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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Weben?«
    Er äußerte sich nicht weiter dazu. »Die anderen Damen sind wohlauf. Mehr als das. Sie sind kerngesund, von Schwerhörigkeit einmal abgesehen, soweit es Miss Isabel angeht, die ein Teleskop besitzt und gerne die Sterne betrachtet.«
    »Die Sterne.«
    »Miss Ethel züchtet Blumen.«
    »Was eine eher typische Beschäftigung für eine alte Dame ist.«
    »Typisch?« Er schien den Begriff zu überdenken und schüttelte schließlich den Kopf. »An deiner Stelle würde ich lieber nichts ›Typisches‹ erwarten. Miss Minnie hat manchmal nervöse Anfälle und zeichnet. Nähen tun sie alle.« Er legte die Fingerspitzen aneinander. »Es macht dir doch nichts aus, dich um vier Damen zu kümmern?«
    Was sollte sie dazu sagen? »Nicht im Geringsten!«
    »Immerhin bist du umso glücklicher, je mehr Arbeit du hast.«
    Sie vergaß jede Vorsicht vor diesem neuen Dougald hier und keifte. »Absolut korrekt! Danke, dass du an mich gedacht hast!«
    Er lüpfte einen Winkel seines grimmigen Mundes. Sie hatte den Köder geschluckt, reagierte auf seine Herausforderung. Wenn das hier ein Spiel war, hatte er es gewonnen. Wenn das hier Krieg war, dann hatte sie ihm gerade die Waffe in die Hand gegeben, mit der er sie verwunden konnte. In Zukunft musste sie vorsichtiger sein, musste bedenken, dass im Augenblick
er
derjenige war, der die Kontrolle hatte. Ob sie zu kommen hatte oder zu gehen, wann sie arbeitete und wann sie frei hatte. Er war der Hausherr, sie die Angestellte. Zumindest, bis sie herausgefunden hatte, wie sie denn wieder entkam.
    Vor Dougald flüchten …
jedes Zusammentreffen mit ihm schien mit einer Flucht zu enden. Wenn sie ihn jetzt so ansah, war Davonlaufen gar keine schlechte Idee.
    Aber sie bewahrte Haltung und sagte: »Nett von dir, dass du jemanden engagierst, der sich um die Damen kümmert.«
    Sie glaubte schon, ihn mit ihrer Ernsthaftigkeit verärgert zu haben; aber bevor sie sich ihrer Sache sicher war, hatte sich sein Anflug von Zorn bereits gelegt.
    »Es ist überhaupt nicht nett von mir«, verbesserte er. »Das sind vier exzentrische Wesen, die, seit ich hier bin, allerhand Schwierigkeiten machen. Ich will sie im Zaum gehalten wissen.«
    »Schwierigkeiten?« Hannah tat, als denke sie nach. »Von Schwierigkeiten stand nichts in den Briefen.«
    »Der letzte richtige Earl – der, der es geschafft hat, mehr als dreißig Jahre zu überleben war der Bruder meiner Großtante und hat ihr erlaubt, jedes herrenlose Wesen, das ihr über den Weg lief, aufzunehmen. Aber als die Zahl dann ins Uferlose gewachsen war, geriet plötzlich alles außer Kontrolle.«
    Hannah konnte sich kaum das Grinsen verkneifen, so wehrlos wirkte er. »Du sagtest, es seien
vier!«
    Dougald erhob sich mit nervenzerfetzender Gelassenheit. »Findest du mich lachhaft?«
    Ihr verging die Heiterkeit, und sie erhob sich ihrerseits, um ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. »Lachhaft bestimmt nicht – aber du sprichst über dieses Kleeblatt, als wäre es ein Rammbock und du das geschmerzte Portal.«
    Zum ersten Mal, seit Dougald am Fenster gestanden und sich zu ihr umgedreht hatte, fürchtete Hannah ihn nicht mehr, zermarterte sich nicht mehr den Kopf und starrte ihn nicht mehr an. Vielmehr schien sie ihn mit einem allzu freundlichen Blick bedacht zu haben, denn seine Miene war weder finster noch spöttisch.
    Oh, nein … viel schlimmer.
    Er starrte sie an, als sei sie das arglose Rehkitz und er der böse Wolf. War er ihr in ihren Gedanken gefolgt und hatte sich an ihren Erinnerungen ergötzt? Oder hatte er sich anderer, leidenschaftlicherer Zeiten erinnert? Zeiten, als sie trotz aller Streitigkeiten und allen Unglücks beieinander gewesen waren, weil die Natur es verlangt hatte und ihnen keine andere Wahl geblieben war, als sich zu ergeben?
    Wenn er über die Vornehme Akademie der Gouvernanten Bescheid wusste, dann wusste er sicher auch von den Schwierigkeiten und Nöten, mit denen sie zu kämpfen gehabt hatte. Ihm musste klar sein, dass sie stark und zäh, nicht mehr das naive Mädchen war, das er damals beinahe zerstört hätte.
    Nur … die Art, in der er sie ansah, hatte mit Geschäftstüchtigkeit nichts zu tun oder mit den Jahren der Trennung oder damit, wie sich ihre Körper und ihr Denken verändert hatten. Sein Blick überschwemmte sie mit purer, animalischer Hitzigkeit. Er trat eine ganze Lawine von Erinnerungen los. Ihr leises Stöhnen, seine bedingungslose Leidenschaft, ihre nackten Körper … auf einem Bett, einem Tisch … im

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