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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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auch.
    Sie liebte diese Landschaft und würde zurückkehren falls alles gut ging und ihre Großeltern sie haben wollten. Und Dougald würde hier sein, auf Raeburn Castle, vielleicht mit einer anderen verheiratet, vielleicht in Verbitterung versunken. Hannah konnte ihn nicht retten, ja nicht einmal sich selbst …
    An den Fenstersims gelehnt, verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte unverwandt hinaus. Wie sie es hasste, es zugeben zu müssen! Aber was brachte es, sich selbst zu belügen? Leider stimmte es, dass die Lügen, die sie sich mit achtzehn eingeredet hatte, keine waren. Mit achtzehn hatte sie sich Dougald hingegeben, weil sie ihn geliebt hatte. Und hier, auf Raeburn Castle, hatte sie sich Dougald hingegeben, weil sie ihn immer noch liebte.
    Wie zornig sie auf ihn war, wie sehr er sie verletzt hatte … im Übrigen, abgesehen vom Scheitern ihrer Ehe – sie würde ihn immer lieben.
    Das metallische Quietschen einer Türangel ließ sie herumschießen. Dougald stand vor ihr und hielt ihr einen Briefbogen hin. Mit gerunzelter Stirn und argwöhnischem Blick fragte er: »Hannah? Was willst du von mir?«

Kapitel 26
    »Hannah? Was ist denn los? Du siehst so seltsam aus.« Dougald kam auf sie zu, blieb dann aber unvermittelt stehen. Er richtete sich kerzengerade auf, stand steif da und fuhr leicht näselnd fort: »Was immer du mir auch mitteilen möchtest, ist hoffentlich von großer Wichtigkeit. Ich habe nämlich kaum Zeit, wenn wir bis zur Ankunft Ihrer Majestät noch die Auffahrt herrichten wollen.«
    »Ich dachte, du seiest gerade dabei, die Arbeiten im Garten zu beaufsichtigen«, sagte Hannah und verfluchte sich für diese lahme Antwort. Aber hatte es nicht gerade so ausgesehen, als wolle er sie in die Arme schließen? Er sprach mit ihr, ohne sichtbaren Anlass. War er auf ihre Aufforderung hin hergekommen? Moment! … »Ich habe dich nicht herbestellt«, berichtigte sie.
»Du
hast
mich
hergebeten.«
    »Ich versichere dir, das habe ich nicht.« Er faltete den Briefbogen auf und zeigte ihn ihr.
    Hannah betrachtete die Nachricht.
Dougald, triff dich bitte mit mir im Turm des Ostflügels. Ich habe dir etwas von großer Wichtigkeit mitzuteilen.
»Das ist nicht meine Handschrift!«
    »Ach?« Er runzelte die Stirn und inspizierte das Schreiben. »Wenn du das sagst – aber woher hätte ich das wissen sollen? Es ist ja schließlich nicht so, dass du mir die letzten Jahre wöchentlich Briefe geschickt hättest.«
    Sie unterdrückte den Impuls, ihm an die Kehle zu gehen, und zog seine Nachricht aus der Tasche.
    Er besah sie sich. »Nicht meine Handschrift«, versicherte auch er jetzt. »Aber woher solltest du das wissen? Ich konnte dir schließlich nicht schreiben, wusste ja gar nicht, wo. du warst.«
    Immer musste er sie provozieren! »Ich bin hier heraufgekommen, weil ich dachte, du wolltest mit mir ein paar Einzelheiten besprechen, den Besuch der Königin betreffend. Doch warum solltest du so vernünftig sein, meinen Rat einzuholen, nur weil Ihre Majestät und ich miteinander bekannt sind und ich vielleicht etwas über ihre Vorlieben weiß?«
    »Und natürlich gefällt es dir, mich daran zu erinnern!« Er knüllte den Briefbogen zusammen und ließ ihn auf den Boden fallen. »Du hast mich verlassen und bist alleine so gut zurechtgekommen, dass du nun eine finanziell unabhängige Frau bist mit Freunden von höchstem Rang. Während ich in Nordengland geblieben bin und im Ruf stehe, ein Mörder zu sein.« Dougald stützte rechts und links von ihr die Handflächen gegen die Wand.
»Dein
Mörder!«
    Auch Hannah knüllte ihr Schreiben zusammen und drückte es ihm mit einer viel sagenden und – wie sie auch zugegeben hätte – kleinkarierten Geste an die Brust, was allerdings einiges von ihrem Ärger verpuffen ließ. »Ich prahle nicht damit …« Nur ein bisschen, jedenfalls. »… und es ist auch nicht meine Schuld, dass du nie abgestritten hast, mich umgebracht zu haben.«
    »Als ob das geholfen hätte! Keiner hätte mir geglaubt – die meisten ergriffen liebend gern die Gelegenheit beim Schopf und verlachten mich, weil ich nicht mal meine Frau im Hause halten konnte. Und ich sollte
diese
Gelegenheit beim Schopf ergreifen und dich zum Fenster hinauswerfen …« Er verstummte und runzelte die Stirn.
    »Na los, schlag zu! Versuch ruhig, mich in den Tod zu stürzen. Wieder eine der Raeburn-Frauen zerschmettert; wieder eine Legende mehr um den lausigen Ruf der Earls of Raeburn …« Sie hielt inne, weil ihr ein

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