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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Tante Ethel halsstarrig. »Seht euch nur an, wie er brütet. Er brütet vor sich hin, seit dem Tag seiner Ankunft. Nicht, dass es mich stören würde, Dougald, mein Lieber!«
    Dougald nickte bloß, als hätte er all das schon oft gehört.
    Die Damen unterhielten sich über Dougald und Hannah, als seien die beiden gar nicht da. Als gehörten die vier schon so lange zum Inventar des Schlosses, dass die üblichen Höflichkeitsregeln für sie keine Geltung mehr hatten. Vielleicht betrachteten sie die anderen auch nur als flüchtige Stolpersteine auf ihren eigenen, langen Lebenswegen. Dougald jedenfalls benahm sich, als sei alles in bester Ordnung. Er schien es gewohnt zu sein, dass die Damen, die unter seinem Dach lebten, über ihn redeten, sich stritten, und zwar mehr als unverfroren.
    »Ich bin schier verrückt nach Männern, die ordentlich vor sich hin brüten«, sagte Tante Ethel. »Sollen sie doch kommen und in meinem Schlafzimmer brüten!«
    »Ethel!« Minnie hörte sich aufrichtig entrüstet an.
    Miss Minnie war die Älteste. Trotz ihrer imposanten Größe und aufrechten Statur schien sie doch an die zehn Jahre älter zu sein als die anderen, die Hannahs Alter ungefähr auf sechzig schätzte. Der Altersunterschied schien Minnie von den anderen zu trennen – nicht nur was die Jahre anging, sondern auch hinsichtlich des Weitblicks.
    »Dass Schnee auf dem Dach liegt, heißt noch lange nicht, dass unten im Ofen kein Feuer brennt!«, gab Ethel zurück.
    Hannah wusste nicht, ob sie kichern oder in Ohnmacht fallen sollte, und tat deshalb keines von beidem. Sie benahm sich einfach so, als seien Unterhaltungen dieser Art ihr täglich Brot.
    »Sicher, aber das wollen die Kinder bestimmt nicht hören.«
    Die alten Damen legten eine Pause ein und sahen die Kinder an.
    Dougald hatte offensichtlich entschieden, dass Hannah eine hinreichende Demonstration der Herausforderung erhalten hatte, die sie erwartete, denn er stach in die Lücke und sagte trocken: »Miss Setterington hat mir berichtet, dass sie früher Kleider entworfen hat.«
    Die junge Dame starrte Dougald finster an. Sie wollte nicht daran erinnert werden, wie er ihren naiven Traum vom eigenen Modehaus als Köder dazu benutzt hatte, sie in die Ehe zu locken.
    Der Zug rumpelte dahin, Hannah saß kerzengerade auf ihrem Sitz und würdigte Dougalds liegende, halb nackte Gestalt keines Blickes. Sie spulte im Geiste Miss Blackmoors grässliche Ausführungen ab, was Mädchen widerfahren konnte, die es sich in Gegenwart eines Mannes zu bequem machten. Ganz zu schweigen davon, dass es gegenwärtig der Mann selbst war, der die Stirn hatte, sich niederzulegen.
    Was allerdings ein verführerischer Gedanke war nach dem Essen und dem Wein und so wie der Zug schaukelte … Als Hannah zwölf Jahre alt gewesen war und die Menstruation eingesetzt hatte, hatte ihre Mutter ihr in dürren Worten sämtliche Fakten der menschlichen Reproduktion erläutert. Aber Hannah konnte sich nicht entsinnen, dass Mutter dieses nervöse, sprunghafte Gefühl erwähnt hatte, das Dougald in ihr mit seinen meergrünen Augen, seiner tiefen Stimme und seiner sorglosen Missachtung jeglicher Etikette hervorrief Das Geschwätz der Mädchen war ihr immer zu dumm gewesen; also konnte sie auch nicht wissen, warum ihre
Haut so kühl erschauerte, warum ihr um die Brust so eng war und warum sie plötzlich den Drang verspürte, sich sämtliche brav geschnittenen Fingernägel bis aufs Blut abzubeißen.
    Sie war sicher, dass keiner sie je darauf hingewiesen hatte.
    Er machte das gewiss nicht mit Absicht. Dougald war sich nur nicht bewusst, wie verführerisch seine Aufmerksamkeiten einem Mädchen erscheinen mussten, das keinerlei Erfahrung mit Männern hatte. Bestimmt war er keiner von den Schurken, die Mädchen provozierten. Er wollte sie heiraten, und Mutter hatte gesagt, dass alle Männer am liebsten Frauen heirateten, die unberührt von primitiven Instinkten geblieben waren. Er konnte also gar kein Interesse daran haben, Hannah anzulocken und danach ihre Unerfahrenheit gegen sie auszuspielen.
    Warum hatte sie nicht daran gedacht, eine Decke zu kaufen? Dann hätte Dougald ein Kissen gehabt, und Hannah hätte nicht so verbissen die Landschaft betrachten müssen, um ihre verräterischen Augen daran zu hindern, seine Brust zu betrachten und seine breiten Schultern, die Leibesübungen und harte Arbeit gestählt hatten. Er war nackt und braun gebrannt und sehr reizvoll für ein Mädchen, das in Kindheit und Jugend bis auf

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