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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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anzufassen. Kantig und richtig, nicht wie die glatte Weinflasche, die ein Mann einer Frau hinüberreichte.
    Nach einem kräftigen Schluck lächelte sie Charles schmallippig an. »Danke.«
    Man konnte über diesen Mann sagen, was man wollte, die Küche führte er mit solch tyrannischer Hand, dass immer ein perfektes Mahl auf den Tisch kam. Genau genommen führte er den ganzen Haushalt so, weshalb für Hannah nichts anderes übrig geblieben war als die eine oder andere feine Säumarbeit. Das hatte einen Gutteil des Problems dargestellt. Nicht das ganze, aber doch einen großen Teil.
    »Wünschen Sie auch etwas zu speisen, Mylord?«, fragte Charles. Weil Dougald den Eindruck erweckte, als werde er ablehnen, sprach Charles unbeirrt weiter. »Sie haben heute kaum etwas zu sich genommen. Sie brauchen etwas Warmes. Und Sie haben ja gehört, wie Madame es als vorzüglich lobte.«
    Hannah sah Dougald Charles einen Blick zuwerfen, der jeden anderen Mann hätte vertrocknen lassen, doch Charles ertrug ihn stoisch.
    Sie wusste nicht, warum sie es sagte. Bevor sie noch nachdachte, waren die Worte schon ihrem Mund entflohen. »Ich würde es als sehr angenehm empfinden, wenn du mir Gesellschaft leistest, Dougald.«
    Dougald schnaubte, und Charles verstand dies als Aufforderung, seinem Herrn einen Teller herzurichten und sein Glas bis zum Rand zu füllen.
    Als Charles ihm servierte, bemerkte Dougald: »Hannah überrascht es sehr, wie emsig Sie sie in London überwacht haben.«
    Hannah machte die Augen zu. Verflucht sollte Dougald sein, ihm auch das noch zu berichten!
    Trotzdem wartete sie gespannt auf die Antwort.
    »Wie hätte ich denn anders gekonnt, Mylord?«, sagte er und setzte in der Monotonie völligen Desinteresses hinzu: »Sie wollten sie schließlich haben.«
    Charles, fiel Hannah dazu ein, war doch immer dazu gut, sie auf ihren Platz zu verweisen.
    »Das reicht, Charles«, sagte Dougald. »Ich läute, wenn ich etwas brauche.«
    Charles entfernte sich rückwärts aus dem Raum, als gehöre Dougald dem Königshaus an, und blieb nur kurz stehen, um das Blumenarrangement neben der Tür zu richten. Dann verschwand er mit einer letzten Verbeugung.
    Die Tür war kaum zu, als Hannah schon lospolterte. »Warum hast du ihn wissen lassen, dass es mich nicht verwundert hätte, wenn er dir nicht gesagt hätte, wo ich mich aufhalte? jetzt hat er noch einen Grund mehr, mich zu verabscheuen.«
    Dougald hob die Brauen. »Was kümmert dich das? Er ist nur ein Bediensteter.«
    Sie starrte ihn an. Es stimmte. Dougald hatte seinen Kammerdiener zwar freundlich entlassen, wie es immer seine Gewohnheit gewesen war, aber ohne den brüderlichen Schulterschluss, den sie so oft hatte beobachten müssen. Früher, da waren die beiden Waffenbrüder gewesen, zwei Männer gegen die ganze Welt, Freunde auf immer. jetzt erschien ihr Charles wie … Charles eben. Ein Bediensteter. »Habt ihr euch entzweit?«
    Dougald unterbrach das Essen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sein Benehmen hat mir nicht immer Freude bereitet.«
    »Oh!« Hannah nahm nachdenklich einen Bissen. »Das klingt gar nicht nach Charles. Ich habe immer gedacht, er würde dir deine heiß geliebte Eisenbahn eigenhändig bauen, wenn du es wolltest.«
    »Was er zweifelsohne täte. Aber er hat in einer sehr wichtigen Angelegenheit seine Stellung überschätzt und es auch nicht wieder gutgemacht. Eine zweite Chance bekommt er nicht.«
    Hannah war der Appetit vergangen, sie legte den Löffel weg. Wenn Dougald schon so unversöhnlich war, was Charles betraf, was kam dann auf sie zu? Scheidung erschien fast zu gut für eine Frau, die davongelaufen war und ihren Ehemann jahrelang dem Verdacht ausgesetzt hatte, ein Mörder zu sein.
    Nein, rief sie sich ins Gedächtnis, er hätte sich den Gerüchten nicht aussetzen, sondern einfach nur erklären müssen, dass sie fortgelaufen war …
    »Warum isst du nichts?«, fragte er. »Du bist zu dünn.«
    »Warum isst du nichts?«, konterte sie. »Du bist auch zu dünn.«
    Was so nicht stimmte. Ob ein Mann von seiner Statur ein paar Pfund mehr oder weniger auf den Knochen hatte, bemerkte man ohnehin nicht. Aber ein wenig mehr Gewicht hätte vielleicht dieser permanenten Grimmigkeit in seinem Gesicht gut getan … und zudem war ein hungriger Mann auch leicht reizbar.
    Was er dachte, wusste sie nicht. Sie konnte nicht mehr wie früher in seinem Gesicht lesen. Also starrte sie ihn an, wie er sie; provozierte ihn mit trotzig erhobenem Kinn und hartem Zug um

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