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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Onslow wirkte in keiner Weise reuevoll. »Meine liebe Miss Setterington, ich lebe von Gerüchten. Ein Mann in meiner Position ist entweder ein Raconteur, eine Klatschtante, oder überflüssig.«
    »Ah!« Hannahs Widerwillen legte sich. Onslow sprach die Wahrheit. Und wenn sie zu einem Dinner geladen war, zog sie es vor, neben einem Mann wie diesem platziert zu werden und nicht neben einem dieser elend properen Herren, die Lord Ruskin für eine unverheiratete Frau passend fand.
    Nun, darum würde sie sich ohnehin nie mehr sorgen müssen. »Nichtsdestotrotz erscheint es recht undankbar, dass Sie Lord Raeburns Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, ihn auf der anderen Seite aber schlecht machen.«
    Sir Onslow lächelte. »Dabei habe ich Dougald einen echten Gefallen erwiesen. Bevor ich hier angekommen bin, wusste man in Lancashire doch kaum über ihn Bescheid. Was für ein Raufbold er in seiner Jugend war. Dass er von zu Hause ausgerissen ist, weil sein Vater ihn so gehasst hat. Und wie er plündernd und stehlend durch die Straßen zog.«
    Hannah hatte damals davon gehört, aber natürlich war das nur Tratsch gewesen, den man sich hinter dem Rücken der jungen Ehefrau leise zuflüsterte. Und als sie Dougald zu den Geschichten hatte befragen wollen, hatte er sie abgelenkt oder ignoriert.
    Ebenfalls ein Kapitel seines Lebens, an dem er sie nicht teilhaben ließ.
    Sir Onslow fuhr fort: »Ich erzähle allen, wie Dougald sich änderte, weil er seine junge Frau so liebte. Wie sie sich gestritten haben und sie damit drohte, ihn zu verlassen. Und wie er ihr im Zorn erklärte, dass er ihr den Hals umdrehen würde, wenn sie ihn verließe.«
    Ein Schauder kroch Hannah den Rücken hinauf. Sir Onslow kam mit seiner Dramatik der Wahrheit ein wenig zu nahe.
    »Und so hat er sie umgebracht und ihren Körper den Wölfen überlassen – seither trauert er um sie!« Sir Onslow zwinkerte vergnügt. »Ich habe dies Gerücht überall ausgestreut, und Dougald gilt jetzt von Schottland bis Cornwall als ein Mann voller Rätsel, Leidenschaft und Fortune. Er sollte mir wirklich dankbar sein. Ich habe ihm Charisma verpasst.«
    Der Duft frisch gebackenen Weizenbrots stieg Hannah in die Nase. »Und ist er Ihnen dankbar, Sir Onslow?«
    »Vermutlich nicht, ich habe Ihnen doch gesagt, er ist ein Barbar!«
    Wieder lachte Hannah. Sie konnte sich nicht helfen, Sir Onslows Stimme war drollig, und nach Dougalds erdrückender Rachsucht war sein Witz recht erfrischend. Im Weitergehen fragte sie: »Haben Sie immer schon zeitweise auf Raeburn gewohnt?«
    »Mutter hat darauf bestanden. Sie sagte, es sei mein Erbe, und natürlich finden es die weniger illustren Mitglieder der Gesellschaft beeindruckend, wenn ich mich Sir Onslow of Raeburn Castle nenne.« Er lächelte die Porträts seiner Vorfahren an. »Also stelle ich mich oft so vor.«
    Hannah drehte die Rose zwischen den Fingern und kicherte über seinen selbstironischen Tonfall.
    Hinter ihnen kamen Schritte die Treppe herunter. Hannah wandte sich um und entdeckte einen unrasierten, schlampig gekleideten Charles, der sie mit blutunterlaufenen Augen flxierte und auf sie zulief, als habe er eine Mission zu erfüllen.
»Madame,
auf ein Wort bitte …«
    »Was für eine rustikale Hast, mein guter Mann!« Sir Onslow zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und wedelte in Charles Richtung. »Außerdem bringen Sie einen französischen Schwall von Knoblauch mit.«
    Charles blieb stehen und registrierte erst jetzt Hannahs Hand auf Sir Onslows Arm. Seine ohnehin schon faltigen Lippen kräuselten sich, und er senkte das Haupt.
»Madame …«
    »Für Sie immer noch ›Miss Setterington‹«, warf Onslow ein.
    Charles starrte ihn mit mahlendem Kiefer an. Er wusste ganz genau, wie sie hieß, er hasste es, korrigiert zu werden; noch mehr verabscheute er Maßregelungen, wenn er im Recht war.
    Hannah hatte ihre Freude daran, ihn so verärgert zu sehen.
    Widerwillig gab Charles nach und sagte: »Miss Setterington, ich hatte gehofft, Sie würden mich zu Lord Raeburn begleiten. Sie werden gebraucht.«
    Ah, Dougald hielt sich also noch gar nicht im Frühstückszimmer auf, und sie musste sich nicht wappnen, ihm zu begegnen. Noch nicht jedenfalls.
    Charles war immer derjenige von den Bediensteten gewesen, der nach ihr gesucht hatte, wenn Dougald ein Halstuch gebunden oder einen Knopf angenäht haben wollte; der albernen Tätigkeiten wegen also, die ihm für seine Ehefrau akzeptabel erschienen. Die Erinnerung setzte ihr zu, und sie hörte

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