Zaertliche Brandung - Roman
zu Shelby und Jennifer. Und Cody. Mochte sie sich zuweilen auch jämmerlich fühlen, wenn sie blieb; wenn sie ginge, würde ihr Inneres zugrunde gehen.
Eben wollte sie die Tür zum Pausenraum öffnen, als sie eine vertraute Männerstimme sagen hörte:
»Und hier hat mir die Winsch des Großsegels das erste Stück herausgerissen. Man sollte diese Dinger besser sichern.«
Was machte denn er hier? Willa schob die Tür ein wenig auf und lugte hinein, um sie sofort wieder zu schließen, lehnte sich mit dem Kopf an die Wand und legte die Hand aufs Herz. O Gott, sie hatte ganz vergessen, wie gut er aussah. Zuletzt hatte Sam einen Fünftagebart getragen, hatte mehr Blessuren als ein Preisboxer aufzuweisen gehabt und sich mit Futter vollgestopft wie ein Höhlenmensch.
Verdammt, in gesäubertem Zustand sah er fabelhaft aus.
Offensichtlich hatte er nicht die Absicht, sich zurück nach New York zu begeben. Wollte er weitermachen, wo Abram aufgehört hatte, in der Hoffnung ihre Mitarbeiter für seine Sache zu gewinnen? Bei Gott, sie würde alle feuern, wenn sie auch nur andeuteten, dass Sam für sie einen wundervollen Ehemann abgeben würde.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und Maureen trat mit einem überraschten Ausruf auf sie zu.
»Allmächtiger, hast du mich aber erschreckt, Willa! Ich bin auf der Suche nach dir. Du wirst nie dahinterkommen, wer da ist.« Dann runzelte sie die Stirn.
»Moment, du hast gewusst, dass Sam Sinclair da ist, weil er gesagt hat, er wäre mit dir auf der RoseWind gekommen. Wieso hast du mir nichts davon gesagt, als ich dich abgeholt habe?«
»Glatt vergessen«, sagte Willa und ging an ihr vorüber in den plötzlich totenstillen Pausenraum.
»Carl, gestern habe ich den extra gefertigten Ahornsarg verkauft. Die Rechnung habe ich auf Ihren Schreibtisch gelegt.« Sie goss sich aus der Kaffeekanne eine Tasse voll, dann drehte sie sich um und lächelte ihrer Belegschaft zu.
»Wie ich sehe, wart ihr während meiner Abwesenheit nicht untätig«, sagte sie gedehnt.
»Als ich gestern gekommen bin, um Cyrus einen Sarg für Gramps zu verkaufen, musste ich hinten hinausgehen und nachsehen, ob ich hier richtig war. Ich kann mich nur wundern, dass ihr euch so plötzlich entschlossen habt, den Empfangsbereich total umzumodeln und es in weniger als zehn Tagen geschafft habt.«
Niemand sagte ein Wort.
Willa lächelte eine Spur breiter.
»Wie ich sehe, habt ihr schon die Bekanntschaft von Abrams Enkel Sam gemacht.« Sie sah ihn direkt an.
»Vielen Dank, dass Sie auf dem Rückweg nach New York vorbeigeschaut haben, um sich bei allen für ihre Beileidsbekundungen zu bedanken.«
Sam strich über seine Hemdbrust und ließ dabei winzige Holzspäne auf den Boden regnen.
»Tatsächlich habe ich vorbeigeschaut, weil ich einen Job suche.« Er nickte in Silas’ Richtung.
»Mr. Payne war so nett, mir Arbeit im Hobelraum zu geben. Ich hatte ja keine Ahnung, wie präzise man bei
der Arbeit mit Holz sein muss, aber ich hoffe, dass ich in ein paar Tagen den Kniff heraushaben werde.« Er warf Levi, dem Schreinermeister, einen Blick zu und lächelte.
»Vorausgesetzt, Levi lässt mich nicht durch die Hobelmaschine laufen, wenn ich wieder ein Vogelaugenahornbrett ruiniere.«
Er arbeitete hier?
Willas Hormone führten wieder ihren kleinen Freudentanz auf, den sie entschlossen dämpfte.
»Wunderbar.« Sie sah Silas Payne an.
»Leider muss ich den Tag freinehmen, obwohl ich eben erst angekommen bin. Shelby ist zu mir gezogen, im Haus muss allerlei umgeräumt werden.«
»Shelby hat Richard verlassen!«, rief Maureen aus und stieß mit dem Stock auf den Boden.
»Ich wusste ja, dass das Mädchen einmal zur Besinnung kommen würde!«
Wenn ihre Kinder in der Schule waren, kam Shelby regelmäßig zu Kent Caskets, manchmal als Aushilfe, wenn ein Mitarbeiter krank war, manchmal nur zu Besuch. Alle wussten, dass sie unglücklich war, und auf ihre eigene subtile Art hatten sie alle ermutigt, Richard zu verlassen.
»Aber warum ist sie zu dir gezogen?«, fragte eine der Frauen von der Innenausstattung.
»Warum hat sie nicht Richard hinausgeworfen?«
»Das kann sie nicht, Mabel«, erklärte Willa, »das
Haus ist seit fünf Generationen im Besitz der Familie Bates.«
»Das bedeutet, dass Ida Bates wieder dort einziehen muss, um sich um Richard zu kümmern«, sagte eine andere.
»Wir verlieren unsere Vierte beim Bridge.«
»Richard Bates kann sich verdammt gut allein um sich kümmern«, warf Maureen ein.
»Ida wird
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