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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Tassen, die er von Jack ausgeliehen hatte, immer wieder neu auffüllen. Alle tranken mit Genuß den starken heißen Tee und bissen mit Appetit in die dicken Butterbrote. Elizabeth hatte es noch nie zuvor so gut geschmeckt. Sie plauderte ganz unbefangen mit den Frauen und richtete hin und wieder sogar eine Bemerkung an die Männer, die zu der kleinen Gesellschaft gehörten.
    Alle außer vielleicht Ada Cooke, die etwas abseits saß, waren bester Stimmung, und man sang viele Lieder, ehe man sich trennte, um zu Bett zu gehen. Die Ehepaare zogen sich in das Zimmer mit den Feldbetten zurück, während die Frauen von Windythorpe sich in weitem Halbkreis um das lodernde Feuer gruppierten und Jack Davidson sich in der Küche auf dem Boden zum Schlafen legte. Liz saß zwischen Jessie und Moira, die es sich auf zwei Kisten so bequem wie möglich gemacht hatten, indem sie den Rücken an die Wand lehnten. Die anderen Frauen trugen Kisten und Kissen herbei, um sich provisorische Lager für eine recht ruhelose Nacht zu schaffen.
    Eine Weile redete man noch von diesem und jenem, dann sagte Jessie: »Also, ich werde jetzt ein Nickerchen machen. Sie können sich ruhig an mich anlehnen, Elizabeth. Das ist übrigens ein langer Name für so ein kleines Mädchen. Haben Sie keinen Spitznamen?«
    »Mutter mochte keine Abkürzungen, aber in der Schule nannten mich alle Liz, und Kay tat das auch, wenn wir allein waren. Mir gefällt es besser als Elizabeth. Nennen Sie mich doch bitte auch so.«
    Von diesem Abend an nannten die Frauen von Windythorpe sie also Liz, und sie hatte keine Ahnung, wie lange das so bleiben sollte.
    Dann sprachen alle ein wenig von ihren Kindern und stimmten überein, daß sie sich in guten Händen befanden. Ob die Männer sich nicht einen Ast lachen würden, wenn sie sie so sehen könnten? Aber das machte nichts; es ging ihnen ja gut.
    »Aber das Wetter ist grauenhaft«, bemerkte Mrs. Cooke. »Es hat alles verpatzt.«
    »Es klart schon wieder auf«, versetzte Jessie heiter. »Morgen wird wahrscheinlich die Sonne scheinen, und heute erleben wir eben ein kleines Abenteuer. Wie in einem Kriminalroman, nur die Leiche haben wir noch nicht gefunden.«
    »Sprich nicht von Leichen«, schimpfte Vera. »Ratten sind schlimm genug. Sind Sie sicher, Liz, daß sie alle weg sind?«
    »Bestimmt«, erwiderte Liz und unterdrückte ein Lachen, denn sie sah sehr wohl die glitzernden kleinen Augen, die aus einer Ecke hervorspähten. »Außerdem können wir Sie ja beschützen. — Wollen wir nicht noch ein Lied singen?«
    Das taten sie, weil keiner besonders schläfrig war, und dann sprachen sie wieder von ihren Kindern. Sie erzählten Liz, daß das Leben auf dem Land angenehm wäre, nur an der Schulbildung mangelte es. Früher einmal hatte es im Tal eine Schule gegeben.
    »Es war nur eine sehr kleine Schule, und jetzt ist sie geschlossen, und die Kinder müssen mit dem Bus in eine größere fahren. Den Größeren macht das ja nichts aus, aber für die Kleinen wird der Tag da schon ein wenig lang. Der Bus geht nur zweimal am Tag. Sie müssen morgens um acht in der Schule sein und kommen erst abends um fünf heim. Da sind die Kinder dann natürlich todmüde; deshalb schicken wir sie erst zur Schule, wenn sie sechs sind.«
    »Ja, und das ist auf die Dauer ganz schön anstrengend. Meine machen aus lauter Tatendrang immer irgendwelchen Unfug, wie die meisten Kinder in diesem Alter. Wir brauchten einen Kindergarten oder eine Vorschule, aber wie sollen wir dazu kommen.«
    »Ja, es geht uns allen gleich«, stimmte Vera Page ein. »Ich habe zwei Buben, der eine vier, der andere fünf. Manchmal sind sie wirklich die reinsten Nervensägen. Sie langweilen sich einfach.«
    »Aber könnten Sie denn nicht jemanden finden, der mit ihnen spielt und vielleicht auch lernt? Könnten Sie das nicht selbst übernehmen, wenn Sie sich abwechseln?«
    »Keiner von uns hat Erfahrung, und wir hätten auch gar nicht die Zeit dazu«, erklärten sie ihr.
    »Und wenn Sie nun jemanden von außerhalb anstellen würden, jemanden, der schon in einem Kindergarten gearbeitet hat oder so?« fragte Liz, der plötzlich ein großartiger Einfall kam.
    »Glauben Sie denn, man würde jemanden finden, der zu uns Hinterwäldlern kommt, um ein Dutzend Kinder unter seine Fittiche zu nehmen? Es gibt niemanden, der das auf sich nehmen würde, schon gar nicht heutzutage, wo jeder sich nur amüsieren und in der Stadt leben will.«
    »Es gibt aber doch Menschen, denen das Landleben gefallen

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