Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
„Versprochen.“
Rowena Phillips, die Besitzerin des kleinen Ladens an der Ecke, war eine brünette Frau mittleren Alters mit akkurat nachgezogenen Augenbrauen. Bisher hatte sie gegenüber Sophia nicht einmal einen Hauch von Freundlichkeit an den Tag gelegt, sondern sich im Gegenteil fast feindselig verhalten. Dabei hatte Sophias einziges Vergehen darin bestanden, neu ins Dorf gezogen zu sein und Distanz zu halten.
Doch als sie jetzt eintrat und das kleine Glöckchen über der Eingangstür bimmelte, schaute die ältere Frau sie voller Interesse an. „Hallo, meine Liebe“, begrüßte sie ihre Kundin. „Was kann ich für Sie tun?“
Angesichts ihrer aufgesetzten Freundlichkeit war Sophia sofort auf der Hut. Sie blickte zu dem Korb mit den Kochäpfeln hinüber und nahm sich eine braune Papiertüte. „Ich brauche eigentlich nur drei oder vier Äpfel, vielen Dank“, sagte sie und wollte so schnell wie möglich wieder gehen.
„Sie wollten sicher Apfelkuchen backen, stimmt’s?“
„Ja, richtig.“ Sophia war es unangenehm, so genau beobachtet zu werden. Schnell packte sie drei große grüne Äpfel ein und reichte sie Rowena zum Wiegen. Die ältere Frau schien sich bewusst Zeit zu lassen.
„Sie haben sich wohl mit unserem Grundbesitzer Mr Gaskill angefreundet“, sagte sie. „Sein Range Rover stand ja heute Morgen vor High Ridge Hall.“
Sophia war wie vor den Kopf geschlagen. Sie hatte gerade ihr Portemonnaie geöffnet, um zu bezahlen. Doch nun schloss sie es wieder und fragte errötend: „Was, bitteschön, geht es Sie an, mit wem ich mich anfreunde?“
„Ich wollte nur eine freundliche Bemerkung machen, Ms Markham. Aber Sie bleiben lieber für sich, stimmt’s? In einem kleinen Dorf wie diesem fällt einem so etwas nun einmal auf.“
„Dass mir meine Privatsphäre wichtig ist?“
„Nein. Dass der Wagen unseres erfolgreichsten Geschäftsmanns frühmorgens vor Ihrem Haus parkt.“
„Ich würde jetzt gerne die Äpfel bezahlen“, sagte Sophia kühl. „Ich habe es etwas eilig.“
Rowena Phillips nannte ihr sehr kurz angebunden den Preis und streckte gleichzeitig schon die Hand nach dem Geld aus.
Sophia bezahlte, packte die Äpfel in ihre Leinentasche und wollte gehen, als die Ladenbesitzerin spitz fragte: „Ihnen ist doch sicher bekannt, dass Jarrett Gaskill schon lange darauf aus ist, High Ridge Hall zu kaufen? Als Ms Wingham noch lebte, hat er es mehrfach vergeblich versucht. Und dann sind Sie ihm offenbar zuvorgekommen.“
Sophias Herz schlug wie verrückt. Sie musste sich sehr zusammennehmen, um ruhig zu bleiben. „Was wollen Sie damit sagen, Mrs Phillips?“
Die andere Frau verschränkte die fleischigen Arme. „Nur dass Sie ihm gegenüber vielleicht ein wenig vorsichtig sein sollten. Man weiß ja nie, was jemand, der mit Immobilien handelt, alles tun würde, um sein Ziel zu erreichen … meinen Sie nicht?“ Sie schien die Situation sehr zu genießen.
„Ich meine, dass Sie sich aus den Privatangelegenheiten anderer Leute heraushalten sollten“, entgegnete Sophia.
In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie zu ihrem Auto ging. Jarrett hatte ihr zwar erzählt, dass er ein wohlhabender Grundbesitzer war und seinen Lebensunterhalt mit Immobiliengeschäften verdiente. Dass er an High Ridge Hall interessiert war, traf Sophia dagegen völlig unerwartet. Warum hatte er ihr nicht erzählt, dass er das Anwesen hatte kaufen wollen? Ihr wurde übel. Wie konnte ich bloß dermaßen dumm sein, ihm so leichtfertig zu vertrauen? dachte sie verzweifelt. Was soll ich jetzt nur tun?
Sie hatte Jarrett nicht nur detailliert von der schmerzlichen Zeit ihrer Ehe erzählt, sondern auch mit ihm geschlafen. Und noch schlimmer: Sie hatte sich in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft in ihn verliebt.
Mit zitternder Hand ließ sie den Motor an und fuhr los. Als sie zu Hause ankam, war sie so wütend und verzweifelt, dass sie die Äpfel im Auto liegen ließ und zur Haustür rannte – die ihr von einem lächelnden Jarrett geöffnet wurde.
Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, fuhr sie ihn an: „Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du High Ridge Hall kaufen wolltest?“ Aufschluchzend drängte sie sich an ihm vorbei.
10. KAPITEL
„Mit wem hast du gesprochen?“, fragte Jarrett verdutzt und eilte ihr nach. Er holte Sophia ein, als diese in den Salon gehen wollte. Mit klopfendem Herzen hielt er sie am Arm fest. „Wer hat dir erzählt, dass ich High Ridge Hall kaufen wollte?“
„Dann stimmt es
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