ein Öltropfen glänzte auf seinem Viertagebart.
»Wie weit ist es noch bis Keelstone Cove?« Er betrachtete in Gedanken verloren die Dose.
»Wenn der Wind hält, sind wir morgen um diese Zeit dort.«
»Mit wem hast du eben jetzt über Funk gesprochen?«
»Mit Clark Kent.«
Sam zwinkerte.
»Wie in Superman?«
»Er ist mein Vetter.« Willa lächelte.
»Und wenn er nicht draußen auf See die Welt rettet, findet man ihn auf seinem Boot, der Lois Lane, beim Einholen von Hummerkörben.« Sie wies mit einem Kopfnicken auf den weiten Ozean steuerbords.
»Er fischt siebzig Meilen nordöstlich von uns.«
»Was müssen das für verdrehte Eltern sein, die ihr Kind Clark nennen und Kent heißen? Dein Cousin hat sicher seine ganze Kindheit damit verbracht, seinem Namensvetter gerecht zu werden.«
»Mit Clark legen sich nur wenige an. Er war immer groß für sein Alter und ist bis Mitte zwanzig gewachsen. Schließlich hat er es auf gut einen Meter achtzig und knapp achtzig Kilo gebracht. Ich musste mit ihm zu seinem Abschlussball, da die Mädchen sich mit ihm nicht verabreden wollten.«
»Und ich dachte, Highschool-Mädchen mögen große, starke Jungen.«
»Sie mögen Athleten. Clark war wie der fiktionale Clark Kent, sogar besser. Er war schüchtern, dämlich, und … hm, ein wenig linkisch.«
»Das liegt wohl in der Familie?«
Willa warf ihm einen Blick zu.
»Schließlich ist Clark in seinem vorletzten Collegejahr zu seiner jetzigen Größe herangewachsen und in jenem Sommer als völlig neuer Mensch nach Hause gekommen. Das war auch der Sommer, in dem sein Vater starb. Er musste vom College abgehen, als er die Hummerlizenz seines Vaters geerbt hatte, und seine drei jüngeren Schwestern und seine Mutter ernähren musste.«
»Hat er das College jemals beendet?«
»Nein. Er hat entdeckt, dass ihm Fischerei mehr lag als Tiermedizin. Hummerbisse sind nicht annähernd so schmerzhaft wie Pferdetritte.«
»Ich freue mich darauf, deinen Vetter kennenzulernen. «
Willa zog die Schultern hoch.
»Die Chance wirst du kaum bekommen. Er fährt vor Tagesanbruch raus und kehrt sehr spät zurück. Diese Woche schleppt er seine Fallen in tieferes Wasser hinaus, und du wirst nach New York unterwegs sein, sobald wir ankern.«
Sam schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Dieser kleine Segeltörn hat mir gezeigt, dass ein
Urlaub für mich überfällig ist. Ich habe gedacht, ich könnte Brams restliche zwei Wochenmieten in deinem Cottage übernehmen. Nach allem, was ich auf dem Videoband gesehen habe, scheint es dort absolut ruhig zu sein.«
Willas Hormone vollführten einen Freudentanz. Er wollte zwei weitere Wochen in ihrer Nähe sein? Wie zum Teufel sollte sie sich daran hindern, mitten in der Nacht zum Cottage zu schleichen und zu ihm ins Bett zu kriechen?
»O nein, das wirst du nicht. Es geht nur um ein paar Tage Miete, und der Mietvertrag ist nicht übertragbar.«
»Dann werde ich eine andere Unterkunft in Keelstone Cove finden. Vielleicht eine Frühstückspension – damit ich nicht selbst kochen muss.«
Verdammt, verdammt, verdammt.
»Das wirst du nicht! Wir hatten ein Abkommen. Vier Tage Spaß, und dann führen wir unser Leben getrennt weiter.«
»Es gibt kein Abkommen, Willa. Du hast die Regeln für diesen Trip festgelegt, und ich habe deine Befehle befolgt. Sobald wir aber einlaufen, bist du nicht mehr der Kapitän.« Er zog die Schultern hoch.
»Ich möchte sehen, warum Bram Keelstone Cove für einen guten Ort zum Sterben hielt.« Wieder hielt sein Blick den ihren fest.
»Ich verstehe nicht, warum es für dich ein Problem sein sollte, wenn ich zwei Wochen bleibe.«
»Verstehst du das nicht …«
Sie beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug. Kein Grund zur Aufregung; sie musste ihm die Situation nur erklären.
»Wir haben eben die letzten vier Nächte so intensiv mit Liebe verbracht wie die Kaninchen, und du erwartest zwei Wochen lang einen Steinwurf weiter zu wohnen und … und …« Sie hob ihre Hände, als er sie verständnislos ansah.
»Verdammt«, stieß sie hervor, »man kann Hormone nicht wie einen Wasserhahn auf- und zudrehen.«
»Dann lasse sie weitere zwei Wochen aufgedreht.«
»Nein! Wir können nicht zusammen schlafen, sobald ich zu Hause bin!«
Er runzelte die Stirn, als er ihre offensichtliche Beunruhigung bemerkte.
»Warum nicht? Gibt es eine örtliche Verordnung, die
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