Zaertliche Brandung - Roman
Er lächelte, als das Tier sein zottiges Gesicht an seine Finger schmiegte.
»Du musst mindestens dein neuntes Leben leben.«
»Der Ärmste ist taub«, sagte die eintretende Peg. Sie zog einen Staubsauger aus dem Schrank.
»Es hat eine Weile gedauert, bis ich es herausgefunden habe«, fuhr sie fort. Und griff sich ein Staubtuch, das sie in ihre Schürzentasche stopfte.
»Fast hätte ich ihn am zweiten Tag meines Hierseins mit dem Staubsauger aufgesaugt, weil ich nicht gesehen habe, dass er unter dem Kaffeetisch geschlafen hat. Cody hat gesagt, Willa hätte ihn vor etwa drei Jahren halb verhungert am Strand gefunden. Wie alt er ist, weiß kein Mensch. Er heißt Ghost.«
»Cody?«, wiederholte Sam und hob Ghost auf seinen Schoß.
»Shelbys Junge. Sie hat Jennifer, die sechzehn ist, und den zehnjährigen Cody. Ganz reizende Kinder. Sie werden sie abends beim Dinner kennenlernen.«
»Ich bin zum Dinner eingeladen? Kann ich jemanden mitbringen?«
Peg kniff die Augen zusammen.
»Männlich oder weiblich?«
»Männlich. Eigentlich mein Hausgenosse. Emmett Sengatti ist ein guter Freund von Willa. Er war so nett, mich bei sich aufzunehmen, als sie mich gestern auf dem Dock sitzengelassen hat.«
»Besser auf dem Dock als mitten auf dem Ozean«, gab Peg lachend zurück. Sie rollte den Staubsauger zum Wohnzimmer.
»Und an meinem Tisch gibt es immer Platz für Sie.«
Sam sah auf die Katze auf seinem Schoß hinunter.
»Also, Ghost, lässt Willa dich auch deinen eigenen Sarg tischlern?«
»Kommenden Herbst bringen wir eine Kollektion von Haustiersärgen auf den Markt«, sagte Willa, die mit einer Armladung Klamotten die Küche betrat.
»Der Großteil wird anderswo verkauft, da in Maine die Leute zu geizig sind, um Geld für etwas auszugeben, das in der Erde vergraben wird.«
Sam setzte die Katze auf den Boden und stand auf.
»Hier, gib mir die Sachen«, sagte er und griff nach den Kleidern.
»Wohin willst du damit?«
»Ich ziehe ins Cottage, damit Shel mein Zimmer haben kann«, sagte sie, ohne ihre Bürde abzugeben.
Sam horchte auf.
»Du ziehst ins Cottage?«
Sie drehte sich um und ging zur Tür.
»Du hast also tatsächlich den Nerv, deinen ersten Arbeitstag zu schwänzen?«
»Ich habe einen verständnisvollen Boss. Levi hat gesagt, ich solle erst kommen, wenn ich wieder ›ganz auf der Höhe‹ bin. Bei Kent Caskets nimmt man alles sehr locker.«
»Erwartest du, dass Achtzigjährige Workaholics sind? Die raten jedem, der sich auch nur einen Nagel eingerissen hat, er solle daheimbleiben.«
»Sind denn alle deine Mitarbeiter Ruheständler?«
Da musste sie lachen.
»Soll das ein Scherz sein? Müsste ich mit meinen Grand-Point-Bluff-Bewohnern auskommen, könnte ich pro Jahr nur zwei Särge produzieren. Ich habe zehn einsatzfähige Männer und Frauen, die den Großteil der richtigen Arbeit machen.«
»Aber du hast mindestens zwanzig auf der Lohnliste?«
»Die älteren Mitarbeiter stecken das Geld prompt wieder in mein Unternehmen.«
»Sam!«, rief Shelby vom oberen Treppenabsatz.
»Könnten Sie wohl heraufkommen und mir diesen Karton abnehmen?«
Sam, der schon spitzgekriegt hatte, dass Willa eine Schwäche für seine Brust hatte, nahm die Schultern zurück und wölbte die Brust.
»Sieht aus, als wüsste deine Schwester meine Muskeln zu schätzen«, sagte er grinsend.
Sofort ging Willa hinaus, auf den Lippen eine gemurmelte Bemerkung über Hormone.
Sam lief hinaus in den Gang, sodann die Treppe hinauf und betrat das Zimmer eines weiblichen Teenagers. Die Möbel waren weiß, die Überdecke des Bettes rosa-grün, eingefasst mit blau-geblümter Spitze. Willas Zimmer schien aus einer anderen Zeit zu stammen.
»Ist das der Karton?«, fragte er erstaunt, als Shelby ihm einen Schuhkarton mit Kleinkram – Haarspangen und dergleichen – übergab.
»Nein. Tun Sie das in diesen Karton«, sagte sie und zeigte aufs Bett, »und tragen Sie ihn ins Cottage.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Bitte«, beeilte sie sich zu ergänzen, wobei das Rosa, das ihr in die Wangen stieg, mit der Farbe der Gardinen übereinstimmte. Sie seufzte.
»Tut mir leid, wenn ich klinge wie ein Feldwebel. Wenn man Kinder hat, gibt man entweder Befehle oder wird ignoriert. Warum haben Sie zu meiner Schwester gesagt, dass Sie sie lieben?«
Sam blieb mitten im Schritt stehen.
»Ist Direktheit auch charakteristisch für Mutterschaft? «
»Nun … lieben Sie sie?«, fragte sie und hob ihr Kinn, wie Willa es auch immer
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