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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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würde. Mir zum Beispiel«, entgegnete Liz ziemlich laut und war über sich selbst überrascht.
    Ungläubiges Schweigen folgte auf ihre Bemerkung, fühlbares Schweigen, wie es in Büchern immer hieß, dachte Liz und lächelte insgeheim. Es dauerte eine halbe Minute an. Dann folgte ein allgemeines: »Sie?«
    »Aber Sie sind doch noch so jung«, meinte Moira, und Jessie legte ihre Hand auf die ihre, als sie sagte: »Liz, mein Kind, ist das wirklich Ihr Ernst?«
    Das machte Liz Mut.
    »Ich glaube schon«, antwortete sie kühn, »daß es mir gefallen würde. Und so jung bin ich gar nicht. Ich bin fast einundzwanzig, und ein bißchen Erfahrung habe ich auch.« Sie erzählte ihnen von ihrer Arbeit im Kindergarten und wieviel Freude ihr diese Tätigkeit gemacht hatte. »Natürlich wäre ich nicht so gut wie eine ausgebildete Kindergärtnerin«, schloß sie, »aber ich würde ihnen alle möglichen Spiele beibringen und andere einfache Sachen. Ich könnte mir vielleicht auch einiges Wissen über Vorschulerziehung aneignen, weil ich eine Kindergärtnerin kenne, die mir sicher erlauben würde, ihr bei der Arbeit zuzusehen. Ich weiß natürlich, daß ich keine qualifizierte Kraft bin, aber ich könnte Ihnen die Kinder fünf Tage in der Woche für ein paar Stunden abnehmen, und ich verspreche Ihnen, daß es den Kindern Freude machen würde. Und«, endete sie, beinahe außer Atem nach dieser langen Rede, »ich würde liebend gern kommen, wenn Sie mich haben möchten und wenn es ein Häuschen gibt, in dem ich unterkommen könnte.«
    Plötzlich redeten alle auf einmal, und jeder Gedanke an Schlaf war vergessen. In diesen stillen Nachtstunden, als es draußen nach den schweren Regengüssen aufzuklaren begann, sprachen sie alles bis ins einzelne durch. Ja, natürlich wäre es herrlich, wenn Liz kommen könnte, aber wie und wo sollte sie leben, und ob es sehr viel kosten würde, sie müßte entschuldigen, daß sie das erwähnten, aber sie wären nun einmal nicht reich, wenn sie auch selbstverständlich bereit wären, keine Mühe zu scheuen.
    Darauf sagte Liz mit Bestimmtheit: »Ich will kein Geld für die Kinder. Ich bin selbst nicht reich, aber ich habe genug, um leben zu können, und für mich wäre diese Tätigkeit bestimmt eine Freude. Ich weiß nicht, wo ich wohnen würde, aber gibt es bei Ihnen im Dorf nicht irgendwo ein leerstehendes Haus? Das Alleinsein würde mich nicht stören. Im Gegenteil. Und wo könnte ich mit den Kindern zusammenkommen?«
    Wieder hielt sie atemlos inne, und die Frauen beeilten sich, ihr zu versichern, daß es natürlich ein leeres Haus gäbe, sehr klein zwar, aber nicht weit vom Dorf. Und mit den Kindern könnte sie in der Gemeindehalle zusammenkommen; die hatten sie eigenhändig gebaut, und sie würden sich nur freuen, wenn sie endlich benutzt werden würde.
    Dann meldete sich Moira zu Wort.
    »Wenn Sie darauf bestehen, die Kinder umsonst zu versorgen, dann müssen Sie uns wenigstens eines tun lassen. Wir zahlen die Miete für das Häuschen. Wenn wir sie unter uns aufteilen, ist das eine Kleinigkeit, und wir können von Ihnen nicht verlangen, daß Sie dafür auch noch aufkommen.«
    Alle stimmten zu. Sie konnten nicht zulassen, daß sie kam, wenn sie nicht wenigstens das für sie tun konnten. Ob sie auch wirklich sicher wäre, daß sie zum Leben genug hätte; jede von ihnen könnte doch etwas für die Kinder bezahlen und sie wollten keinesfalls, daß sie sich einschränken müßte.
    »Nein, Geld habe ich genug, und ich möchte den Posten wirklich nur übernehmen, weil es mir eben Freude macht. Dann macht es auch niemandem etwas aus, wenn ich nicht besonders gut bin, und ich kann wirklich mit Freude bei der Sache sein. Und ich glaube, es wird auch den Kindern Spaß machen.«
    Natürlich, sagten die Frauen, würde es den Kindern Spaß machen. Es wäre ein Glück für die Kinder, wenn sie endlich jemanden hätten, der sich mit ihnen befaßte. Sie brauchte gar nicht zu versuchen, den Fünfjährigen Unterricht zu geben. Das könnten sie alles nachholen, wenn sie im folgenden Jahr zur Schule kämen. Doch Liz bestand darauf, daß sie sich bemühen würde, sich eingehender über Vorschulerziehung zu informieren und dachte mit Erleichterung an Mrs. Hall, die ab und zu ihre Mutter besucht hatte, weil sie in denselben Ausschüssen gewesen waren und sie eine erfahrene Vorschulerzieherin war. Sie war überzeugt, daß Mrs. Hall ihr gestatten würde, eine Woche lang ihrem Unterricht beizuwohnen. Wenn das getan war,

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