Zärtlicher Eroberer
den man gezwungen hatte, sein Dorf zu verlassen, da es zum Kriegsgebiet geworden war. Er wünschte, Dimitris’ Kinder hätten ein Dorf wie dieses hier haben dürfen, einen Tag wie diesen und die sichere Gewissheit, dass weitere solche Tage folgen würden.
„Was hast du, Val? Du wirkst meilenweit entfernt“, fragte Philippa besorgt.
Er verdrängte die traurigen Gedanken, an diesem Tag zählte nur die Zukunft. „Eine alte Erinnerung, das ist alles. Dort drüben ist ein Stand mit bunten Bändern und Schnüren.“ Er nahm ihre Hand, und der dunkle Augenblick war verflogen.
Sie verbrachten den restlichen Vormittag mit Einkaufen. Philippa erwarb eine ganze Reihe bunter Bänder und Seifenstücke. Zum Schluss erstand sie noch einen Beutel Pfefferminzbonbons.
„Lust auf Süßigkeiten?“, scherzte Valerian.
„Das ist für die Kinder!“, widersprach sie energisch, und Valerian lächelte. Sie hatte ihr Versprechen also nicht vergessen.
Er breitete eine Decke auf dem Rasen aus, wo die Spiele stattfinden sollten, und suchte danach die verschiedensten Stände auf, um alle möglichen Leckereien für ein Picknick zusammenzustellen. Als er zurückkam, war Philippa schon wieder von ihrer kleinen Hofschar umringt. Sie saß entspannt zwischen all den Kindern und flocht aus Gänseblümchen Halsketten für die Mädchen und kleine Kronen für die Jungen.
Dieser Anblick ging ihm zu Herzen, aber jetzt dachte er nicht an den Jungen, der neben ihm im Kampf gestorben war, sondern an Kinder, die ihm die Zukunft bescheren mochte – seine und Philippas Kinder. Ja, sechs oder sieben solcher kleinen Geschöpfe, das wäre genau das Richtige.
Nach dem Essen ließen sie sich von den Kindern überreden, an ein paar Spielen teilzunehmen. Ein kleines Mädchen suchte sich Philippa als Partnerin für ein Dreibeinrennen aus. Ein kleiner Junge bat Valerian schüchtern, auch mitzumachen. Der Kleine hieß Geoffrey und reichte Valerian kaum bis zur Taille. Bei diesem Größenunterschied würde das ein ziemlich schwieriges Rennen werden, aber Philippa stand schon an der Startlinie und lächelte ihm anerkennend zu. Am Ende landeten er und Geoffrey auf dem dritten Platz, und die Frau des Vikars belohnte sie mit einem blütenweißen Band, bei dessen Anblick Geoffreys Augen entzückt aufleuchteten.
„Diesen Tag wird er niemals vergessen“, bemerkte Philippa, als sie die Kinder zurückließen, die gegenseitig ihre Preise bestaunten. „Den St.-Pirans-Tag, an dem er mit dem örtlichen Viscount am Dreibeinrennen teilnahm und Dritter wurde.“ Sie sah ihn an, und eine ganze Welt an Gefühlen lag in ihrem Blick. „Alte Frauen sagen, es steckt viel Gutes in einem Mann, der so viel Freude an Kindern hat, Val.“
Das gab für ihn den Ausschlag. Er hatte sich schon den ganzen Tag nach ihr gesehnt, und nicht nur, weil sie so bezaubernd aussah in ihrem Reitkostüm oder sich so anmutig bewegte, sondern wegen ihres liebevollen Umgangs mit den Kindern. Wegen der Art, wie ihr alles an diesem einfachen dörflichen Fest Freude gemacht hatte. Sie brachte Menschen dazu, sich besser zu fühlen, wenn sie in der Nähe war. Das war immer ihre besondere Gabe gewesen, und dafür liebte er sie.
Valerian zog sie hinter den dicken Stamm eines mächtigen Baums. Was er vorhatte, war nicht für die Augen von Kindern bestimmt.
„Was tust du?“, fragte sie flüsternd.
„Ich will dich küssen“, erklärte er, und sein Blick fiel auf ihre Lippen. „Das will ich schon den ganzen Tag.“ Sein Tonfall klang übermütig, und Valerian fühlte sich wie ein Jüngling mit seinem ersten Mädchen. Doch dann küsste er sie, und daran war nichts Jungenhaftes mehr. Er war ein erwachsener Mann mit durch und durch erwachsenen Bedürfnissen, daran bestand kein Zweifel. Als er ihre Lippen unter seinen spürte, erregte ihn das zutiefst, und ihm war, als geriete er in einen Strudel aus Leidenschaft und Begehren, gegen den er nicht mehr ankämpfen konnte. Seit jenem Tag im Ballsaal hatte er sich eisern beherrscht, um Philippa Zeit zu lassen, doch nun entglitt ihm immer mehr die Kontrolle über sich selbst.
Philippa stöhnte leise auf und schmiegte sich an ihn. Sie konnte seine zunehmende Erregung durch den Stoff ihres Kleides spüren und ließ die Hand sinken, um ihn dort zu berühren.
Valerian vertiefte seinen Kuss, und ein beinahe verzweifeltes Verlangen durchströmte ihn. Am liebsten hätte er sich die Kleider vom Leib gerissen und sich nackt mit ihr ins Gras gelegt. „Wir brauchen mehr
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