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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Lawrence um meine Hand angehalten hat, hat er sich darüber beschwert, dass Lawrence so arm sei. Zweifellos wäre ich als Frau eines Soldaten glücklicher geworden, statt meiner Lebtag von Rupert abhängig zu sein!« Sie nickte, bis die Locken wippten. »Wenn Rupert sich nicht geweigert hätte, der Hochzeit zuzustimmen, hätte ich das Vergnügen gehabt, mit Lawrence vereint zu sein. Er ist zwar dann bald im Spanischen Unabhängigkeitskrieg ums Leben gekommen und erst am Ende ein Held geworden, aber ich hätte wenigstens ein paar Erinnerungen mehr gehabt …« Sie schaute geradeaus ins Leere, die Mundwinkel nach unten, die Augen traurig und trüb.
    Stille breitete sich im Handarbeitszimmer aus. Hannah sah Tante Springs Freundinnen einander anschauen und sich bekümmert zulächeln.
    Tante Isabel beugte sich zu Hannah hinüber, tätschelte ihr die Hand und sagte mit einer Stimme, die vom Tonfall her so gar nicht zu dem delikaten Augenblick passen wollte: »Es ist schon eine Tragödie, eine von uns hätte glücklich verheiratet sein können, wenn auch nur für kurze Zeit – und auch leider sehr prosaisch, dass der Mangel an Geld diese Verbindung verhinderte – zuletzt dann der schreckliche Umstand, dass der Tod eine Liebe beendet hatte, die ewig hätte dauern sollen.«
    »Oh, nein! Ich liebe ihn doch noch immer, und er liebt mich auch. Eines Tages sind wir alle wieder zusammen – er und ich und die liebe kleine …«
    Tante Spring legte die Hand an die Stirn, als hätte sie Schmerzen. Doch dann besann sie sich auf ihren Enthusiasmus und klatschte in die Hände. »Aber bis dahin habe ich meine Freundinnen, die mich so glücklich machen. Lawrence war meine große Liebe, und ein aufrichtig Liebender will, dass die Frau, die er liebt, glücklich ist – egal, wie lange er auf sie warten muss.«
    »Was für ein schöner Gedanke«, sagte Hannah, während dieselbe Hannah dachte: »Schon wieder ein Beweis dafür, dass Dougald mich nie geliebt hat.« Dougald wollte sie unglücklich sehen, und er machte seine Sache gut. Manchmal fühlte sie sich, als sei ihr das Wort »Bastard« auf die Stirn gebrannt. Deshalb war sie nach Lancashire gekommen. Um herauszufinden, wo sie herkam.
    Und Dougald hatte das begriffen. Natürlich. Vor Jahren hatte sie ihm erklärt, wie sehr sie sich wünschte, ihre Herkunft zu kennen; aber damals hatte er ihren Wunsch als Unsinn abgetan. Dieser Schafskopf hatte ihr doch tatsächlich vorgeschlagen, sie solle einfach für
ihn
leben! jede feinfühlige Seele hätte verstanden, weshalb sie dagegen rebelliert hatte, nicht aber Dougald. Er war für all das taub gewesen, bis er sein Wissen als Druckmittel gegen sie einsetzen konnte.
    Ihr Blick ruhte auf Tante Spring. Sie war der Schlüssel zu Hannahs Glück. Sie kannte Hannahs Angehörige und wusste vermutlich, wo sie lebten. Was hielt sie noch davon ab, selbst zu ihren Großeltern zu gehen, sich als ihre Enkelin vorzustellen und ein paar schöne Tage zu verleben?
    Sie legte die Hand an den Hals und spürte ihren rasenden Puls.
    Was hielt sie davon ab? Doch nur ihre Angst, brutal abgewiesen zu werden.
    »Spring, meine Liebe«, sagte Tante Ethel. »Du wolltest Miss Setterington eigentlich erzählen, weshalb wir Queen Victoria darum bitten möchten, uns hier zu besuchen.«
    Hannah hatte keine Ahnung, wie es passiert war – aber sie fand sich plötzlich auf ihren Füßen wieder. »Sie wollen, dass Queen Victoria Sie besucht? Hier?«
    »Liebe Miss Setterington, eine Dame schreit nicht so herum.« Doch während sie Hannah zurechtwies, starrte Miss Minnie böse in Tante Ethels Richtung.
    »Es tut mir ja so Leid.« Tante Ethel war verlegen und schuldbewusst. »Ich wollte doch nur, dass Tante Spring weitererzählt.«
    »Miss Setterington hat nicht im Geringsten geschrien. Sie hat nur ausnahmsweise einmal sehr deutlich gesprochen.« Tante Isabel zupfte an Hannahs Rock. »Meine Liebe, Sie neigen eher dazu zu nuscheln.«
    »Ich werde mich bessern«, sagte Hannah dumpf.
    »Jetzt setzen Sie sich doch wieder hin, Liebe, und lassen Sie Tante Spring alles erklären.«
    Verwirrt sank Hannah auf ihren Stuhl. Was immer Tante Spring auch zu sagen hatte, es konnte niemals erklären, was Dougald sich dabei gedacht hatte, den Tanten davon zu erzählen, dass Hannah Ihre Majestät kannte. Erwartete man von ihr, dass sie der Königin schrieb und sie nach Raeburn Castle einlud? Aber warum? Bildete er sich ein, ein Besuch der Königin verschaffe ihm noch mehr Macht? Wenn dem so war, dann

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