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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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ein paar alte Freunde aus Gossentagen mitgespielt hatten.
    »Kommen Sie her, junger Mann«, kommandierte Miss Minnie in ihrer strengsten Tonlage.
    Er humpelte auf sie zu und ächzte bei jedem Schritt.
    Hannah riss ihren entsetzten Blick von seinem Gesicht los. Sie konnte nichts für ihn tun. Es kam ihr nicht zu. Sie blickte sich um und sah die Tanten in schönem Gleichklang die Köpfe schütteln. Mrs. Trenchard rang die Hände. Unter der Tür stand Charles und stierte Hannah an, als sei der Zustand seines Herrn allein ihre Schuld; doch dann begriff sie, weshalb er sich ausgerechnet an sie zuerst gewandt hatte. Vielleicht hatte er gedacht, Dougald würde auf sie hören und sich verarzten lassen.
    Dougald hatte nie auf sie gehört. Charles sollte das wissen. Dieser dumme Mann hatte sich geprügelt! Sie hätte ihm am liebsten mit dem Zeigefinger gedroht und ihn ausgeschimpft, ihm einen kalten Lappen aufs Auge geklatscht und ihm gesagt, wie kindisch und unbesonnen er sich benommen habe.
    Und warum lehnte Sir Onslow an der Anrichte und grinse wie ein Honigkuchenpferd über Dougalds humpelnde Erscheinung? Sie mochte diesen Sir nicht mehr. Und sie verstand nicht, weshalb er ihr zuvor amüsant erschienen war.
    Miss Minnie nahm Dougald bei den Händen und begutachtete ihn von oben bis unten. »Wenn Sie wirklich vom Pferd gefallen sind, Dougald, dann sind Sie anscheinend auf einem Haufen Findlingen gelandet.«
    Sir Onslow gluckste.
    Miss Minnie fuhr zu ihm herum. »Was gibt es da zu lachen, junger Mann?«
    Onslow kam unter dem rechtschaffen empörten Blick Minnies schnell wieder zur Besinnung. »Nichts, Madam.«
    »Das würde ich auch denken.« Miss Minnie nahm Mrs. Trenchard ins Visier. »Wir brauchen Salbe und Verbandszeug aus dem Medizinschrank.«
    Mrs. Trenchard sortierte die Schlüssel an ihrem Gürtel. Als sie den richtigen gefunden hatte, knickste sie: »Ich hole die Sachen sofort, Madam!«
    Sie hastete davon und hinterließ eine Stille, die Tante Spring aber sogleich beendete. »Wie konnte Dougald sich so viele Kratzer einhandeln, wenn er doch vom Pferd gefallen ist?«
    »Er hat sich geprügelt, Spring, Liebes!« Tante Ethel schüttelte den Kopf, dass die weißen Locken hüpften. »Ich hätte gedacht, der gute junge würde sich geschickter anstellen mit seinen Fäusten.«
    Hannah fuhr hoch. Dougald wusste sehr guten Gebrauch von seinen Fäusten zu machen. Er hatte es ihr erzählt, und sie hatte ihn nach Faustkämpfen öfter stolz schwadronieren hören. Wie hatte er sich nur so zerschlagen lassen können?
    Nachdenklich betrachtete sie ihn.
    Doch er ignorierte sie standhaft, humpelte auf den hohen, geschnitzten Stuhl am Kopfende der Tafel zu und setzte sich mit ausgesuchter Vorsicht. »Es könnte mir nicht besser gehen«, schnarrte er mit einem Blick, der Jeden Widerspruch erstickte.
    Den Tante Spring aber nicht zur Kenntnis genommen hatte. »Warum hast du dich geprügelt, Dougald? Das hast du doch noch nie getan.«
    Dougald faltete die Serviette auf und wiederholte: »Ich bin vom Pferd gefallen.«
    »Eine Kellerei mit einem Pferd?«, neckte ihn Tante Isabel.
    Er erwiderte ihr Lächeln nicht, konnte das vermutlich nicht. Nicht mit diesem Riss in der Lippe. Hannah bediente sich mit einem weiteren Sauerteigbrötchen – und fragte sich, wie sie das alles essen sollte. Sie war gerade zu ihrem Platz unterwegs, als Mrs. Trenchard zurückkehrte, schon laufend und mit vollen Händen.
    Charles setzte sich in Bewegung, doch Miss Minnie donnerte: »Geben Sie das Verbandszeug Miss Setterington! Dann sehen wir gleich, ob sie genug von Krankenpflege versteht, um sich um die liebe Tante Spring kümmern zu können.«
    »Ich lasse mich aber nicht in Faustkämpfe verwickeln«, protestierte Tante Spring.
    Charles hob an:
»Mademoiselle
Minnie, ich habe schon angeboten, Seiner Lordschaft die Wunden zu versorgen, aber er hat äußerst lautstark abgelehnt. Falls er also …«
    Hannah hatte keine Lust abzuwarten, wie der Disput ausging. Sie marschierte geradewegs auf Dougald zu, bewaffnet mit hart erkämpfter Zuversicht und – einem Teller voller leckerer Dinge. Sie war eine kompetente Krankenpflegerin, und es juckte sie in den Fingern, Dougald zu verarzten – und zwar in jeder Hinsicht. Energisch fasste sie ihn am Arm. »Lassen Sie uns in den kleinen Speisesaal gehen.«
    Er betrachtete ihre Hand. »Miss Setterington, Sie sind anmaßend.«
    Hannah nahm die Hand weg. »Also gut.« Sie drehte ihm den Rücken zu, verschränkte die Arme vor der

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