Zärtlicher Eroberer
verarbeiten. Er hatte die Voraussetzungen geschaffen, dass sie eines Tages wieder den Freund in ihm sehen konnte, der er ihr einmal war. Doch dafür brauchte sie Zeit. Jetzt lag alles bei ihr.
Der Gedanke an diese Herausforderung belebte ihn. Er würde ihr behutsam den Hof machen, während sie in Roseland war, so wie er sich das früher immer erträumt hatte. Dieses Mal brauchten sie sich nicht heimlich davonzustehlen, um ein paar hastige Küsse zu tauschen; sie brauchten auch keine Angst mehr zu haben, ertappt zu werden. Er konnte sie jetzt offen umwerben, und dieser Kuss sollte den Anfang machen.
Er legte den Finger unter ihr Kinn, hob es leicht an und umrahmte ihr Gesicht mit seinen Händen, um ihren Anblick ganz tief in sich aufzunehmen, ihre samtige Haut, die leuchtend blauen Augen, das unsichere Lächeln, während sie seinen Blick suchte. Danach streifte er sacht mit seinen Lippen über ihre. Dieser Kuss war nicht so wild und fordernd wie der im Pfarrgarten, aber nicht minder intensiv und leidenschaftlich.
Allmählich spürte er, wie die Anspannung von ihr abfiel, und schließlich schlang sie die Arme um seinen Hals. Darauf hatte er sein ganzes Leben lang gewartet, dafür war er nach Hause zurückgekehrt. Die dunklen Schatten der Vergangenheit wichen einem tiefen Gefühl des Friedens, als er sie einfach nur fest in den Armen hielt.
„Dieses Mal werde ich dich nie wieder loslassen“, gelobte er leise und küsste sie auf den Kopf.
„Das wirst du wohl müssen – beim Abendessen“, scherzte Philippa und schmiegte den Kopf an seine Schulter.
„Gut, das Abendessen soll eine Ausnahme sein.“
Die nächsten Tage verliefen für Valerian wie in einem Rausch. Er hielt Wort und ließ Philippa kaum aus den Augen. Am frühen Morgen ritten sie den Küstenpfad entlang, der St.-Just-in-Roseland und St. Mawes verband. Sie picknickten mit Beldon auf den hügeligen Wiesen oberhalb des Friedhofs von St. Justus und beobachteten dabei die Tier- und Pflanzenwelt. Sie unternahmen lange Spaziergänge an den kleinen Gezeitenflüssen, die die Grenzen um Valerians Besitz bildeten. Es schien, als redete er unentwegt über seine Zukunftspläne in diesen Tagen – Pläne für die Gärten, Anlagen und Stallungen. Reine und ungestüme Lebensfreude pulsierte wieder in seinen Adern. Endlich hatte alles wieder einen Sinn für ihn. Er war jung und mit dem Vermögen ausgestattet, das er brauchte, um seine Vorhaben in die Tat umsetzen zu können … und zwar mit der richtigen Frau.
Philippa war atemberaubend. Allein ihre Anwesenheit im selben Zimmer reichte schon aus, seine Aufmerksamkeit voll und ganz zu fesseln. Der sanfte Schwung ihres Nackens, wenn sie sich nach dem Abendessen über ein Buch beugte, weckte in ihm den Wunsch, diese Stelle hingebungsvoll zu massieren. Der Fliederduft ihres leichten Parfums hing noch lange in der Luft, nachdem sie einen Raum verlassen hatte. Ihr leises Klavierspiel, das aus dem Musikzimmer durch die Flure wehte, verlieh dem Haus eine kultivierte Ausstrahlung.
Überall fanden sich Zeichen ihrer Anwesenheit, von den Kristallvasen mit bunten Blumen, die im ganzen Haus auf den Tischen standen, bis hin zu ihren noch offensichtlicheren Bemühungen, das Haus neu zu gestalten. Maler waren gekommen, um die Decken frisch zu streichen, andere Handwerker hatten die Wände im großen Salon mit dunkelrotem Seidenstoff verkleidet. Es war mehr als nur die unübersehbare Hand einer Frau, die diesem Haus eine neue Note verlieh. Philippa machte aus dem Anwesen ein Heim, und Valerian staunte jeden Tag aufs Neue darüber, dass das sein Heim und seine Frau waren.
Sie lachte viel in diesen Tagen, und manchmal warf sie ihm verträumte Blicke zu, wenn sie sich von ihm unbeobachtet fühlte. Am schönsten war, dass sie mit ihm zu ihrer alten Ungezwungenheit zurückfand. Sie streiften durch die Hügellandschaft und unterhielten sich dabei angeregt. Dann griff sie manchmal nach seiner Hand oder strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ohne darüber nachzudenken.
Wäre er naiv, hätte er gesagt, es wäre wieder alles so wie in ihrer Jugendzeit. Aber jene Tage waren vergangen. Nur ein Narr hätte geglaubt, sie vollständig zurückholen zu können. Das hier waren neue Tage, neue Zeiten, und mit dieser Wirklichkeit ging Valerian nicht achtlos um. Er empfand jeden wissenden Blick und jedes gemeinsame Lachen als besondere Kostbarkeit, während der Frühling in seinem geliebten Cornwall Einzug hielt. Er hatte zu lange an Orten
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