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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Stichwort abgepasst hatte. Er hätte seines Herrn Mahlzeiten nie jemand anderem anvertraut und hielt ein Silbertablett in den rheumatischen, ausgedorrten Händen. Hinter ihm schwebte ein Lakai herein und brachte, mit einer Vorsicht, als könnte alles jeden Moment explodieren, Wein und zwei Gläser. Offensichtlich hatte er Charles und dessen boshafte Zunge bereits hinreichend kennen gelernt.
    »Nehmen Sie diesen Tisch da und stellen Sie ihn zwischen Seine Lordschaft und …« Er betrachtete Hannah mit eisigem, trotzdem respektvollem Blick. »… die Lady.«
    Der Lakai schickte sich an zu gehorchen, indem er Weinflasche und Gläser unter den Arm klemmte. Charles schloss ob der ungeschickten Vorgehensweise gottergeben die Augen, während der junge Bursche den niedrigen, runden Tisch ans Feuer rückte. Schließlich platzierte er Wein und Gläser an der Tischkante, verbeugte sich und trat in den Hintergrund.
    Charles stellte das Tablett ab und deckte auf, was Hannah Gelegenheit gab, den Mann, der den Pippards schon so viele Jahre zu Diensten stand, genauer zu studieren. Das Hinkebein hatte er sich als Soldat Napoleons im Spanischen Unabhängigkeitskrieg eingehandelt, wo ihn Dougalds Großvater gerettet hatte. Eine Tat, die den Pippards die unverbrüchliche Ergebenheit des Franzosen sicherte, der seither jedes offizielle Mitglied der Familie in Ehren hielt.
    Aber Hannah war kein offizielles Mitglied der Familie gewesen, zumindest nicht nach Charles' Definition. jetzt stand er vor ihr. Ihr kleiner, krummer Richter und Gefängniswärter. Die Jahre waren zwar glimpflich mit ihm umgegangen, doch die Natur hatte es von Anfang an nicht gut mit ihm gemeint. Er war weder merklich gealtert, noch war seine Nase länger geworden oder die Haut unterm Kinn faltiger. Und seine Augen schossen immer noch wild herum, durchbohrten jedes Ding kritisch und entdeckten jede Unzulänglichkeit. Wie es ihm wohl zusetzte, sie wieder bedienen zu müssen! Sie, die seinem Herrn nicht das Wasser reichen konnte.
    Vielleicht genoss er es aber auch, sie zur Gesellschafterin herabgestuft zu sehen. Hannah hätte es nicht zu sagen vermocht. Sie hatte ihn nie verstanden, und sogar jetzt erstaunte es sie über die Maßen, dass er mitgeholfen hatte, sie zurückzuholen.
    Vielleicht hatte ihn nur der Wunsch getrieben, seinen Herrn von dessen Ehegelöbnis befreit zu sehen.
    Hannah schaute in die Flammen.
    Vielleicht hatte Dougald sie
deshalb
hergeholt. Um eine Scheidung zu erreichen – nachdem er sie zuvor noch hinreichend gepiesackt hatte.
    Aber eine Scheidung war schmutzig und teuer. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Dougald sein Scheitern öffentlich eingestand. Was also hatte er mit ihr vor?
    Charles reichte dem Lakaien die Tellerhauben und wedelte mit der Hand, um dem Burschen zu verstehen zu geben, dass er sich entfernen solle. Was er auch tat, und zwar so hastig, als sei er um ein Haar der Exekution entgangen. Der Kammerdiener trat einen Schritt vom kunstvoll gedeckten Tisch zurück und verkündete in seinem näselnden, französisch durchsetzten Englisch. »Ich habe den Koch angewiesen, nach meinem eigenen Rezept einen
coq au
vin
zuzubereiten, mit einer
soupcon.
Darf ich servieren?«
    Hannahs Magen verriet sich mit einem Knurren, das hoffentlich niemand gehört hatte. Charles war für so etwas ohnehin taub. Er schöpfte Hannah ihr altes Lieblingsessen in einen tiefen Teller, bestreute es mit Brotbröseln und frischer Petersilie und reichte es ihr. Mit einer zackigen Handbewegung schnalzte er ihr die schneeweiße Serviette auf den Schoß und rückte den Tisch zurecht. Dann legte er ihr einen blank polierten Löffel hin und wartete, dass sie zulangte.
    Was blieb ihr anderes übrig? Das Huhn war zart, die fein mit Thymian gewürzte Soße schmeckte wunderbar nach Wein, und ein noch zarteres Gemüse ließ sich im Vorfrühling nirgendwo auftreiben. Also murmelte sie, ohne aufzublicken: »Es ist vorzüglich. Vielen Dank.«
    Er verbeugte sich, sein Mund war verkniffen.
    »Ich mag Frauen mit gutem Appetit«, verkündete Dougald. »Schon sehr früh fiel mir auf, dass Frauen, die gutes Essen zu schätzen wissen, auch Appetit auf … andere Köstlichkeiten haben.«
    Hannah blickte auf und schaute ihn finster an.
    Mit einer schnellen Drehung zog Charles den Korken aus der Flasche und schenkte Hannah Burgunder ins strahlende Kristallglas.
    Sie nahm den Kelch am Stiel, betastete vorsichtig den Schliff. Er war perfekt, fing das Licht ein und war schön

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