Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
Ungeduld.
    »Sagen Sie uns, was Sie davon halten«, verlangte Tante Isabel.
    »Die Details … die schöpferische Präzision …« Queen Victoria sah aus wie Queen Victoria, und wenn Prinz Albert daran litt, dass der eine Wangenknochen höher stand als der andere, dann durfte man das den Schöpferinnen des Werks nicht vorwerfen. »Es ist atemberaubend«, gab Hannah wahrheitsgemäß von sich und bemühte sich, nicht zu nuscheln.
    »Ich habe euch gesagt, dass es gut ist!«, verkündete Tante Isabel triumphierend.
    »Wie lange haben Sie daran gearbeitet?«, wollte Hannah wissen.
    »Seit ihrer Geburt im Jahre 1819«, antwortete Tante Ethel.
    »Vierundzwanzig Jahre …« Doch Hannah war erstaunt, dass sie in solch kurzer Zeit fertig geworden waren. »Ihre Majestät sollte das wirklich …« Sie brach ab. Ihre Majestät sollte das zu sehen bekommen; aber ohne Dougalds Erlaubnis konnte sie es nicht wagen, der Königin eine Einladung zu schicken. »Es ist einfach großartig!«
    »Sehen Sie sich den Hintergrund an. Wir haben verschiedene Symbole ausgewählt, die für Victorias Souveränität stehen.« Tante Spring wies mit ausladender Handbewegung auf den Bildhintergrund. »Isabel hat hier Sterne und Mond platziert, wobei das Glitzern der Sterne auf die Erhabenheit Ihrer Majestät verweist.«
    »Dieses Königsblau bildet einen fantastischen Kontrast.« Staunend über die enorme Arbeits- und Konzeptions-Leistung, die die Damen in den Wandteppich investiert hatten, trat Hannah einen Schritt zurück.
    Tante Ethel deutete auf eine aufgeklappte Kassette voller Juwelen. »Tante Spring hatte die Idee, vermittels der Edelsteine den Reichtum der Nation deutlich zu machen.«
    »Die Farben sind ganz außergewöhnlich.« Hannah trat wieder einen Schritt näher heran.
    »Der Vorschlag, Rosen symbolisch zu verwenden, stammt von Ethel. Rote und weiße für England und seine Geschichte, rosafarbene für die ewige Jugend Ihrer Majestät und die Dornen, sehen Sie hier, Miss Setterington …« – sie zeigte auf die Stiele und Zweige am unteren Teppichrand – »die Dornen verweisen darauf, dass England sich zu verteidigen weiß und niemals erobert werden wird.«
    »So klug und so gedankenreich!« Hannah konnte es gar nicht lassen, diese harmonische Komposition zu bestaunen, dieses prächtige Ergebnis voller Symbolkraft. »Von wem stammt der Entwurf?«
    »Von unserer lieben Minnie. Sie hat die Zeichnungen angefertigt, und als wir uns geeinigt hatten, haben wir das Ganze in Rechtecke aufgeteilt. jede von uns sollte zwei davon weben. Dann haben wir sie angepasst und zusammengenäht …« Tante Spring klatschte glücklich in die Hände. »Wir haben alles selber gemacht. Nicht einmal Näherinnen haben wir engagiert. Wir wollten, dass er ganz allein unser Tribut an die Königin wird. Gefällt er Ihnen denn?«
    »Hinreißend.« Hannah gingen langsam die Adjektive aus, aber der Wandteppich hatte sie alle verdient.
    »Ist er Ihrer Majestät auch würdig?«, hakte Miss Minnie nach.
    Hannah hielt den Atem an, aber sie musste einfach antworten. »Sie wäre geehrt, solch ein Geschenk in Empfang nehmen zu dürfen.«
    »Sie laden sie also nach Raeburn Castle ein?« Tante Ethels blaue Augen strahlten.
    Was sollte sie sagen, welche Antwort geben? Sie versuchte, etwas Zeit zu gewinnen, und hoffte auf eine Erleuchtung. »Wie Sie sich sicher vorstellen können, wird der Terminkalender Ihrer Majestät Monate im Voraus festgelegt. Nachdem ich ihr geschrieben habe, könnte es wiederum Monate oder sogar …«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie nicht kommen wird?« Miss Minnies Stimme überschlug sich.
    Auf Minnie war Verlass, wenn es darum ging, Hannahs Unsicherheiten zu erkennen und unverblümt anzusprechen. Letztere studierte erneut den Wandteppich und war wie gelähmt vom direkten, alles durchdringenden Blick Victorias. Die junge Frau mochte die Tanten weder belügen, noch weniger als ihr Bestes geben. Sie wünschten es sich so sehr. Sie hatten es verdient, der Königin ihre Hommage zu zeigen, so wie die Königin es verdient hatte, das Resultat ihrer Mühen zu sehen zu bekommen. »Sie verstehen doch, dass ich nichts versprechen kann. Möglicherweise kommt sie niemals …«
    »Das wissen wir. Sie ist die Königin von England. Aber wenn wir sie nicht fragen, werden wir es auch nicht herausfinden«, erklärte Tante Isabel.
    »Was wäre das Schlimmste, das Ihre Majestät uns antun könnte? Mit Bedauern ablehnen?« Zitternd sank Miss Minnie auf einen Stuhl. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher