Zärtlicher Eroberer
als das, Philippa. Ich glaube nicht, dass ich mich noch sehr viel länger nur mit Küssen zufriedengeben kann.“
„Ich auch nicht“, hauchte sie, und in ihrem Blick lag eine Sehnsucht, die ihn tief erschütterte. Das war nicht der berechnende Blick einer Frau, die ihn nur wegen seines Aussehens und seiner Künste im Schlafzimmer wollte. Derartige Blicke hatte er während seiner Zeit im Ausland zu oft gesehen. Philippa wollte ihn ganz und gar, mit Leib und Seele und all seinen Unvollkommenheiten. Noch nie hatte er sich so vollständig angenommen gefühlt.
„Heute Nacht“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Heute Nacht“, wiederholte sie leise.
Der restliche Tag verlief für ihn wie im Rausch. Der Trubel des Fests war wie ein köstliches Vorspiel, und er wusste, jeder Augenblick brachte ihn dem Moment näher, nach dem er sich so verzehrte.
Widerstrebend gab er Philippas Betteln nach und nahm an einem Wettbewerb im Messerwerfen teil. Er gewann mühelos, was Philippa zu der Bemerkung veranlasste: „Ich wusste gar nicht, dass du so gut Messer werfen kannst.“ Er zuckte nur mit den Achseln und sagte weiter nichts dazu.
Papierlampions wurden rund um die Fläche angezündet, auf der getanzt werden sollte. Die Schatten wurden länger, der Abend kam. Valerians gespannte Vorfreude nahm noch weiter zu. Natürlich würde man von ihnen erwarten, dass sie mittanzten. Sie konnten nicht gehen, ehe der Tanz begonnen hatte, und Valerian ertappte sich dabei, dass er tanzen wollte – all die typischen kornischen Volkstänze und Polkas, die bei solchen Festen üblich waren. Das würde durstig machen, und der Wirt des Dorfs hatte bereits viele Fässer Ale bereitgestellt.
Valerian und Philippa waren unter den Ersten, die den Abend eröffneten – mit einem schwungvollen, ausgelassenen Volkstanz. Bei der nächsten Polka war Philippas Partner der Sohn des Gemüsehändlers, und Valerian sah ihr vom Rand der Tanzfläche aus zu. Ihr Haarknoten hatte sich gelöst, und sie hatte es mittlerweile aufgegeben, ihn wieder festzustecken. Wie ein kastanienbrauner Vorhang wehte das Haar hinter ihr her, als sie sich mit dem jungen Mann im Kreis drehte. Als sie an Valerian vorbeitanzten, warf sie ihm ein strahlendes Lächeln zu, und er lächelte zurück.
„Sie ist eine wunderbare Frau, Mylord“, sagte die Frau des Vikars, die seinen Blick verfolgt hatte. „Darf ich so kühn sein und schon mal einen Termin in St. Justus für Sie beide vormerken?“
Valerian lachte. „Ich mache mir diesbezüglich durchaus Hoffnungen.“ Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sie am liebsten gleich morgen geheiratet. Da das natürlich nicht möglich war, schwebte ihm eine Hochzeit im Spätsommer vor, wenn die turbulente Saison in London zu Ende war.
Der Tanz hörte auf – und Valerian beanspruchte Philippa wieder für sich. Sie fühlte sich wie eine Feder in seinen Armen an. Wenn er nicht gewusst hätte, was ihn später an diesem Abend noch erwartete, hätte er wahrscheinlich die ganze Nacht hindurch mit ihr tanzen wollen. Aber er wusste es. Und ihrem Blick nach zu urteilen, wusste sie es auch. Es gab keinen Grund, noch länger zu warten.
Als der Tanz endete, beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr nur zwei Worte zu. „Nach Hause.“
13. KAPITEL
Philippa erschauerte, als sie über die Schwelle von Roseland trat. Während des kurzen Ritts durch die Nacht war ihre Vorfreude umgeschlagen in tiefste Erregung. Valerian stand neben ihr und zündete die Lichter des Kerzenständers an, der auf dem Tisch links vom Eingang stand. Dann nahm er ihre Hand, ergriff mit der anderen den Kerzenständer und führte sie hinauf in sein Schlafzimmer.
Dort angekommen, stellte er den Ständer auf einen kleinen Tisch und drehte sich zu ihr um. Er streckte die Hand aus, sie zitterte. „Siehst du, welche Wirkung du auf mich hast?“, fragte er heiser. „Ich will dich so sehr. Länger als du dir vorstellen kannst, habe ich immer nur von diesem Augenblick geträumt. Genau genommen mein ganzes Erwachsenenleben lang.“
Philippa lächelte. Sie ging zu ihm und band langsam sein Halstuch auf. „Ich weiß.“ Sie waren schon einmal fast an diesen Punkt gekommen, damals, in ihrem jugendlichen Ungestüm. Jetzt knöpfte sie ihm das Hemd auf und schob es ihm von den Schultern. Sie legte die Hände auf seine Brust, um die straffe Haut zu erkunden. Ganz leicht zog sie die Finger über seine Brustwarzen, und Valerian stöhnte lustvoll auf.
Ein ungeahntes Gefühl der Macht
Weitere Kostenlose Bücher