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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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missglückt.
    Dougald erhob sich, ohne sich wieder zurechtzumachen, obwohl er wissen musste, wie zerzaust sein Haar war. »Guten Abend, die Damen«, sagte er und ging feierlich und hoch aufgerichtet auf die vier zu, als irritiere es ihn nicht im Geringsten, dass sie ihn in einer kompromittierenden Situation erwischt hatten.
    »Wie geht es dir, mein lieber Junge?« Die kleine, grauhaarige Dame stand auf Zehenspitzen. Dougald beugte sich zu ihr hinunter. Sie küsste ihn auf die Wange und tätschelte ihm den Kopf. »Habe ich dir schon gesagt, Junge, wie glücklich ich bin, endlich meinen Neffen hier zu haben?«
    »Des Öfteren, Tante Spring!« Hannah erkannte die tiefe, gedämpfte Stimme wieder. Dies war die Lady, die sie mit ihrem Ausruf aufgescheucht hatte. Sie hatte wunderschön frisiertes weißes Haar und türmte sich förmlich über der winzigen Tante Spring auf, groß gewachsen und breit, wie sie war. Keine unförmige Dickmamsell; aber sie war die Sorte Frau, die man in Irrenanstalten gerne als Pflegerin einstellte.
    »Aber Miss Minnie, Tante Spring darf mir das so oft sagen, wie sie will.« Dougald verbeugte sich vor den beiden. »Es ist mir eine Ehre, meiner lieben Großtante so willkommen zu sein.«
    Miss Minnie grunzte.
    »Siehst du, meine Gute. Er ist wirklich ein lieber Junge«, triumphierte Tante Spring.
    »Ja. Das ist er.« Miss Minnie sprach eigentlich nicht, sondern verkündete Urteilssprüche. Jetzt kam sie hereingerauscht wie eine Fregatte unter vollen Segeln. »Guten Abend, Dougald!«
    Dougald verbeugte sich nochmals und begrüßte dann die Dame mit den blitzenden Augen und dem Mund, der fürs Lachen gemacht schien. Die, die so lautstark seine Männlichkeit angezweifelt hatte. »Guten Abend, Miss Isabel.«
    Die dunkle Haut und das fein geschnittene Gesicht ließen Hannah vermuten, dass es sich bei Miss Isabel um eine Spanierin oder Italienerin handelte, und tatsächlich klang in der tiefen, rauchigen Stimme ein mediterraner Akzent durch. »Dougald, mein Lieber, ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich wie alle anderen auch Tante Isabel nennen sollen.« Sie zupfte ihn am Ohr und zwinkerte Hannah zu. »Und Sie auch, Liebe.«
    Hannah unterdrückte die Belustigung, die sie zu erfassen drohte. Entweder wollten die Damen ihr Zeit geben, sich zu sammeln, oder sie waren immer von solch überwältigendem Überschwang.
    Die weißhaarige Lady schoss mit der Geschwindigkeit eines Blitzschlags durch den Salon. Bei den Blumen, die Charles zuvor neu arrangiert hatte, blieb sie stehen und richtete die Blüten wieder so in der Vase, wie sie ursprünglich gestanden hatten, wobei sie die ganze Zeit über sprach. »Dougald, haben Sie meinen Rosenstrauch gesehen? Ich habe Ihnen doch gesagt, wenn wir ihn in diese sonnige Ecke schieben, dann blüht er. Und heute, bei diesem verteufelten Wetter, hatte er doch tatsächlich eine schöne gelbe Blüte.«
    »Guten Abend, Miss Ethel!« Dougald verbeugte sich.
    »Tante Ethel, bitte! Die Blütenblätter sind spitz, müssen Sie wissen.«
    Sie schien auf eine Antwort, ihre botanischen Ausführungen betreffend, zu warten. Aber Miss Minnie hatte sich mittlerweile Hannah zugewandt. »Ist das die junge Frau, die sich um Spring kümmern soll?«
    »Das ist sie«, bestätigte Dougald. »Tante Spring, darf ich Ihnen Miss Hannah Setterington vorstellen? Sie ist Ihre neue Gesellschafterin.«
    Hannah knickste. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Madam. Ihrer aller Bekanntschaft!«
    Tante Spring kam mit klickenden Absätzen über die hölzernen Dielen getrippelt. »Meine Güte, was sind Sie für ein hübsches Ding!«
    »Vielen Dank, Madam.«
    »Nennen Sie mich einfach Tante Spring.« Sie legte Hannah die Hand an die Wange. »Das nenne ich hoch gewachsen!«
    »Ja, das bin ich wohl.« Über einen Kopf größer als Tante Spring, ein bisschen größer als Minnie und ein ordentliches Stück größer als die beiden anderen Damen, die von durchschnittlichem Wuchs waren.
    »In meiner Jugend hab ich mir nichts so sehr gewünscht, als so geschmeidig gewachsen zu sein.« Sie tätschelte Hannah die Wange. »Aber Lawrence hat mich geliebt, wie ich war, und er selber war wirklich ein gut aussehender Mann.«
    »Lawrence?« Hannah hatte Tante Spring für unverheiratet gehalten – für eine jener zahllosen Frauen, die nicht mit einer Mitgift gesegnet waren und deshalb auch keine Verehrer abbekamen.
    »Lawrence, meine große Liebe! Er ist im Spanischen Unabhängigkeitskrieg ums Leben gekommen,

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